Erlangens Ex-Bürgermeisterin verlässt Fraktion

20.11.2020, 10:30 Uhr
Erlangens Ex-Bürgermeisterin verlässt Fraktion

© Harald Sippel

Grüne/Grüne Liste sind damit statt wie bisher mit elf nun mit zehn Mandatsträgern im Erlanger Stadtrat vertreten und damit nach CSU und SPD die drittstärkste Kraft im Plenum. Folgen wird der Austritt von Susanne Lender-Cassens aus ihrer Fraktion in jedem Fall bei der Besetzung der Ausschüsse haben. Interessanterweise nicht für die grüne Fraktion, sondern für die kleineren Gruppierungen im Stadtrat.

Geht man von der aktuellen Zusammensetzung der Fraktionen und Ausschussgemeinschaften aus, haben in den mit zehn beziehungsweise 13 Personen besetzten Ausschüssen die FDP und FWG nicht mehr jeweils einen Sitz, sondern gemeinsam nur noch einen Sitz als Ausschussgemeinschaft.

Zudem greift ein Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichts, wonach Ausschussgemeinschaften nicht gegründet werden dürfen, um mehr Sitze in den Ausschüssen zu erlangen. Außerdem dürfen größere Gruppierungen den einzigen ihr zustehenden Sitz nicht verlieren. Das betrifft konkret die Ausschussgemeinschaft von ÖDP und Klimaliste. Sofern die Konstellationen so bleiben, wird in Folge der Änderungen um den freien Sitz zwischen Klimaliste, Linken und AfD gelost.

Susanne Lender-Cassens, die in der vergangenen Legislaturperiode unter der Ampelkoalition Bürgermeisterin und Referentin für Umwelt, Energie, Gesundheit, Sport und Soziokultur war, hatte im neuen Stadtrat keinen Ausschusssitz beziehungsweise andere Ämter inne. Seit Mitte des Jahres befindet sie sich offiziell im Krankenstand.

Mit der Abwahl von Siegfried Balleis 2014 begann für Susanne Lender-Cassens in der Erlanger Kommunalpolitik ein kometenhafter Aufstieg: Sie übernahm einen von insgesamt zwei Bürgermeisterposten und war als Referentin in der Stadtverwaltung aktiv. Im November 2018 kündigte sie an, kürzer treten zu wollen, um mehr Zeit für die Belange der Bürger zu haben.

Als Konsequenz daraus gab sie die Verantwortung für den Betrieb für Stadtgrün, Abfallwirtschaft und Straßenreinigung (EB 77) ab. In der CSU schloss man aus diesem Schritt, dass Susanne Lender-Cassens mit der Aufgabe als Referentin überfordert ist.

Trotzdem hielten ihre Parteifreunde der Hanseatin die Treue und nominierten sie als Kandidatin für die Oberbürgermeisterwahl im März 2020. Dabei galt sie angesichts des bundesweiten Umfragehochs der grünen Partei lange Zeit sogar als einzig ernsthafte Herausforderin für den Amtsinhaber Florian Janik.

Doch während die Grünen bei den Kommunalwahlen ein herausragendes Wahlergebnis verbuchen konnten und am Ende mit elf Mandaten in den Stadtrat einzogen, reichte es für Susanne Lender-Cassens mit 13,5 Prozent der Stimmen nur zu Platz drei hinter Florian Janik und dem CSU-Bewerber Jörg Volleth.

Als es in der neuen Legislaturperiode um die Besetzung des Referats für Umwelt- und Klimaschutz ging, war für die Erlanger Grünen schnell eine Kandidatin gefunden: Susanne Lender-Cassens, die den Job auch gerne gemacht hätte, wie sie immer wieder betonte. Nachdem die Stadtspitze aber offensichtlich Widerstand gegen die Personalentscheidung der grünen Parteibasis leistete und eine ausführliche und sehr anspruchsvolle Stellenausschreibung folgte, zog die Ex-Bürgermeisterin schließlich ihre Bewerbung zurück.

Den Chefsessel im Referat für Umwelt und Klimaschutz bekam schließlich die gebürtige Erlangerin Sabine Bock, die zum 1. Dezember ihr Amt antritt (wir berichteten). Die 46-Jährige war bisher als Referentin für Energie, Ökologie und Gesundheit der Münchener Stadtratsfraktion Die Grünen/Rosa Liste tätig.

Der Austritt kommt für die grüne Fraktionsspitze aus heiterem Himmel: "Wir bedauern den Fraktionsaustritt von Susanne Lender-Cassens", sagt die grüne Fraktionsvorsitzende Birgit Marenbach. Marcus Bazant, ebenfalls Vorsitzender in der grünen Doppelspitze ergänzt: "Ihre Entscheidung hat uns sehr überrascht – es gab dazu keine Vorgespräche."

Weshalb Susanne Lender-Cassens ihre Fraktion verlässt, ist nicht bekannt. Die Ex-Bürgermeisterin selbst war gestern für unsere Zeitung telefonisch nicht erreichbar.

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