Start im Terrorprozess nach Anschlägen auf türkische Läden in Bayern

2.3.2021, 11:44 Uhr
Der wegen versuchten Mordes in 31 Fällen, schwerer Brandstiftung und Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat angeklagte Mann (r) sitzt vor Prozessbeginn mit seinem Anwalt Matthias Bohn im Landgericht im Verhandlungssaal.

© Sven Hoppe, dpa Der wegen versuchten Mordes in 31 Fällen, schwerer Brandstiftung und Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat angeklagte Mann (r) sitzt vor Prozessbeginn mit seinem Anwalt Matthias Bohn im Landgericht im Verhandlungssaal.

Die Bundesanwaltschaft wirft dem Deutschen kurdischer Abstammung versuchten Mord in 31 Fällen, schwere Brandstiftung und Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat vor.

Der mutmaßliche Attentäter von Waldkraiburg ist nach Angaben seines Verteidigers womöglich psychisch krank. "Wir gehen selbst nicht von einer Schuldunfähigkeit, aber von einer verminderten Schuldfähigkeit aus", sagte sein Anwalt Christian Gerber am Dienstag zu Beginn des Terrorprozesses am Oberlandesgericht München. Grund sei "eine psychische Erkrankung" seines Mandanten. Auch das Gericht wies zu Beginn des Prozesses darauf hin, dass eine mögliche psychische Erkrankung des 26-Jährigen und die Unterbringung in einer Klinik im Raum stehe.

Der Angeklagte erschien in weißem Hemd und schwarzem Anzug im Gerichtssaal, blickte zunächst offen in Richtung der Fotografen und Kameraleute, bevor er sein Gesicht mit einem Block versteckte. Die Verteidigung kündigte an, dass er sich zu den Vorwürfen äußern wolle: "Er hat schonungslos Angaben zur Sache gemacht, das wird er auch hier tun."

Waldkraiburg: Ein Brandermittler der Polizei arbeitet Ende April 2020 nach dem Brand eines türkischen Geschäfts in der Ruine.

Waldkraiburg: Ein Brandermittler der Polizei arbeitet Ende April 2020 nach dem Brand eines türkischen Geschäfts in der Ruine. © Lino Mirgeler, dpa

Der damals 25-Jährige war im Mai vergangenen Jahres nach einer mysteriösen Anschlagsserie in der multikulturell geprägten Stadt, eine knappe Autostunde östlich von München, gefasst worden. Dort waren im April und Mai 2020 in mehreren Nächten Läden und Restaurants türkischstämmiger Inhaber mit einer übelriechenden Flüssigkeit attackiert worden. Ein Laden brannte aus. Vier Bewohner des Hauses wurden durch Rauchgas verletzt. Nur weil Bewohner den Brand bemerkten, gab es laut Bundesanwaltschaft keine Toten.


Angriffe auf türkische Läden in Bayern: Herrmann äußert sich


Der Mann, der sich selbst als Anhänger der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) bezeichnete, plante Ermittlern zufolge weitere Anschläge auf türkische Einrichtungen und Moscheen und wollte Imame erschießen.