ARD-Show nach dem Triell

Kommentar zum TV-Vierkampf: Endlich geht's um Inhalte

14.9.2021, 13:13 Uhr
Die Protagonistinnen und Protagonisten des Vierkampfs von links nach rechts: Janine Wissler, Christian Lindner, Alexander Dobrindt und Alice Weidel.

© Annette Riedl, dpa Die Protagonistinnen und Protagonisten des Vierkampfs von links nach rechts: Janine Wissler, Christian Lindner, Alexander Dobrindt und Alice Weidel.

Daumen hoch, Daumen runter - aber bitte nicht reden. So simpel waren die Spielregeln bei der Schnellfragerunde des TV-Vierkampfs am Montagabend bei der ARD. Gehalten hat sich daran nur keiner. Zu wichtig war es den Spitzenkandidaten der Linken, FDP, CSU und AfD, sich weniger als zwei Wochen vor der Bundestagswahl im Schatten des TV-Triells zu positionieren. Oder es in den 75 Minuten Sendezeit zumindest zu versuchen.

Es ging endlich um Inhalte, werden vor allen Dingen diejenigen entgegnen, denen die TV-Trielle zwischen Annalena Baerbock (Grüne), Armin Laschet (CDU) und Olaf Scholz (SPD) zu kleinteilig und laut waren. Leiser war auch der Vierkampf kaum - insbesondere zwischen Janine Wissler (Linke) und Christian Lindner (FDP) ging es beim Thema Klimakrise und CO2-Steuer hoch her. Während Lindner noch auf den Erfindergeist setzt, um von fossilen Brennstoffen unabhängig zu werden, schlug Wissler einige drastische Maßnahmen vor, die in der konservativ-liberal geprägten Runde nur auf wenig Begeisterung stießen. Auch bei der Vermögenssteuer gerieten beide erwartungsgemäß aneinander - mit Zwischenrufen von Alexander Dobrindt (CSU), der dem möglichen Koalitionspartner der Union artig beipflichtete.

Durch die Konstellation der Gesprächsrunde konnte Wissler als einzige Vertreterin des linken Lagers in vielen gesellschaftspolitischen Themen punkten. Wissler war die Einzige, die bei der Frage, ob der Mindestlohn angehoben werden müsse, entschieden den Daumen hob. Gleichzeitig dürfte sie mit ihrer Forderung der militärischen Abrüstung und dem fehlenden Bekenntnis zur Nato erneut für Magengrummeln bei SPD und Grünen gesorgt haben.

Bissige Moderation und Ablenkungsmanöver

Mit strenger Moderation gelang es den Moderatoren Ellen Ehni und Christian Nitsche, die Diskussionen nur selten ausufern zu lassen. Dennoch bohrten sie mit sichtlich großem Vergnügen immer wieder nach und entlarvten damit AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel. Auf Kalkulationen des Wirtschaftsforschungsinstituts ZEW angesprochen, wonach bei den Steuerplänen der AfD Geringverdiener am wenigsten und Spitzenverdiener am meisten profitieren würden, sprach Weidel davon, dass "diese Rechnung falsch sein muss". Einen Beleg dafür blieb sie unter Einsatz mehrerer Ablenkungsmanöver allerdings schuldig.

Und so war es nur konsequent, dass Weidel es im weiteren Verlauf versäumte, den menschengemachten Klimawandel anzuerkennen, sie die Verantwortung für die Reduzierung des CO2-Ausstoßes ins Ausland schob und keine konkreten Maßnahmen nennen konnte, wie die AfD klimapolitisch agieren möchte. Eine ähnliche Bissigkeit in den Rückfragen hätte sicherlich auch dem Triell am Sonntagabend gut zu Gesicht gestanden. So sorgte der Vierkampf bei vielen für einen Erkenntnisgewinn, den man sich auch bei den Kanzler-Triellen gewünscht hätte.

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