Trotz Corona-Regeln: Kultusminister Piazolo findet Schulstart "gelungen"

18.9.2020, 14:01 Uhr
Piazolo betonte, dass auch der Distanzunterricht für die Schüler verpflichtend sei.

© Peter Kneffel, dpa Piazolo betonte, dass auch der Distanzunterricht für die Schüler verpflichtend sei.

Zwischen 8.200 und 9.700 der 150.000 an bayerischen Schulen unterrichtenden Lehrer stehen zu Beginn des neuen Schuljahrs nicht für den Unterricht in den Klassenräumen zur Verfügung. Zwischen 5,5 und 6,5 Prozent der 150.000 bayerischen Lehrkräften gehören nach Angaben von Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) gesundheitlichen Risikogruppen an, sind schwanger oder krank. 752 Lehrer standen am vergangenen Donnerstag unter Quarantäne. Dennoch sprach der Minister am Freitag in München von einem "gelungenen Schulstart".

Ab kommenden Montag entfällt in den weiterführenden Schulen die für die ersten neun Tage auch im Unterricht geltende Maskenpflicht für Schüler und Lehrer. Ansonsten muss weiterhin auf dem gesamten Schulgelände Mund-Nase-Schutz angelegt werden. Allerdings nähern oder überschreiten die Infektionswerte in einer Reihe von Städten und einem Landkreis derzeit die Warn-Marke von 35 Infektionen pro Woche pro 100.000 Einwohner oder nähern sich sogar der 50-er Marke. Nach dem Drei-Stufen-Plan des Kultusministeriums müssten bei Überschreiten dieser Werte in einer Region die Masken auch im Unterricht wieder angelegt und ab 50 zu wechselweisem Distanz-Präsenz-Unterricht übergegangen werden.

Kultusminister Piazolo will die Inzidenz-Werte jedoch nur als "Schwellenwerte" verstanden wissen, die keinen "Automatismus" auslösen. Welche Konsequenzen daraus für den Schulbetrieb gezogen werden, sollen daher die örtlichen Gesundheitsämter in Kooperation mit Schule und Kommunalpolitik entscheiden, sagte Piazolo. Klar ist, dass eine Klasse in Quarantäne muss, wenn dort ein Schüler oder Lehrer positiv auf das Corona-Virus getestet wurden. Am vergangenen Donnerstag verzeichnete die Statistik 42 positiv getestete Lehrer und 283 infizierte Schüler, zahlreiche geschlossene Klassen, aber nur vier komplett dicht gemachte Schulen in ganz Bayern. Knapp 7.000 der insgesamt 1,65 Millionen Schüler des Freistaats müssen derzeit in Quarantäne ausharren. Dies bedeutet andererseits, dass zwischen 98 und 99 Prozent der Schüler den Präsenzunterricht besuchen, unterstrich Piazolo.

Ende der Reisesaison lässt den Minister hoffen

Quarantäne bedeute jedoch keine Ausnahme von der Schulpflicht, betonte Piazolo: "Auch der Distanzunterricht ist verpflichtend". Daher seien Lehrer, die in Quarantäne sind oder sich per Attest als Angehörige einer Risikogruppe ausgewiesen haben, nicht vom Dienst befreit. Zum übergroßen Teil seien die 6.200 bayerischen Schulen sehr gut in das neue Schuljahr gestartet.

Der vorgegebene "Rahmen-Hygieneplan" werde ebenfalls sehr gut umgesetzt: Die Maskenpflicht, die ab Klasse 5 bis gestern (Freitag) auch für den Unterricht gegolten hatte, sei eine Belastung, aber sinnvoll gewesen. Dadurch habe das insbesondere von Reiserückkehrern ausgelöste Infektionsrisiko gesenkt werden können, meinte Piazolo. Der Minister hofft auf einen Rückgang des Infektionsgeschehens, da erst einmal nicht mehr gereist werde. Die Schulverwaltung sei aber "gut auf alles vorbereitet".

"Positiv überrascht" zeigte sich Piazolo vom Interesse, welches der Suche des Ministeriums nach "Teamlehrkräften" entgegen gebracht worden sei. Insgesamt 800 Teamlehrkräfte sollen jene Lehrer unterstützen, die wegen der Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe keinen Präsenzunterricht abhalten können. Sie müssen kein pädagogisches Studium absolviert haben. Auf die 800 angebotenen Stellen seien mehr als 6.000 Bewerbungen eingegangen, berichtete Piazolo. Mit 600 Bewerbern seien bereits Verträge abgeschlossen worden.

Das begonnene Schuljahr werde in einer "neuen Normalität" stattfinden, sagte Piazolo. Es werde immer wieder Schließungen von Klassen oder ganzen Schulen geben. Trotz Corona fänden aber unter entsprechenden Hygieneregeln sogar Sport, Theater und Chor statt. Auch Tagesausflüge seien möglich. Mehrtätige Klassenfahrten sind allerdings zunächst bis Ende Januar untersagt.

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