Blutplasma-Behandlung: Klinikum Erlangen präsentiert erste Ergebnisse

22.4.2020, 12:46 Uhr
Anfang April hatte ein Forscherteam des Uniklinikums Erlangen zum Spenden aufgerufen. Am Mittwoch wurden nun erste Ergebnisse in Erlangen präsentiert.

© Christina Merkel Anfang April hatte ein Forscherteam des Uniklinikums Erlangen zum Spenden aufgerufen. Am Mittwoch wurden nun erste Ergebnisse in Erlangen präsentiert.

Anfang April hatte das Team um Holger Hackstein, dem Leiter der Transfusionsmedizin am Klinikum, zum Spenden aufgerufen. In nur 24 Stunden meldeten sich bereits knapp 300 kurierte Covid-19-Patienten, um Blutplasma abzugeben. Darin befinden sich Abwehrstoffe, die auch nun anderen Betroffenen helfen können. "Aktuelle wissenschaftliche Daten weisen darauf hin, dass durch Covid-19-Immunplasma eine deutliche Abschwächung der lebensbedrohlichen Verläufe möglich ist", sagt Hackstein. "Das Verfahren könnte die Therapie erheblich verbessern."

Dafür wird dem Spender Blut abgenommen und die flüssigen Bestandteile von den Zellen getrennt. Das Blutplasma enthält dann keine Leukozyten, Erythrozyten und Thrombozyten mehr, der Spender bekommt sie zurück. Das Plasma wird eingefroren. Eine Spende dauert etwa 45 Minuten und kann nach einer Woche mehrfach wiederholt werden.

Von den 300 Personen, die sich gemeldet haben, waren 20 für das Verfahren geeignet. Sie mussten einen positiven Corona-Test nachweisen sowie zwei negative Tests nach der Erkrankung. Außerdem müssen sie die grundlegenden Auflagen für eine Blutspende erfüllen.

Nach einer Covid-19-Infektion bildet der Körper spezifische Abwehrkräfte gegen das Virus im Blut. Diese Antikörper reagieren speziell auf die Oberfläche der Sars-Cov-2-Viren. Wenn sie von einem auf den anderen Menschen übertragen werden, kann der schwere Verlauf einer Erkrankung abgemildert werden, weil sich der Körper besser wehren kann.

Vier Patienten sind bislang in Erlangen mit dem gewonnenen Blutplasma behandelt worden. "Das sind bislang nur Einzelfallbeobachtungen", sagt Hackstein. Weitere, größere Tests mit mehr Menschen müssen jetzt folgen. "Ich denke, dass wir in vier bis acht Wochen die ersten internationalen Studien etwa aus China sehen werden und in sechs bis zehn Monaten dann erste Ergebnisse von uns."


Verhindert Immunplasma aus Erlangen tödliche Infektionen?


In Bayern forschen auch die Universitätskliniken in München, Würzburg, Augsburg und Regensburg an der Methode. "Wir telefonieren einmal pro Woche und tauschen uns aus, um voneinander zu lernen", sagt Hackstein. Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, bezeichnete das Vorhaben bei einer Pressekonferenz in Berlin als "einen der lohnenswertesten Ansätze" im Kampf gegen Corona.


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