Telefonaktion am 26. April

Das Kreuz mit dem Rücken: Experten für die Wirbelsäule beraten am Lesertelefon

Isabel Lauer

Lokalredaktion Nürnberg

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24.4.2023, 20:01 Uhr
Wer hat nicht schon mal Rückenschmerzen gehabt? Die meisten Formen sind zum Glück harmlos.

© Arno Burgi, dpa Wer hat nicht schon mal Rückenschmerzen gehabt? Die meisten Formen sind zum Glück harmlos.

Es gibt normale Rückenschmerzen. Und es gibt Rückenschmerzen, die nach einer fachärztlichen Behandlung rufen. Letztere sind Thema der nächsten Gesundheits-Telefonaktion für unsere Leserinnen und Leser. Vier Fachmänner der Kliniken Dr. Erler beraten am Mittwoch, 26. April, von 16 bis 18 Uhr kostenlos am Lesertelefon.

Keine Frage, Rückenschmerzen sind ein echtes Volksleiden. In seiner großen Studie "Burden 2020" erfasste das Robert-Koch-Institut, dass in Deutschland 61 Prozent der Erwachsenen binnen eines Jahres mindestens einmal Rückenschmerzen haben; 46 Prozent leiden an Nackenschmerzen. Frauen sind demnach häufiger betroffen als Männer. Der untere Rücken schmerzt dabei doppelt so häufig wie der obere Bereich, wie die 5000 Befragten angaben.

Ernste Erkrankungen selten die Ursache

Die medizinischen Ursachen erfasste die Studie nicht – sie sind vielfältig und oft ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren; dabei lassen sich seelische Belastungen als Verstärker belegen.

Auch wenn die Betroffenen das oft befürchten: Eher selten ist die Wirbelsäule spezifisch geschädigt. Quell der Schmerzen ist meist ein gestörtes Zusammenspiel von Muskeln, Gelenken, Bandscheiben, Bändern und Wirbeln. Unerträglich weh tun kann eine harmlose "Verspannung" ebenso wie eine ernsthafte Rückenerkrankung.

Alarm, wenn Beine und Gesäß taub werden

Die Herkunft ihrer Schmerzen können Betroffene von allein kaum zuordnen. Und selbst die medizinische Bildgebung bringt oft keine eindeutige Erkenntnis. Als Richtschnur kann dienen: "Wenn nichts in die Beine ausstrahlt und Taubheitsgefühle macht, besteht kein akuter Handlungsbedarf", sagt Dr. Kurt Wiendieck, Chefarzt der Konservativen und Operativen Wirbelsäulentherapie des Nürnberger Fachkrankenhauses. Schnelle Gegenmaßnahmen würden dagegen erforderlich, wenn sich Beine oder Gesäß kribbelig oder gar gelähmt anfühlen. Dann ist Nervengewebe akut gefährdet, oft ein Anlass zur Operation.

Wiendieck wird zusammen mit drei Kollegen zu allen Erkrankungen der Wirbelsäule informieren – am häufigsten sind das Bandscheibenvorfälle, Einengungen des Wirbelkanals (Spinalkanalstenose), Fehlstellungen, Tumore oder Knochenbrüche, etwa durch Osteoporose. Die Hälfte der jährlich mehr als 2000 Patienten, die die Abteilung stationär betreut, wird aber gar nicht operiert, sondern konservativ behandelt, also nicht-chirurgisch: mit Physiotherapie, Schmerzmitteln, Injektionen, physikalischer Therapie.

"Die Lebensqualität gibt das Therapiekonzept vor", sagt Wiendieck. Ein krankhafter Befund allein sei kein Grund für intensive Maßnahmen – das Ausmaß der Beschwerden kann bei jedem Menschen anders sein. Verschlechtert sich der Zustand, lasse sich auch später noch operieren.

Operieren: Weniger ist mehr

In Deutschland gebe es zu viele ungerechtfertigte Wirbelsäulen-Operationen, diesem Vorwurf sieht sich das Fach wiederkehrend ausgesetzt. Chefarzt Wiendieck gibt den Kritikern Recht: "Es stimmt. Durch die Ökonomisierung der Krankenhauslandschaft wird zu schnell und zu groß operiert." Der Mediziner nimmt sein gemeinnützig geführtes Haus davon aus: "Wir sind zum Glück daran interessiert, das Operieren nicht in den Vordergrund zu stellen."

Gerade Verschraubungen und Versteifungen, mit denen die Patienten zwar Verbesserungen, aber längst nicht immer Zufriedenheit erfahren, seien zurückhaltend einzusetzen. "Mit kleinen Maßnahmen lässt sich auch etwas erreichen. Weniger ist hier definitiv mehr."


Am Lesertelefon von Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung stehen am 26. April von 16 bis 18 Uhr bereit:

- Chefarzt Dr. Kurt Wiendieck ist unter der Durchwahl (0911) 216-2195 zu erreichen.

- Oberarzt Dr. Rolf Fleischhauer-Johannssen steht unter der Nummer (0911) 216-2196 zur Verfügung. Bei Fragen speziell zu Nerventumoren an der Wirbelsäule sind sie beide die Ansprechpartner.

- Ihr Kollege, Wirbelsäulentherapie-Facharzt Patrick Röder, berät unter (0911) 216-2197.

- Der Leiter des Erler-Rückentrainingszentrums, Jochen Pelz, ist Sportwissenschaftler und berät unter (0911) 216-2198 vor allem zu Fragen, wie sich Rücken- und Wirbelsäulenbeschwerden langfristig im Alltag in den Griff bekommen lassen.

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