Buch aus Erlangen gibt Anregung für Lebensalltag

7.1.2021, 10:30 Uhr
Buch aus Erlangen gibt Anregung für Lebensalltag

© Uwe Anspach/dpa

Buch aus Erlangen gibt Anregung für Lebensalltag

Herr Rumpler, Sie haben Ihr Buch "Leben in kleinen Portionen" genannt. Warum eigentlich?

Weil für Menschen in meiner Situation vieles im Alltag nicht mehr wie früher sein kann, sondern weil manches Klein-Klein portioniert werden muss, um gut durch den Alltag zu kommen. Das betrifft zum Beispiel die mentale Belastung, aber auch anderes, zum Beispiel Besuchsdauern, Reisedauern, Unternehmungen.

In welcher Situation waren Sie, als Sie vor vier Jahren die erste Version Ihres Buchs geschrieben haben?

Voraus ging ein Schlaganfall von jetzt auf gleich im Jahr 2010. Man kommt dann, wie ich es in meinem Buch beschreibe, wieder zu sich in einer völlig anderen Lebenssituation – anders als wenn man eine Krankheit hat, die zunimmt, die chronisch wird, die schwer ist. Man wacht auf und ist in einer neuen Welt. Man kann sich nicht darauf vorbereiten, man kann keine Vorsorge treffen, gar nichts. Ich habe einige Jahre gebraucht, um mich einigermaßen zurechtzufinden. Es gab viele Gespräche und viele Erfahrungen – bittere ebenso wie gute. Ich wollte dann für andere einen kleinen Ratgeber machen mit Tipps und so habe ich Erfahrungen aus dem eigenen Alltag und dem von Freunden zusammengeführt. Daraus ist das Buch entstanden.

In dem Buch raten Sie den Lesern, sich ein individuelles Belastungsprofil zu erstellen. Wie soll das aussehen?

Für mich gehörte dazu am Anfang ein Tagebuch. Man kann aber eben auch gezielt sein eigenes Belastungsprofil anfertigen, das einem dann bei der Selbsteinschätzung hilft. Bei mir ist es heute so, dass ich natürlich viele Erfahrungen gesammelt habe und weiß, dass ich den Tag so strukturieren muss, dass ich ihn auch durchstehen kann.

Ich weiß, dass ich nur eine begrenzte Aufnahmefähigkeit habe, was zum Beispiel Fernsehen oder auch Besuche angeht. Dazwischen brauche ich eine Pause, also Ruhe und Entspannung. Meist kann ich im vorneherein gut – manchmal immer noch nicht so ganz gut – abschätzen, was ich leisten kann.

Zwischendurch eine kleine Pause machen

Können Sie ein Beispiel nennen?

Meine Enkeltochter hatte dieses Jahr Konfirmation, und ich wusste, ich stehe einen solchen Tag von morgens bis abends nicht durch. Also habe ich mich entschieden, am Vormittag in den Gottesdienst zu gehen, bin anschließend nach Hause gefahren, habe eine Pause gemacht und bin nachmittags zum Kaffee wieder hingekommen.

Nachdem die anderen auch zusammen Mittag gegessen hatten.

Genau. Darauf habe ich verzichtet.

Was empfinden Sie heute als Alltagsbelastung, was früher keine war?

Es gibt kaum einen Lebensbereich, der nicht anders ist als früher. Das fängt mit dem Aufstehen an, mit leichten Übungen, damit man nicht in einen Schwindel kommt. Das geht weiter mit der Tagesplanung. Wenn ich das Haus verlassen will, bin ich auf eine Begleitperson angewiesen. Und ich muss natürlich auch sehen: Was kann ich mir zutrauen? Ein einzelner großer Programmpunkt am Tag reicht für mich völlig aus.

Man muss sich zur Lebenssituation bekennen

Sie geben ja, wie es auf dem Buchdeckel formuliert ist, "Anregungen für schwierige Lebenslagen". Was ist nach Ihrer Einschätzung die wichtigste Anregung?

Die wichtigste Anregung ist für mich tatsächlich der persönliche Index – das schon erwähnte Belastungsprofil. Wichtig ist auch, dass man sich zu seiner Lebenssituation bekennt und nicht immer sagt, "was will ich". Es hilft, wenn man sich von vornherein auf gewisse Einschränkungen einstellt.

Seit einiger Zeit bestimmt Corona unser Leben. Wir alle dürfen momentan manches nicht machen oder verzichten freiwillig darauf, um uns und andere nicht zu gefährden.

Corona hat natürlich für jemanden, der weitgehend zuhause ist, nicht die Auswirkungen wie für Menschen, die berufstätig sind. Für mich bedeutet es, dass ich die Kommunikation übers Internet noch weiter ausbaue als in den letzten Jahren schon. Und ich muss versuchen, Therapien und ähnliches aufrechtzuerhalten.

Gleichzeitig schaue ich, wie ich Hilfe bekommen kann. Da kommt der Nachbarschaft eine wichtige Rolle zu. Ich verfolge mit großem Interesse, dass es ein tolles Angebot bei Nachbarschaftsportalen gibt, auch wenn wir das bisher noch nicht genutzt haben. Geschäfte stellen um auf Lieferservice.

Das sind so die Dinge, die Corona mit sich gebracht hat. Für mich hat der Lockdown im Frühjahr nach sich gezogen, dass ich meine Überlegungen, in ein Pflegeheim zu gehen, erst einmal wieder aufgegeben habe. Die Menschen dort wurden damals quasi entmündigt. Stattdessen setze ich verstärkt auf häusliche Pflege.

War Corona für Sie der Anstoß, Ihr Buch zu überarbeiten?

Der Hauptgrund war, dass es in den vier Jahren seit dem Entstehen der ersten Version viele Entwicklungen gab, auch neue Gesetzgebungen. Corona war der letzte Punkt, der mich dazu gebracht hat zu sagen, ich muss das neu aufstellen.

Franz Rumpler: Leben in kleinen Portionen. 7,99 Euro, E-Book 5,49 Euro.

Verlag Books on Demand,

ISBN 978-3-7519-6976-5

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