Weihnachten und Corona: Kirche plant alternative Gottesdienst-Konzepte

22.10.2020, 06:00 Uhr
Der Koffer soll in der Advents- und Weihnachtszeit durch die katholische Gemeinde wandern.

© Inge Jokisch Der Koffer soll in der Advents- und Weihnachtszeit durch die katholische Gemeinde wandern.

Keine Gottesdienste zu Ostern, das hat viele Gläubige getroffen. Weihnachten soll es nicht wieder so sein – trotz Corona-Auflagen. Die Kirchen bereiten sich vor und suchen nach kreativen Möglichkeiten, Weihnachten zu feiern – mit Abstand, aber doch in Gemeinschaft.

Wie bei allen Vorhaben in diesen Tagen muss geplant werden, ohne sicher zu wissen, was in gut neun Wochen erlaubt sein wird. Doch die Verantwortlichen der Gemeinden stellen sich so gut es geht auf strenge Regeln ein. Gottesdienste – zum Teil mehr als sonst – mit den derzeit geltenden Abstandsregeln sind geplant. Das bedeutet aber auch, dass weniger Gläubige in der Kirche Platz haben.

Zentral in den Überlegungen – sowohl in der katholischen als auch in den evangelischen Gemeinden in Bad Windsheim – ist das Krippenspiel. Der sonst vor allem von jungen Familien sehr gut besuchte Gottesdienst am Nachmittag kann nicht wie üblich stattfinden. Nicht nur die Plätze in der Kirche, auch das Einhalten der Abstände beim Spiel machen es schwierig.


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Es scheint, als hätte das Freilandtheater Pate gestanden bei den Alternativen, die vorbereitet werden: Winter-Wandel-Weihnachtsspiel könnte man es nennen, oder ein Krippenspiel in Stationen. Die Idee habe er von einer Freundin in einem sozialen Netzwerk, sagt der katholische Pastoralreferent Ludger Mennes, doch bei der Umsetzung habe er sich tatsächlich am Freilandtheater orientiert, in dem er seit Jahren mitspielt.

Mehrere Stationen sind geplant. Die Gruppen werden in zeitlichem Abstand losgeschickt. Statt Taschenlampen wie beim Freilandtheater gibt es ein Liedblatt. Ein Ausrufer schickt die Besucher auf den Weg: Dort begegnen sie Maria und Josef auf Herbergssuche, den Heiligen Drei Königen und Engeln, die den Hirten den Heiland verkünden. Allerdings nicht als reale Personen. Videos werden gedreht.

Das mache es einfacher, erklärt Mennes, auch, falls die Regeln verschärft werden. Ähnlich sieht das Pfarrer Helmut Spaeth auf evangelischer Seite. Dort wird an einem ähnlichen Konzept gearbeitet, auch dabei werden wohl Videos zum Einsatz kommen. Heute kommt das Planungsteam zusammen.


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Trotzdem werden nicht so viele wie sonst das Spiel ansehen können. Zeit ist ein begrenzender Faktor. Mennes kalkuliert mit sechs Mal 20 Personen, das wäre etwas mehr als die Hälfte der sonst über 200 Gottesdienst-Besucher. Spaeth plant für 300 Gäste, in früheren Jahren waren es gut 500. Dennoch: "Es ist ganz wichtig, dass es stattfindet und dass junge Familien integriert werden", sagt Spaeth.

Neben dem Krippenspiel wird es auch traditionelle Gottesdienste geben, unter entsprechenden Auflagen. Es ist Dekanin Karin Hüttel wichtig, dass die Gläubigen einen "leibhaftigen Gottesdienst" erleben können, auch wenn es dazu virtuelle Alternativen gibt. Vorteil ist die Größe der Kilianskirche. Trotzdem würden eventuell Eintrittskarten ausgegeben. Wer keine mehr bekommt, müsste auf einen anderen Gottesdienst ausweichen.

Von katholischer Seite ist bereits klar, dass die Besuche der Gottesdienste und des Krippenspiels nur mit Anmeldung möglich sein werden. Die Weihnachtszeit reiche bis Dreikönig, sagt der katholische Pfarrer Michael Wildenauer, da könnte sich das etwas entzerren. "Ich bedaure es sehr, aber wir können nicht alle Wünsche bedienen", betont er. So werden in Ipsheim keine Gottesdienste möglich sein.

Maria und Josef im Koffer

Es gibt noch weitere kreative Ideen, wie Maria und Josef im Koffer. Die sollen laut Mennes durch die Gemeinde wandern, von Haus zu Haus. "Ich weiß nicht, wo der Koffer landet", sagt er. Er würde sich aber freuen, wenn per WhatsApp Bilder kämen, wo die Koffer-Krippe aktuell steht. Auch einen WhatsApp-Gottesdienst kann er sich vorstellen.

Weihnachten ist vielen wichtig: Das merken sowohl Dekanin Hüttel ("Das Interesse ist wirklich groß.") als auch Mennes. "Danke, dass sie das wieder so anbieten." Über solche Rückmeldungen hat er sich sehr gefreut. Er ist zuversichtlich, dass alles klappt. Viele haben Unterstützung zugesagt. Die wird auch nötig sein, für die Corona-Konzepte braucht es viel Personal.

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