Täter-Herkunft und Polizeiarbeit: Die unbequemen Tatsachen

13.7.2020, 12:41 Uhr
Herkunft eines Täter nennt die Polizei meist auf Nachfrage oder nur bei begründetem, öffentlichem Interesse.

© Polizei Bayern Herkunft eines Täter nennt die Polizei meist auf Nachfrage oder nur bei begründetem, öffentlichem Interesse.

Die Polizei in Deutschland, auch das Präsidium in Nürnberg, ist nicht dafür bekannt, unbedacht mit der Nennung der sozialen und kulturellen Herkunft von Tatverdächtigen umzugehen. Nicht selten wird diese erst dann genannt, wenn Journalisten gezielt danach fragen. Das wiederum geschieht nach den Regeln des Deutschen Pressekodex dann, wenn ein "begründetes öffentliches Interesse" daran besteht. Was wiederum Auslegungssache ist.

Polizei Stuttgart in der Kritik

Nun ist die Polizei in Stuttgart in eine politische Debatte darüber geraten, ob es rassistisch ist, wenn der kulturell-familiäre Hintergrund jener ausgeleuchtet wird, die an den anarchischen Vorkommnissen in der Nacht zum 21. Juni beteiligt waren. Bekannt ist, dass unter den jungen Leuten, die Polizisten angegriffen und Geschäfte geplündert haben, auch welche mit ausländischen Wurzeln und auch Asylbewerber waren.


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Wer die öffentliche Nennung dieser Tatsache für verwerflich hält, ist der Meinung, dass die kulturelle Herkunft eines Tatverdächtigen nichts mit der Tat an sich zu tun habe, sondern eher die sozialen Umstände. Das ist zwar nicht in Gänze falsch, denn wie jemand aufwächst, kann Einfluss auf sein späteres Verhalten haben. Dieses aber darauf zu reduzieren, ist zu eindimensional.

Alle Ursachen in Betracht ziehen

Es ist eine schlichte Tatsache, dass gerade männliche Jugendliche oder junge Erwachsene mit südeuropäischen und/oder muslimischen Wurzeln bei bestimmten Delikten, etwa wenn körperliche Gewalt im Spiel ist, im Verhältnis zu ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung überrepräsentiert sind.

Das kann damit zu tun haben, dass in einem solchen Umfeld eher erwartet wird, sich als Mann durchzusetzen, dass das Gewaltmonopol des europäisch-säkularen Staates nicht akzeptiert wird, dass die "Gesetze" und "Ehre" der Familie mehr zählen als die Regeln des gesellschaftlichen Zusammenlebens.


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Wenn die Polizei den Ursachen kriminellen Verhaltens auf den Grund gehen und zusammen mit der Politik Gegenstrategien entwickeln will, dann muss sie alle möglichen Ursachen im Blick haben – und dazu kann neben dem sozialen eben auch der kulturelle Hintergrund der Tatverdächtigen eine Rolle spielen.

Politiker von SPD, Linken und Grünen wollen oder können dies nicht akzeptieren, weil sie es für diskriminierend halten oder es der vermeintlichen politischen Korrektheit widerspricht. Der Polizei deshalb Rassismus vorzuwerfen, ist substanziell falsch.

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