Die zweite Welle ist wohl da - und jetzt sind wir alle gefragt

8.10.2020, 20:06 Uhr
Nürnberg: Ein Schild, welches den Mindestabstand empfiehlt, vor dem Cinecittà.

© Michael Matejka Nürnberg: Ein Schild, welches den Mindestabstand empfiehlt, vor dem Cinecittà.

"Keine Begegnung mit nachweislich Corona-positiv getesteten Personen aufgezeichnet", heißt es da. Monatelang aber gab es solche Meldungen auf der – umstrittenen – App eben gar nicht.

Das ist nur ein Beleg dafür, dass sie nun offensichtlich wirklich anrollt: die zweite Welle. Und es kann sein, dass in den Wochen zuvor, im Sommer, viel zu viel über diese zweite Welle geredet, geschrieben und dramatisiert wurde – mit der Gefahr, dass jetzt die Aufmerksamkeit dafür womöglich geringer ist als eigentlich notwendig.


Was stimmt denn nun? Verwirrung um Corona-Zahlen in Fürth


Der Umgang mit der Pandemie ist schwierig – auch in Deutschland, wo die Infektions- und Todeszahlen bisher weit unter dem Niveau der meisten anderen Staaten liegen. Wobei genau diese niedrigen Zahlen manche in falscher Sicherheit wiegen: Was wollt ihr denn, wir haben‘s doch geschafft – so ähnlich denken nicht wenige. Die Daten, die nun auch aus Deutschland, vor allem aus vielen benachbarten Staaten kommen, belegen das Gegenteil: Bei uns steigen die Infektionszahlen deutlich, anderswo dramatisch.

Was tun? Im Vergleich zum Frühjahr haben alle viel dazugelernt, was den Umgang mit dem Virus angeht. Was heute als Überreaktion gilt und auch so benannt wird – der Lockdown des Einzelhandels oder der Friseure zum Beispiel – , das war zu Beginn der Pandemie eben noch nicht als Überreaktion erkennbar. Da waren das Vorsichts-, Notmaßnahmen, um die Überbelegung der Intensivbetten zu verhindern. Schritte, die gewirkt haben – mit jenen heftigen, teils brutalen Folgen, die ökonomisch und menschlich zu beklagen sind.

Genau und lokal reagieren

Der deutsche Weg war – was die Infektionszahlen angeht – sehr erfolgreich, die Nebenwirkungen dagegen sind heftig. Inzwischen wissen wir: Es lohnt sich, gezielt und möglichst genau lokal zu reagieren, etwa bei der Bekämpfung von Corona-Hotspots in Großstädten. Begrenzte Maßnahmen erhöhen deren Akzeptanz, ebenso gut begründbare Lockerungen. Fürths Theaterchef Werner Müller zum Beispiel stellte gerade die berechtigte Frage, warum er in seinem Haus nur 200, ein vergleichbares Berliner Theater aber 400 Gäste unterbringen darf – bei penibelst eingehaltenen und überwachten Hygiene-Regeln.


Corona in Nürnberg und der Region: Das ist der aktuelle Stand


Was wir brauchen, ist ein Mix aus vertretbarem Pragmatismus und angesichts der Zahlen nach wie vor gebotener, dosierter Vorsicht. Wir hatten – auch in den Medien – zu viel Alarmismus gerade in Zeiten, als die Pandemie-Bekämpfung Erfolge brachte, aber auch zu viel Abwiegeln der nicht gebannten Gefahren. Ein Mittelweg wäre hilfreich, um die zweite Welle einzudämmen. Gefragt sind da nicht nur Politiker und Virologen, sondern wir alle.


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