Kurze Nächte

Verschiedene Anzeichen: Wann Schlafmangel bedrohlich wird

23.2.2023, 08:58 Uhr
Klar, Kaffee hilft, wenn man müde ist. Man sollte es damit allerdings nicht übertreiben.

© Thomas Trutschel/photothek.net Klar, Kaffee hilft, wenn man müde ist. Man sollte es damit allerdings nicht übertreiben.

Die gute Nachricht: Grundsätzlich ist es kein Problem, eine Nacht nicht zu schlafen. Denn der Körper hält einiges aus und kann sich schnell regenerieren - wenn Sie es richtig angehen. "Man hat mindestens 48 Stunden Zeit, um den Schlafmangel auszugleichen", sagt Alfred Wiater von der Deutschen Gesellschaft für Schlafmedizin (DGSM).

Solange man müde ist, leidet man aber unter Konzentrationsschwierigkeiten, ist reizbarer, fröstelt schneller, hat eventuell Kopfschmerzen oder sogar Probleme beim Lesen und Sprechen. Auch Heißhungerattacken können auftreten, weil der Schlaf-Wach-Rhythmus gestört ist, sagt Susanne Diekelmann. Sie ist Schlafforscherin und Privatdozentin für Kognitive Neurowissenschaften an der Uni Tübingen.

"Bereits nach 17 bis 19 Stunden ohne Schlaf sind Leistungseinbußen zu erwarten, vergleichbar mit einem Blutalkoholspiegel von 0,5 Promille", sagt Wiater. Wenn der Schlafentzug anhält, sind die sich verschlimmernden Auswirkungen seiner Aussage nach:

  • Desorientierung
  • visuelle Fehlwahrnehmungen
  • Apathie
  • schwere Lethargie
  • sozialer Rückzug

    Aber was ist, wenn man nicht eine Nacht durchmacht, sondern regelmäßig wenig schläft? Eine sogenannte Schlafdeprivation kann krank machen oder Erkrankungen und gesundheitliche Beeinträchtigungen stark begünstigen. Dazu zählen den beiden Schlafexperten zufolge:

    • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
    • Bluthochdruck
    • Schäden an den Blutgefäßen
    • Übergewicht und Diabetes mellitus
    • erhöhtes Herzinfarktrisiko
    • erhöhtes Schlaganfallrisiko
    • ein marodes Immunsystem

      "Bei Schlafentzug wird immunologisches Gedächtnis deutlich schlechter gebildet", erklärt Psychologin Diekelmann. Das mache anfälliger gegenüber Infektionen: "Ist zum Beispiel eine Erkältung im Anflug, kann ihr eine durchgemachte Nacht zum Durchbruch verhelfen. Mit Schlaf wäre das vielleicht nicht passiert." Das hätten Studien mit Nasenspray gezeigt, das Erkältungsviren enthielt.

      Hat man aus unerfindlichen Gründen Schlafprobleme, sollte man deshalb einen Arzt aussuchen.

      Ansonsten gilt: Um nach einer kurzen Nacht durch den Tag zu kommen, kann ein kurzes Nickerchen helfen. Schon 20 bis 30 Minuten helfen dabei, sich körperlich und geistig zu regenerieren, sagt Schlafforscher Wiater. Zumindest erst mal - den Nachtschlaf ersetzt der Power Nap nicht. Zudem sollte man viel trinken, und zwar Wasser. Außerdem hilfreich: eine gute Ernährung mit Lebensmitteln, die den Stoffwechsel anregen und dem Körper rasch Energie bereitstellen.

      Wiater empfiehlt:

        Natürlich sei auch Koffein ein guter Wachmacher. Doch Kaffee und belebende Tees sollten nur in Maßen und vor allem nicht zum Abend hin getrunken werden. Immerhin sollte es nach einer durchgemachten Nacht relativ zeitig ins Bett gehen. Susanne Diekelmann rät zu viel Tageslicht und Bewegung. Ein Spaziergang an der frischen Luft ist ein guter Wachmacher.