Trumps Truppenabzug: Symbole für den Wahltermin

30.7.2020, 09:06 Uhr
US-Präsident Donald Trump kündigte an, ein Drittel der in Deutschland stationierten US-Soldaten abziehen zu wollen. 

© Evan Vucci, dpa US-Präsident Donald Trump kündigte an, ein Drittel der in Deutschland stationierten US-Soldaten abziehen zu wollen. 

Eins kann als gesichert gelten: Donald Trump hat einen heiligen Zorn auf die Deutschen, besonders auf ihre Kanzlerin. Nirgendwo kann man das besser nachlesen als in dem Buch von Trumps früherem Sicherheitsberater John Bolton. Dies zu wissen ist wichtig, wenn man die jüngste Ankündigung zu dem geplanten Abzug von US-Soldaten aus Deutschland verstehen möchte.

Gewiss, Bolton ist selbst eine überaus umstrittene Gestalt und einer der größten Falken, der je ein Regierungsamt bekleidet hat. In mancher Hinsicht also eine problematische Quelle. Gleichwohl, der Mann mit dem markanten Schnauzer hat all seine Gespräche im Amt minutiös protokolliert, auch die Ausfälle gegenüber Merkel.


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Am Telefon soll der US-Präsident sie sogar direkt als "dumm" beschimpft haben. Ähnlich vulgär soll er gegenüber der früheren britischen Premierministerin Theresa May geworden sein. Trump hat erkennbar ein Problem mit Frauen, zumal wenn sie sehr selbstbewusst sind.

Einerlei, der Vorwurf des US-Präsidenten, das reiche Deutschland bezahle nicht genug für sein Militär, kommt aus der Tiefe seines Herzens. Er findet die Deutschen unehrlich, sie zocken die USA angeblich ab, übervorteilen sie wirtschaftlich. Und dass sie die Nato-Vereinbarung, die Verteidigungsetats auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) anzuheben, weiter nicht erfüllen, macht ihn rasend. Bei seinem Wahlkampfauftritt in Tulsa tobte Trump, die Deutschen schuldeten der Nato wegen zu niedriger Militärausgaben über 25 Jahre hinweg "eine Billion Dollar".


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Jetzt also wird es ernst? Wie zu erwarten war, hat US-Verteidigungsminister Mark Esper auch gestern keine konkreten Zahlen und Zeiträume nennen können. Einige Verlegungen könnten "innerhalb von Wochen" umgesetzt werden, bedeutet konkret: Es werden zumindest symbolische Truppenverlegungen erfolgen. Warum? Am 3. November ist der Tag der Präsidentenwahl. Trump, der wütend ist über sinkende Umfragewerte, wird bis dahin liefern wollen. Unbedingt, aber eben nur symbolisch.

Eingriff in die Architektur?

Sollte Trump, so er im Amt bleibt, allerdings Ernst machen mit dem Umzug des Hauptquartiers der US-Streitkräfte von Stuttgart ins belgische Mons, würde sich die Architektur der amerikanischen Präsenz in Deutschland grundlegend ändern. Das werden etliche Republikaner und Demokraten im Kongress parteiübergreifend verhindern wollen. Sollte Trump die Wahl verlieren, werden die Karten sowieso neu gemischt.

Klar ist aber, das man in Vilseck, wo angeblich 4500 Soldaten abgezogen werden sollen, verschreckt ist. Das wäre, zumal da noch viele Angehörige dranhängen, ein Schlag ins Kontor. Allerdings, auch hier gilt eine Erfahrung von den Orten, wo früher US-Truppen abgezogen sind: Die betroffenen Städte, unter anderem Fürth, haben sich nach einer schwierigen Phase prächtig entwickelt.

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