Laschet wird zur Zielscheibe

Wahlspot zur Bundestagswahl: SPD bricht ein Tabu

9.8.2021, 16:32 Uhr
Die SPD geht in einem Wahlwerbespot mit Armin Laschet, dem Kanzlerkandidaten der Union, hart ins Gericht. 

© Marius Becker, dpa Die SPD geht in einem Wahlwerbespot mit Armin Laschet, dem Kanzlerkandidaten der Union, hart ins Gericht. 

In den USA sind Attacken - auch solche die unter die Gürtellinie gehen - längst fester Bestandteil in den Präsidentschaftswahlkämpfen. In Deutschland kommt es zwar mitunter auch zu verbalen Angriffen, "negativ campaigning" wie in den USA gab es hierzulande aber nicht - zumindest bislang. Denn nun sehen Kritiker in einem Wahlwerbespot der Sozialdemokraten genau dieses Tabu verletzt.

Kritik kommt auch von Experten

Konkret geht es um einen von der SPD in der vergangenen Woche in Berlin vorgestellten Wahlspot. Darin ist vor einem schwarzen Hintergrund zunächst eine kleine Matroscka-Puppe zu sehen, deren Gesicht das von Armin Laschet zeigt. Im Hintergrund sagt währenddessen eine Stimme: "Wer Armin Laschet von der CDU wählt..." Dann wird die Puppe nach oben gehoben und es erscheint stattdessen eine mit dem Gesicht von Friedrich Merz. Die Stimme im Off sagt dazu weiter: "...wählt eine Politik, die Reiche reicher und Arme ärmer macht."

Dann hebt erneut eine Hand die Puppe an, es erscheint eine mit dem Gesicht von Hans-Georg Maaßen. Dazu hört man den Satz: "....Kandidierende, die die CDU an den rechten Rand rücken." Dann erscheint eine weitere Puppe, deren Gesicht viele wahrscheinlich gar nicht zuordnen können. Zu sehen ist Nathanael Liminiski, ein deutscher CDU-Politiker und Leiter der nordrhein-westfälischen Staatskanzlei. Dazu kommt aus dem Off: "...Erzkatholische Laschet-Vertraute, für die Sex vor der Ehe ein Tabu ist."

Dann folgen noch CSU-Verkehrsminister Andreas Scheuer und Gesundheitsminister Jens Spahn, gepaart mit dem Satz: "....Minister, die für maue Leistungen anstatt für die Mobilität für morgen stehen und ein Programm, das inhaltsleer ist." Das letzte Bild zeigt eine leere Puppe.

Vor allem, dass die SPD in dem Spot die religiösen Ansichten eines CDU-Politikers thematisiert und diese gleichzeitig mit Kanzlerkandidat Armin Laschet in Verbindung bringt, sieht die CDU-Zentrale deutlich kritisch. Wie der Tagesspiegel berichtet, sieht die Partei durch die Attacke die Prinzipien des fairen Wahlkampfs verletzt, will den Vorgang aber nicht weiter kommentieren, um ihn klein zu halten. Zudem sei die Aussage von Liminski aus dem Zusammenhang gerissen, zitiert der Tagesspiegel weiter, und aus dem Jahr 2007, als dieser 22 Jahre alt gewesen sei.

Gegenüber dem Medium äußerten sich zudem auch externe Experten zu dem Spot der SPD. Parteiforscher Uwe Jun der Universität Trier sagte demnach, die Attacke auf die religiöse Überzeugung eines Gegners sei ein Tabubruch. Es handle sich um "eine ziemlich drastische Form des ,Negative Campaigning’, die an amerikanische Vorbilder erinnert".

Auch bei Twitter kommt der dort gepostete Werbespot nicht gut an. Eine Nutzerin schreibt: "Ich bin Christin. Ich treffe Lebensentscheidungen anhand meines Glaubens. Es ist seine Privatsache, wie #Liminski diese für sich entscheidet. Es wird zum Problem, wenn sie seine Politik bestimmen & andere nach ihnen bewertet werden." Ein anderer kommentiert: "Ich möchte bitte, dass der Kram aus der Politik rausbleibt."

Doch nicht alle sind der gleichem Meinung: "Herrn #Liminski wird nicht seine Religion vorgeworfen, sondern dass er suggeriert, die Ehe für Alle sei unnatürlich & Abtreibung sei ethisch nicht vertretbar!" Andere spielen zudem auf Söder an, der laut ihrer Meinung teilweise ebenfalls seine christliche Überzeugung als Wahlkampfmittel nutze. So schreibt ein Nutzer zusammen mit einem Bild von Söder, der ein Kreuz in der Hand hält: "Es würde der CDU/CSU natürlich nie einfallen, Glaubensüberzeugungen politisch zu instrumentalisieren."

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