Zum "Ja" wird nicht Nein gesagt

Corona-Pandemie hält Frankens Paare nicht vom Heiraten ab

25.6.2021, 05:50 Uhr
Corona-Pandemie hält Frankens Paare nicht vom Heiraten ab

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Es ist schön, auf Fragen klare Antworten zu erhalten. Im Idealfall lautet diese "Ja" oder "Nein". Die Frage, ob in der Coronapandemie mit seinen zeitweise sehr strengen Maßnahmen weniger Paare geheiratet haben, ist so leicht aber nicht zu klären. Denn die Zahlen ergeben kein einheitliches Bild.

Das Landesamt für Statistik in Fürth hält in einer Tabelle die Eheschließungen der vergangenen Jahre für jede kreisfreie Stadt und jeden Landkreis im Freistaat fest. Diese sind sogar nach den einzelnen Monaten aufgeschlüsselt.

In der Stadt Ansbach, zum Beispiel, gaben sich im Mai 2019 - also noch vor dem Beginn der Pandemie - insgesamt 9 Paare das Ja-Wort, 2020 waren es 20. Auch im darauffolgenden Monat Juni überstieg die Zahl der Eheschließungen im Pandemie-Jahr 2020 (20) die Eheschließungen in 2019 (13). Im Juli und August der Jahre 2019 und 2020 liegt die Differenz jeweils nur bei einer Hochzeit. Die Zahlen für 2021 liegen dem Amt noch nicht vor.

Dass die Pandemie die Heirats-Lust geschmälert hat, lässt sich auch anhand der neuesten Zahlen von Erlangen nicht ableiten, die dem Standesamt vorliegen. Im Mai 2019 versprachen sich 53 Paare die ewige Treue, 2020 waren es 46 und heuer wiederum 53. Von einem Beflügeln der Heiratslust kann, weil es nun Lockerungen gibt, aber auch nicht die Rede sein. Im Juni dagegen gibt es von 2019 (60 Trauungen) auf 2021 (31) fast einen Rückgang um die Hälfte. 2020 war in 48 Fällen der Standesbeamte gefragt.


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Pandemie hin oder her: "Wer heiraten wollte, hat geheiratet", sagt Heidi Petri, die das Standesamt in Erlangen leitet. Gründe sind, dass die Paare Kinderwünsche haben, einen gemeinsamen Nachnamen tragen möchten oder Eigentum gekauft werden soll. "Die Heiratslust ist nicht ausgegangen."

Für die Standesbeamten hatte die Zeit, in denen die 7-Tage-Inzidenz sehr hoch war und deswegen nur das Brautpaar und die Trauzeugen zur Zeremonie zugelassen waren, auch einen unerwarteten positiven Nebeneffekt. Sie konnten sich, verrät Petri, auf die Brautpaare konzentrieren und mussten nicht auf die vielen Gäste Rücksicht nehmen, die sonst erst Tränen trocknen müssen, Fotos machen oder geplante Aktionen durchführen wollten. Es war "ruhiger", sagt Petri.

Hans-Jürgen Hähnlein, der das Rechts- und Standesamt in Schwabach leitet, hat - als insgesamt nur fünf Personen im Trausaal zugelassen waren - die Zeremonie humorvoller gestaltet. Dass Paare wegen der Pandemie doch nicht geheiratet haben, sei selten vorgekommen, erzählt er. Die Zahl, die abgesprungen sei, liege im einstelligen Bereich. "Viele ziehen es durch."


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Auch in Schwabach haben sich die Zahlen der Eheschließungen und Anmeldungen für Hochzeiten nicht eindeutig in eine Richtung entwickelt. Sie schwanken nach Angaben der Stadt hin und her: März (2019: 8 Eheschließungen, 2021 waren es 4), April (23/15), Mai (14/20), Juni (29/21), Juli (28/30) und August (24/21).

Dass nun wieder mehr Menschen bei einer Hochzeit zugelassen sind, weil die Zahl der Infizierten niedrig ist, wirkt sich offenbar nicht direkt auf die Zahlen aus. Um diese Zeit _ also in den wärmeren Monaten - sei immer "Trauungshochkonjunktur", sagt Hähnlein.

In einem anderen Bereich gab es jedoch Veränderungen. So berichtet die Nürnberger Hochzeitsplanerin Kathrin Otzmann, dass die Anfragen in der Zeit des harten Lockdowns auf Null sanken. Und nun, seitdem Lockerungen verkündet wurden, nehmen diese wieder zu. Nur einige Paare haben die Hochzeit bisher verschoben oder ganz abgesagt.

Größere Schwanken im Kreis Erlangen-Höchstadt

Im Kreis Erlangen-Höchstadt gibt es laut der Zahlen des Landesamts für Statistik zum Teil größere Schwankungen bei den Zahlen der Eheschließungen - aber auch hier mit unterschiedlicher Tendenz. Im Mai 2019 gab es dort 109 Eheschließungen, 2020 aber nur 56. Dagegen verkehrt sich die Situation im Oktober: 2019 versprachen sich 71 Paare, 2020 aber 112.

Eine Tendenz bei den Hochzeiten in Mittelfranken ist erst ersichtlich, wenn man einen größeren Zeitraum betrachtet. Vergleicht man die Summe der Eheschließungen von Januar bis November der Jahre 2019 und 2020 - für Dezember 2020 fehlen noch die Daten - fanden 2020 fast 1000 Eheschließungen weniger statt als 2019.

In der Stadt Forchheim ist die Zahl der Trauungen laut Standesamt in den letzten Monaten nicht in besonderem Maße zurückgegangen. Viele Brautpaare entschlossen sich dort trotz Corona zu heiraten. Im Jahr 2019 wurden 148 Eheschließungen durchgeführt, 2020 waren es 123.

In Nürnberg gingen die Zahlen zurück

Dieser Rückgang sei nicht unbedingt nur der Pandemie zuzuschreiben. "Alles in allem", sagt Britta Kurth von der Pressestelle der Stadt Forchheim, "ist die Anzahl der Trauungen in Forchheim durch die Pandemie nicht sonderlich stark zurückgegangen". Ein Rückgang oder eine Zunahme plus oder minus 20 Trauungen in verschiedenen Jahren sei völlig normal.

Und in Nürnberg? Hier gingen die Trauungen deutlich zurück. Bis Juni fanden 2019 noch 1037 Eheschließungen statt, 2020 dann nur noch 840. Doch seit dem Winter gebe es wieder deutlich mehr Anmeldungen und auch kurzfristige Anfragen für Heiraten im Juni oder Juli, heißt es vom Standesamt.

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