Kommentar: Auch an diesem Ostern gibt es Grund zur Hoffnung

11.4.2020, 14:35 Uhr
Leer Bänke - aber mit Fotos von Gemeindegliedern: So wird in dieser Kirche Ostern gefeiert.

© Friso Gentsch, dpa Leer Bänke - aber mit Fotos von Gemeindegliedern: So wird in dieser Kirche Ostern gefeiert.

Ungewohnte Zeiten sind das - mit ganz anderen Feiertagen als sonst. Normalerweise ist nur der Karfreitag ein sogenannter „Stiller Feiertag“, mit Tanzverbot etc. - 2020 erleben wir das ganze Osterwochenende, dieses sonst so lebensfrohe Fest der Freude, als seltsam stille Tage.


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Eine durchaus lebendige Stille: Die Telefonleitungen glühen, das Internet ist zum Glück noch nicht zusammengebrochen angesichts der Menge an digitalen Kontakten, die wir alle nutzen. Wir feiern zwar nicht zusammen, aber wir kommen uns nah trotz der Ferne: So viele Mails, Whatsapp-Grüße und Anrufe, wie es einem denn so geht, gibt es in normalen Zeiten eher nicht.

Ist diese Nähe etwas, was bleiben kann in jener Zeit nach Corona, nach der sich verständlicherweise immer mehr Menschen sehnen? Dann schon, wenn wir es wollen – und auch tun.

Bewahren der Nächstenliebe

Es ist heikel angesichts vieler Erkrankter und Toter, angesichts der absehbaren Folgen der Krise von den Chancen zu sprechen, die sie auch bietet. Momentan zerstört sie zu viele Chancen, Existenzen, Lebensläufe.


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In den Predigten dreht sich vieles um Corona. Und um Hoffnung, gerade in diesen Zeiten. „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“ So steht es im ersten Korintherbrief. Glaube: Das ist Sache der Kirchen; Glaubenssache. Aber Liebe, Nächstenliebe: Sie ist eingewebt in unser Grundgesetz. Und zwar gleich mit dem allerersten Satz: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Da geht es auch um die Würde, ums Wohl des Schwachen, Kranken, Obdachlosen. Gerade sie brauchen Hilfe, Zuneigung. Und Hoffnung. Denn momentan leiden sie am meisten unter der Krise.

Es gibt durchaus Grund zur Hoffnung. Und zwar besonders in Deutschland: Die Infektions- und die Sterberaten sind deutlich niedriger als in anderen Staaten. Es bestehen Chancen fürs behutsame Wiederhochfahren des Lebens. Solche Exit-Pläne, die ebenfalls Hoffnung geben, müssen genau diskutiert und vermittelt werden. Denn es wird noch lange auf Regeln, auf Disziplin, auf Rücksicht ankommen – kurz: auf Nächstenliebe.


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Wir werden eine Politik der Nächstenliebe brauchen in und nach der Krise: Hilfen, nicht nur materieller Art. Und es liegt an uns allen, ob wir aus der Krise lernen. Ein paar Beispiele: Wo kaufen wir ein? Bei Amazon, das keine Steuern zahlt, oder beim Händler vor Ort? Wo werden Medikamente und Hilfsmittel produziert? Wie bevorraten wir sie? Wie bezahlen wir „systemrelevante“, harte Arbeit in Kliniken oder auch Läden? Die Gefahr besteht, dass wir nach Corona erst recht und ungebremst den Wachstums-Turbo einlegen. Aber dem steht die Hoffnung entgegen, Konsequenzen aus der Krise zu ziehen. Es liegt an uns, darauf zu drängen und uns dafür zu engagieren. Für eine Politik also, die ernst macht mit der Unantastbarkeit der Würde eines jeden Menschen.

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