Kostenlose Kurse für Nichtschwimmer

Große Nachfrage: Viele Kinder in Erlangen lernen in den Ferien schwimmen

8.9.2021, 10:30 Uhr
In kostenlosen Sommerferien-Schwimmkursen lernen Kinder in Erlangen schwimmen, hier mit der DLRG Erlangen in der Hannah-Stockbauer-Halle. Coronabedingt konnten seit über einem Jahr keine Kurse mehr stattfinden, der Rückstau an Schwimmschülern ist groß.

© Harald Sippel, NN In kostenlosen Sommerferien-Schwimmkursen lernen Kinder in Erlangen schwimmen, hier mit der DLRG Erlangen in der Hannah-Stockbauer-Halle. Coronabedingt konnten seit über einem Jahr keine Kurse mehr stattfinden, der Rückstau an Schwimmschülern ist groß.

"Anziehen, Ente und schwupp", sagt DLRG-Ausbilderin Inga Sunder. Sie steht bis zum Bauch im Wasser des Lehrbeckens der Hannah-Stockbauer-Halle, neun Kinder liegen auf kleinen Schwimmbrettern am Beckenrand und machen Schwimmbewegungen mit ihren Beinen. Schwimmkurs für Anfänger, zwei Wochen lang wird jeden Morgen fleißig geübt, am Ende können die Kinder das "Seepferdchen" machen. Ein Nachweis für wirklich sicheres Schwimmen ist dieses Frühschwimmerabzeichen zwar nicht, aber es zeigt: Wir sind auf dem Weg dorthin.

Keine Schwimmkurse seit März 2020

Das ist bereits viel mehr als alles, was in den letzten eineinhalb Jahren möglich war. Denn das war schlicht und ergreifend: nichts. "Seit März 2020 haben wir keine Schwimmkurse mehr gemacht", sagt Stefanie Haberl, Technische Leitung Ausbildung beim DLRG-Ortsverband Erlangen.

Normalerweise würde sie übers Jahr verteilt in drei Blöcken Kurse anbieten, doch Lockdown, Hallenschließung oder auch die Vorgabe, einen Abstand von 1,5 Metern einzuhalten, haben dies unmöglich gemacht. Und nun ist die DLRG Erlangen einer von mehreren Vereinen, die kostenlose Schwimmkurse während der Sommerferien abhalten.

"Mit Sorge beobachtet"

Initiiert wurde das Angebot vom Sportverband Erlangen. Dass Kinder in der Corona-Zeit nicht mehr schwimmen lernen konnten, hat man dort mit Sorge beobachtet. "Wir haben das Feedback bekommen, dass es wirklich kritisch ist", sagt Matthias Thurek, 1. Vorsitzender des Vorstands. Man beschloss, Gelder, die der Sportverband über Partner für Projekte erhalten hatte, für das Projekt "Sommerferien-Schwimmkurse" zu verwenden.

"Wir haben es als dringendstes Projekt gesehen, kostenlose Schwimmkurse für alle Kinder anzubieten, die nicht schwimmen können", sagt Thurek. Ein Angebot, das unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft oder finanziellen Mitteln der Eltern Kinder an das Element Wasser heranführen sollte. Das Sportamt der Stadt, so Thurek, habe die Idee sofort aufgegriffen und lege noch Geld obendrauf, die Erlanger Stadtwerke stellten für die Kurse das Lehrschwimmbecken in der Hannah-Stockbauer-Halle zur Verfügung.

Sechs Erlanger Vereine, die Schwimmsport betreiben, waren dabei. Von Turnerbund 1888 Erlangen, SSG 1981 Erlangen, Turnverein 1848 Erlangen, Wasserwacht Erlangen, DLRG Erlangen und DLRG Dechsendorf wurden 26 Kurse für jeweils zehn bis dreizehn Kinder angeboten. Auch die Stadtwerke selbst boten Kurse an. Insgesamt 280 Kindern konnte mit diesem Projekt der Einstieg beim Schwimmenlernen ermöglicht werden.

Großes ehrenamtliches Engagement

Die Nachfrage aber wäre, wie sich schnell herausstellte, noch viel größer gewesen. Die Kurse seien sofort ausgebucht gewesen, sagt eine Mutter, sie habe Glück gehabt, dass sie noch einen Platz für ihre Tochter bekam.

Eine noch breitere Aufstellung des Projekts wäre aber nicht möglich gewesen. Zum einen, weil aufgrund der Corona-Regeln Hallenzeiten und Bahnen nur begrenzt zur Verfügung standen.

Inga Sunder, Ausbilderin der DLRG Erlangen, gibt Hilffestellung.

Inga Sunder, Ausbilderin der DLRG Erlangen, gibt Hilffestellung. © Harald Sippel, NN

Und zum anderen, weil ohnehin schon ein beachtlicher personeller Kraftakt geleistet wurde. Stefanie Haberl lobt das große Engagement ihrer Ausbilder, die in der Regel anderweitig berufstätig sind, und der Assistenten - meist Schülerinnen, Schüler, Studentinnen und Studenten. Sie seien sofort bereit gewesen, wochenlang jeden Morgen ins Röthelheimbad zu kommen. Sehr entgegenkommend seien auch die jeweiligen Arbeitgeber gewesen, die es den Ausbildern ermöglicht hätten, später zur Arbeit zu kommen.

"Unfassbar viel Nachfrage"

Das Thema Schwimmen ist nach den Sommerferien längst nicht abgehakt. Im Gegenteil. "Wir haben Anfragen von sehr vielen interessierten Kindern - gefühlt für Jahrhunderte", sagt Stefanie Haberl. "Es gibt unfassbar viel Nachfrage."

Um ein bisschen nachzuhelfen, hat die DLRG Erlangen ein Pilotprojekt gestartet und einen Elternschwimmkurs abgehalten. Bei dem wurden die Eltern geschult, wie sie ihren Kindern am besten das Schwimmen selbst beibringen. Ende September soll es noch einmal ein Treffen geben, diesmal mit Eltern und Kindern, bei dem sich dann zeigen wird, ob das Ganze funktioniert hat.

Hallenbadbetrieb für alle

Ob es nach den Sommerferien wieder reguäre Schwimmkurse geben wird, ist derzeit eine häufig gestellte Frage. Die beantwortet Stadtwerke-Bäderchef Matthias Batz mit "ja".

"Die Freibäder machen Mitte September zu, dann starten wir in die Hallensaison", sagt Batz. "Wir können unter Beachtung der 3G-Regel einen normalen Hallenbetrieb starten."

Ausgenommen vom 3G-Testen sind Kinder bis sechs Jahre und Schüler, die regelmäßig in der Schule getestet werden. "Es ist ein Hallenbadbetrieb geplant für alle", sagt Batz. Nach derzeitiger Regelung heißt das, dass die Schwimmkurse für Kinder im Herbst starten können - ebenso wie das Schulschwimmen.

Die Motivation, schwimmen zu lernen, soll dann auch von staatlicher Seite aus gefördert werden: Zu Beginn des neuen Schuljahres erhalten Vorschulkinder und Erstklässler in Bayern auf Beschluss der Staatsregierung einen 50-Euro-Gutschein zum Erwerb des Frühschwimmerabzeichens "Seepferdchen".

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