Uefa bleibt hart

Kommentar zur Regenbogenbeleuchtung: Zeichen setzen, aber mit Bedacht

22.6.2021, 17:50 Uhr
Allianz Arena darf beim Spiel Deutschland Ungarn nicht in Regenbogenfarben leuchten. Das Foto zeigt die Beleuchtung anlässlich des Christopher Street Days.

© Tobias Hase, dpa Allianz Arena darf beim Spiel Deutschland Ungarn nicht in Regenbogenfarben leuchten. Das Foto zeigt die Beleuchtung anlässlich des Christopher Street Days.

Dass die Münchner Allianz-Arena während des Spiels Deutschland-Ungarn in den Regenbogenfarben erstrahlt, hat der Europäische Fußballverband Uefa abgelehnt, weil er nach Selbstaussage eine „politisch und religiös neutrale „Organisation“ ist. Mit den Regenbogenfarben wollte der Münchner Stadtrat ein Zeichen gegen die Benachteiligung von homosexuellen und transsexuellen Menschen in Ungarn setzen.


Teile der fränkischen Stadien leuchten am Mittwoch in Regenbogenfarben


Das ungarische Parlament hatte erst am 15. Juni beschlossen, homosexuelle Darstellungen und Filme, die Jugendlichen zugänglich sind, zu verbieten. Überraschend war die Reaktion der Uefa nicht, denn Politik und Moral sind schlecht für das Geschäft, wenn der Sport vor allem gut vermarktet werden soll.

Gewinnmaximierung

Die Uefa gehört zu der Reihe von Organisationen, die vor allem eine Gewinnmaximierung im Bereich des Sports betreiben. Alles andere stört da nur. Selbst die Corona-Pandemie konnte das Geldzählen im schweizerischen Nyon, dem Sitz der Uefa, nicht aufhalten. Gut, es wurden ein paar Eintrittskarten weniger verkauft, aber das spielt im Vergleich zu den Werbeeinnahmen kaum eine Rolle. In Teilen kann man die Uefa aber doch verstehen. Wo würde die Lichtspiel-Stellungnahme für sexuelle Selbstbestimmung denn in letzter Konsequenz hinführen?


Fußballer gegen Homophobie


Es wäre grundsätzlich möglich, die Beleuchtung von Stadien zu politisieren, man müsste sich nur auf einheitliche Farbgebungen einigen. Einsatzbereiche wären „für Demokratie“, „gegen Rassismus“ und „für Chancengleichheit“ denkbar. Da käme ganz schön viel Sand in die sonst geschmeidig laufende Geldmaschinerie. Der internationale Sport, der trotz aller Beteuerungen fast immer auch eine politische Ebene hat, wäre dann endgültige ein politisches Instrument, das er schon einmal während des Kalten Kriegs war. Wer entscheidet auch in anderen Fällen, ob es sich um eine Meinungsäußerung wie im Fall der Regenbogenfarben handelt oder um eine strategische politische Instrumentalisierung des Sports?

Gute Absichten

Entscheidend wäre ein EU-Verfahren. Auf der anderen Seite ist das Anliegen, mit den Regenbogenfarben ein politisches Zeichen zu setzen, respektabel. Allerdings werden „Zeichen“ schon fast inflationär gesetzt. Mit dem Setzen von Zeichen wird politisch in der Regel wenig bewegt, aber die Zeichensetzer haben mit guter Absicht ein noch besseres Gewissen. Entscheidend ist aber doch, dass die EU ein Rechtsverfahren gegen Ungarn durchführt, weil die homophoben Gesetze gegen die Werte der Europäischen Union verstoßen.

Mit den Regenbogenfarben während des Spiels Ungarn-Deutschland würde Ungarn und seine Bevölkerung an den Pranger gestellt. Die Gesetze hat aber die Regierung Orban gemacht. Warum wird das Stadion nicht kurz vor dem Spiel 15 Minuten in Regenbogenfarben erstrahlen? Das Zeichen gegen Orban wäre gesetzt, aber die ungarische Bevölkerung nicht angeprangert.

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