Erste Bilanz aus Erlangen: "Impfstoff ist sehr gut verträglich"

24.1.2021, 05:59 Uhr
Erste Bilanz aus Erlangen:

© Klaus-Dieter Schreiter

Durchs Internet geistern derzeit immer wieder Vorwürfe, dass die Corona-Impfung – nicht zuletzt aufgrund der schnellen Zulassung – besonders gefährlich sei. Wie schätzen Sie die Situation ein?

Hans Joachim Drossel: Seit dem weltweiten Start der Impfung und

Erste Bilanz aus Erlangen:

© privat

Auswertung der Daten besteht die Einschätzung, dieser Impfstoff ist sehr gut verträglich.

Die Covid-19-Impfung ist eine mRNA-Impfung, das heißt es wird der Bauplan für das Virus-Spike-Protein (das Protein der Virus-Stacheln) verimpft. Dieser Bauplan wird in den umliegenden Zellen an der Impfstelle abgelesen und das Spike-Protein hergestellt. Die körpereigene Abwehr bildet dann Antikörper gegen dieses Stachel-Protein des Virus und damit einen Schutz gegen dieses Spike-Protein, mit dem das Virus an die Zellen andockt. Nach der Impfung sind 95 Prozent der Geimpften vor dieser Erkrankung geschützt, die Impfung ist sehr wirksam und bietet optimalen Schutz für Sie. Das "Prinzip" der mRNA-Impfung ist in anderen Bereichen der Medizin (der Tumor-Impfbehandlung) seit langem ohne besondere Vorkommnisse in der Anwendung, jetzt ist es erstmalig als vorbeugende Impfung eingesetzt.

Die schnelle Zulassung war möglich, weil parallel die Daten ermittelt und überprüft wurden, das sparte sehr viel Zeit ein. Wenn diese zwei Schritte nacheinander erfolgen dauert es einfach sehr viel länger bis zur Zulassung eines Impfstoffs.

Konkret: Gab es bislang in Erlangen Komplikationen?

Hans Joachim Drossel: Bisher gab es in Erlangen keine Reaktionen, die über das normale Maß einer leichten Impfreaktion hinausgehen, so wie wir sie bei allen gebräuchlichen Impfungen (zum Beispiel gegen Tetanus, FSME, Grippe usw.) kennen. Mit Blick auf die Daten anderer Länder ist auch nicht davon auszugehen, dass hier in Erlangen über das normale Maß einer leichten Impfreaktion hinausgehende Reaktionen auftreten werden.


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Gibt es besondere Gefahren für alte Menschen? Oder bei ernsten Vorerkrankungen?

Hans Joachim Drossel: Es ist sogar eher so, dass das Immunsystem bei älteren Menschen weniger stark reagiert. Das macht die Wahrscheinlichkeit für Nebenwirkungen geringer, kann aber auch bei ihnen den Impferfolg etwas abschwächen. Es gibt auch keine Gegenanzeigen für die Impfung aufgrund spezieller Vorerkrankungen.

Aus gutem Grund werden ja die Menschen mit hohem Lebensalter als erste geimpft: Weil sie dem Virus weniger Abwehrkräfte entgegensetzen können. Über Vorerkrankungen und Medikamente kann auch noch einmal gezielt mit der Ärztin/dem Arzt gesprochen werden, die/der vor Ort über die Covid-19-Impfung aufklärt. Besonders wichtig ist die Mitteilung, ob jemand schon früher einmal auf eine Impfung stark reagiert hat.


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Werden die Patienten nach der Impfung eigentlich allein gelassen oder erst noch beobachtet?

Hans Joachim Drossel: Nach der Impfung folgt eine mindestens 10-minütige Beobachtungsphase. Diese Zeit verlängern wir falls erforderlich, wenn zuvor besondere Situationen, Erkrankungen und in der Vorgeschichte besondere Vorfälle wie zum Beispiel starke sofortige Reaktion bei einer vorausgegangenen Impfung angesprochen wurden.

Warum sollte man sich impfen lassen?

Hans Joachim Drossel: Eine Impfung gegen Covid-19 trägt sowohl zum persönlichen Schutz als auch zur Eindämmung der Pandemie bei. Covid-19 ist eine Erkrankung, die sehr variiert hinsichtlich Symptomatik und Schwere. Manche Menschen haben keine oder kaum Beschwerden, es gibt aber viele schwere Verläufe mit Lungenentzündung und weiteren Organbeteiligungen, die zum Lungen- und Multiorganversagen bis zum Tod führen können. Das Risiko schwerer Verläufe steigt mit dem Lebensalter, und es gibt bislang keine wirksame Behandlung der Erkrankung.

Ein Teil der Covid-19-PatientInnen, auch ohne Vorerkrankungen oder jüngeren Alters, hat sich auch Wochen oder Monate nach Beginn der Erkrankung noch nicht wieder erholt und leidet weiterhin unter schweren Allgemeinsymptomen. Bislang ausgewertete Daten deuten darauf hin, dass etwa 40 Prozent der im Krankenhaus behandelten Erkrankten längerfristige Unterstützung benötigen und auch bei etwa 10 Prozent der zuhause behandelten mild Erkrankten Symptome länger als vier Wochen andauern. Der jetzt im Impfzentrum Erlangen/Erlangen-Höchstadt verfügbare Impfstoff Comirnaty von BionTech/Pfizer ist der bislang einzige Weg, wie wir uns sehr wirkungsvoll vor dieser Erkrankung und den gefürchteten Komplikationen schützen können. Daher sollten Sie sich in jedem Fall impfen lassen.

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