Stadt erlässt Allgemeinverfügung

Gurgeltest in Erlanger Schulen bleibt erlaubt, aber ist er noch gefragt?

18.9.2021, 06:28 Uhr
Die Kinder nehmen morgens nach dem Aufstehen eine Gurgelprobe und bringen sie in die Schule mit. Das Bild zeigt gesammelte Proben.

© Eduard Weigert Die Kinder nehmen morgens nach dem Aufstehen eine Gurgelprobe und bringen sie in die Schule mit. Das Bild zeigt gesammelte Proben.

Obwohl das Schuljahr am Dienstag begann, waren am Tag zuvor an der Grundschule Bubenreuth noch mal Gurgelproben eingesammelt worden. Laut Schulleiterin Martina Zippelius-Wimmer haben 160 von 208 Schülern mitgemacht. "Der Test hat einen unheimlichen Zuspruch. Und alle Ergebnisse waren negativ", sagt sie mit hörbarer Freude. Die 48 Schüler, die nicht mitgemacht hatten, mussten nach Schulbeginn dafür mit einem Schnelltest nachweisen, dass sie sich nicht mit Covid-19 infiziert haben.

Am Donnerstag wurde in Bubenreuth noch mal gegurgelt, vielleicht zum letzten Mal. Für die kommende Woche erwartet Zippelius-Wimmer die vom Kultusministerium angekündigten Lollitests. Auch sie werden wie die Gurgelproben als Pool via PCR-Verfahren ausgewertet.

In Zukunft mit beiden Methoden weiterzumachen, kommt an dieser Grundschule nicht infrage: "Wir konnten die Gurgeltests anbieten, weil sie mit hervorragender Unterstützung aus der Elternschaft umgesetzt wurden", sagt Zippelius-Wimmer. "Aber jetzt wäre es schwierig, den Eltern zu erklären, warum sie für das Pooling kommen sollen, weil wir ja die Lollis haben."

Mehr Müll durch Lollis

Ein bisschen trauert die Schulleiterin den Gurgeltests schon hinterher: "Ich finde es schade, dass sie als Testmöglichkeit überhaupt nicht in Erwägung gezogen wurden. Sie wären eine gute Alternative gewesen." Schließlich werde durch die verpackten Lollis deutlich mehr Müll produziert.

Erlaubt wären die Gurgeltests weiterhin gewesen. Zwar ist vorgeschrieben, dass Grundschüler über die Lolli-Methode und Kinder sowie Jugendliche weiterführender Schulen via Schnelltest getestet werden. Allerdings: "Sofern von den Vorgaben des Paragraf 13 der 14. Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung abgewichen werden möchte - indem bspw. die Probenentnahme durch Gurgeln erfolgt - ist dies wie bisher auf Grundlage einer Ausnahmegenehmigung möglich, die bei der zuständigen Kreisverwaltungsbehörde beantragt und im Einvernehmen mit der jeweils zuständigen Regierung erteilt werden kann", teilt eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums mit.

Somit läuft es wie im vergangenen Schuljahr: Die Stadt Erlangen beziehungsweise der Landkreis Erlangen-Höchstadt kann die Gurgeltests im Einvernehmen mit der Regierung von Mittelfranken erlauben. Die Stadt tat das nun per Allgemeinverfügung - solange die Sieben-Tage-Inzidenz unter 200 bleibt. Im Landratsamt ist man anderer Meinung: "Die Schulen sind an die vorgegeben Verfahren nach Paragraf 13 der 14. BayIfSMV gebunden. Diese Regelungen sehen auch keine Ausnahmen vor. Die Ausnahmegenehmigung wurde nur im Rahmen einer Studie erteilt, die mittlerweile beendet ist", schreibt Sprecherin Stephanie Mack.

Wicovir-Studie läuft bis Februar 2022

Die Wicovir-Studie ist aber nicht beendet, stellt Initiator Thomas Wagner klar: "Sie läuft noch bis Ende Februar 2022, über die Ergebnisse wird das LGL weiterhin informiert. Lediglich die finanzielle Förderung durch das Gesundheitsministerium wurde eingestellt." Auch Wagner geht davon aus, dass sich Schulen zurückziehen werden. "Falls die Fallzahlen aber nach oben gehen, wird es wohl einige Rückkehrer geben", glaubt er.

Seit August werden die Pools der Gurgelproben in einem Labor bei der Datev in Nürnberg ausgewertet. Laut Sprecher Till Stüve machen neben 34 Firmen insgesamt 36 Schulen und 34 Kindertagesstätten mit. Davon entfielen auf Erlangen und ERH 26 Schulen und 22 Kindertagesstätten.

Aufwand für zwei Verfahren zu hoch

Nicht mehr dabei sein werden aus Erlangen das Christian-Ernst-Gymnasium und das Emmy-Noether-Gymnasium, wie die Schulleitungen beider Einrichtungen auf Nachfrage bestätigen. Annette Grasnick, stellvertretende Schulleiterin am Emmy-Noether und im vergangenen Schuljahr zuständig für die Koordination der teilnehmenden Gymnasien an der Wicovir-Studie, erklärt: "Der organisatorische Aufwand, um beide Verfahren (Schnelltests und Gurgeltests, Anmerkung d. Red.) anzubieten, ist zu hoch."

Die Bereitschaft, beim Gurgeltest mitzumachen, habe bei den Schülern gegen Ende des vergangenen Schuljahres stark nachgelassen, so Grasnick. Da sei der Schnelltest schon gefragter gewesen: "Mit ihm konnten die Schüler abends in den Sportverein, weil wir bestätigten konnten, dass der Test negativ war. Diesen Vorteil hat der Gurgeltest aber nicht, weil die Ergebnisse erst nachmittags vorliegen."

Keine Kommentare