Corona-Impfung: Bestatter fühlen sich benachteiligt

19.1.2021, 16:49 Uhr
Corona-Impfung: Bestatter fühlen sich benachteiligt

© Rolf Vennenbernd/dpa

"Wir wurden einfach vergessen", sagt Angela Lachmann vom städtischen Bestattungsdienst, "dabei sind wir in Bayern als systemrelevant eingestuft. Denn wer sorgt sonst für einen würdigen Abschied?" Sie und ihre Kollegen sind enttäuscht: Bislang wurde noch kein einziger der 154 Mitarbeiter auf den städtischen Friedhöfen geimpft.

Unverständnis in der Branche

Natürlich sollen die Senioren in den Heimen vor ihnen das Serum bekommen, das sei unbestritten, betont die Abteilungsleiterin. Doch dass die Bestatter in keiner der drei ersten Prioritätsgruppen sind, stößt auf Unverständnis. Daher haben die Mitarbeiter des städtischen Bestattungsdiensts selbst auf sich aufmerksam gemacht und vor Weihnachten eine Liste mit Impfwilligen für das Gesundheitsamt zusammengestellt.

Doch angesichts der geringen Zahl von Impfdosen, die Nürnberg zugeteilt werden, macht man sich wenig Hoffnung, schon bald einen Termin zu bekommen. Daher setzen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterhin voll auf ihr Hygienekonzept: FFP2-Masken, Handschuhe und Einmal-Kittel oder Einmal-Anzüge sind selbstverständlich.

Unbedingt Abstand halten

Abstand zu den Trauergästen muss stringent eingehalten werden: Wer soll sonst die Aufgabe der Friedhofsschaffner übernehmen, den Sarg bei Erdbestattungen in die Grube abzuseilen, wenn ein Kollege erkrankt und andere in Quarantäne gehen müssen? Lachmann meint, dass für eine mögliche Corona-Ansteckung weniger die Verstorbenen, sondern deren Angehörige zum Problem werden könnten. Daher sei man auch bei den Personenkontakten sehr achtsam.

Corona-Impfung: Bestatter fühlen sich benachteiligt

© Robert Michael/dpa

Übertragen Tote das Virus?

Obwohl: Es gibt unterschiedliche Aussagen, ob Corona nicht auch von Verstorbenen auf Lebende übertragen wird. Viele Bestatter gehen zwar davon aus, dass dies nicht der Fall ist, bleiben jedoch vorsichtig. "Wenn wir Corona-Verstorbene abholen, kann bei der Umlagerung in den Sarg noch Luft und damit Aerosol aus der Lunge entweichen", meint Kimberley Padotzke vom Bestattungsunternehmen Bärbel Brand, "wir setzen daher auch den Verstorbenen eine FFP2-Maske auf."

Anschließend wickelt man den Leichnam in desinfektionsgetränkte Tücher. Der Sarg wird verschlossen und darf auch nicht mehr für Angehörige zum Abschied nehmen geöffnet werden. Da gebe es viele Nachfragen von Betroffenen, so Padotzke, doch die meisten zeigten für die vorgeschriebene Sicherheitsmaßnahme Verständnis.

Die Bestatterin gönnt den Senioren in Heimen, dass sie zuerst den Impfschutz erhalten: " Doch es wäre schön, wenn man auch uns berücksichtigt hätte. Aber wir sind gewöhnt, dass man uns nicht bedenkt."

Appell an Gesundheitsamt

Auch Sylvia Herrmann von GBG Bestattungen hat den Eindruck, dass ihre Branche benachteiligt wird: "Wir fühlen uns einfach nicht richtig beachtet." Vorerst bleibe nichts weiter übrig, als - wie seit Beginn der Pandemie - weiter penibel auf Sicherheitsmaßnahmen zu achten. Die GBG-Filialleiterin appelliert aber an die Zuständigen im Gesundheitsamt: "Bitte vergessen Sie uns Bestatter nicht und lassen Sie uns auf alle Fälle bei der ​​​​nächsten Impfrunde dabei sein."

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