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Bayerns Schüler warten weiter auf Luftfilter: Neues Schuljahr, alter Ärger?

6.7.2021, 17:29 Uhr
Bayerns Schüler warten weiter auf Luftfilter und somit steht im neuen Schuljahr wohl der selber Ärger wie im alten an.

© Christophe Gateau Bayerns Schüler warten weiter auf Luftfilter und somit steht im neuen Schuljahr wohl der selber Ärger wie im alten an.

Die Bilanz des zu Ende gehenden Schuljahres fällt äußerst bescheiden aus: Mehr Missbrauchsfälle, mehr Gewaltdelikte in Familien, reihenweise psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen - all das sind Folgen der teils über Monate hinweg andauernden Schließung von Bildungseinrichtungen.

Kein Wunder, dass bereits jetzt voller Bangen auf den Herbst geblickt wird: Kann ich mein Kind ohne Bedenken in die Schule schicken? Muss ich mich erneut auf ein Dasein als Hilfslehrer einstellen? Es sind solche Fragen, die Müttern und Vätern durch den Kopf gehen.

Fragen, auf die die Politik nach einem Jahr des Experimentierens eigentlich Antworten geben müsste. Leider fallen diese unbefriedigend aus. In Bayern wird laut Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) weiter getestet, wenn auch mit einfacheren und somit für den Nachwuchs angenehmeren Verfahren.

Die Hoffnung auf Luftfilter bleibt hingegen an vielen Orten unerfüllt. Immerhin haben Land und Gemeinden das unwürdige Gezänk um die Finanzierung der Anlagen beendet. 190 Millionen Euro stellt der Freistaat zur Verfügung, Kommunen müssen die Hälfte der Kosten tragen. Was bleibt, ist völliges Unverständnis für die mangelnde Voraussicht. Seine einem Jahr wird über solche Filter debattiert, passiert ist viel zu wenig.

Traurig, aber absolut passend zu all dem, was Lehrenden und Lernenden im Schuljahr 2020/21 widerfahren ist. Unsere Bildungssystem genießt nur in Sonntagsreden höchste Priorität, im Alltag spielt das Wohlbefinden der dort versammelten Schulfamilie für die Politik keine allzu große Rolle.


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Lediglich der Beamtenstatus hat so manchen Schulleiter in Bayern daran gehindert, laut los zu poltern. Eltern, die sich besorgt nach dem Fortkommen ihres Nachwuchses erkundigt haben, durften feststellen, dass die Schuldigen gewiss nicht hinter dem Pult stehen, sondern in der Kultusbürokratie und der mangelnden Lobby der Bildung innerhalb der Staatsregierung zu finden sind.

Waren die Schließungen zwingend?

Nach wie vor gibt es keine schlüssigen Erklärungen, ob das Schließen der Schulen wirklich ohne Alternative gewesen ist. Immer noch verweigern Spitzenpolitiker der schwarz-orangenen Koalition eine Antwort auf die Frage, warum sehenden Auges Kinder sozial benachteiligter Eltern angehängt wurden.

Ganz zu schweigen von der Frage, wie all das, was im vergangenen Schuljahr versäumt wurde, wieder aufgeholt werden soll. Es bleibt die Erkenntnis, dass viele Kinder selbstständiger agieren können als dies noch vor einem Jahr der Fall war. Denn sie wurden ins kalte Wassere geworfen und mussten ihren schulischen Alltag selbst strukturieren.

In Zeiten der Pandemie Schüler oder Lehrer zu sein, das war kein Vergnügen. Im neuen Schuljahr dürfte sich an diesem Befund leider nichts ändern. Das Experiment geht weiter.

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