Kommentar aus Berlin

AfD-Spitzenduo: Ein Wahlkampf ganz weit rechts

25.5.2021, 15:47 Uhr
Tino Chrupalla und Alice Weidel (re.) sind das Spitzenduo der AfD für die anstehende Bundestagswahl.

© Kay Nietfeld, dpa Tino Chrupalla und Alice Weidel (re.) sind das Spitzenduo der AfD für die anstehende Bundestagswahl.

Die Entscheidung über das Spitzenpersonal für einen Wahlkampf sagt einiges darüber aus, womit und bei wem eine Partei am Wahltag punkten will. Die Grünen bevorzugten die Kandidatin, die sich am klarsten vom restlichen Bewerberfeld unterscheidet. Die SPD stellte einen Mann auf, der eigentlich gar nicht so richtig zum eher linken Programm passt. Die Union tritt mit jemandem an, der für die bisherige Konsenspolitik im Stile Merkels steht. Und nun wissen wir es auch bei der AfD, wohin der Weg gehen soll: klar nach rechts.

Das ist ein gewisses Kunststück bei einer Partei, die ohnehin schon am rechten Rand der Gesellschaft steht. Doch das Votum der AfD-Basis lässt keinen Zweifel daran, dass der etwas moderatere Kurs des Vorsitzenden Jörg Meuthen nicht mehrheitsfähig ist. Alice Weidel und Tino Chrupalla stehen nicht für eine klare Distanzierung vom formell aufgelösten, aber immer noch existenten völkischen Flügel um Björn Höcke.


+++ Weidel und Chrupalla sind Spitzenkandidaten-Duo der AfD +++


Es mag auch andere Gründe dafür gegeben haben, warum die beiden den Mitgliederentscheid klar gewannen. Einer davon ist sicher die bundesweite Popularität von Alice Weidel und die gute Vernetzung ihres Mitbewerbers Tino Chrupalla im Osten Deutschlands. Doch der harte, unversöhnliche Rechtsaußen-Kurs, den vor allem die Fraktionsvorsitzende im Bundestag schon oft vorführte, dürfte ebenfalls ein gewichtiges Argument gewesen sein.

Eine Schlappe für Meuthen

Die Alternative wären die Bundestagsabgeordnete Joana Cotar und der ehemalige Drei-Sterne-General Joachim Wundrak gewesen - beides Kandidaten nach dem Geschmack des Bundessprechers Jörg Meuthen. Der versucht seit längerem, die AfD in Richtung eines etwas moderateren Kurses zu bewegen. Das zeigte sich zum Beispiel darin, dass er den Rechtsextremen Andreas Kalbitz aus der Partei drängte.

Doch die Flügel-Truppe scheint alles andere als geschlagen. Das hat auch der jüngste Parteitag bewiesen, bei dem Björn Höcke und die Seinen etliche Anträge im Wahlprogramm durchsetzten, die in ihrem Sinne waren. Vor allem bei der Pandemie-Politik bewegten sich die Rechtspopulisten stark in Richtung der selbsternannten "Querdenker".

Die Kür des Duos Weidel/Chrupalla hat einen Vorteil. Sie zeigt ehrlich auf, woran man als Wähler mit der AfD dran ist. Eben nicht bei einer Partei, die die rechte bürgerliche Mitte bedient. Es handelt sich klar um eine Bewegung, die wie andere europäische Rechtspopulisten die Bevölkerung spalten will, die gesamte Konkurrenz als "Systemparteien" abqualifiziert und die parlamentarische Arbeit nach Kräften sabotiert.

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