Immer in Erlangen gelebt

Superseltenes Ehejubiläum in Erlangen: Die Lochners sind 75 Jahre verheiratet

Nina Dworschak

Volontärin Erlanger Nachrichten

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7.8.2022, 08:55 Uhr
Gemeinsam blicken sie auf 75 Jahre Ehe zurück: Liselotte und Karl Lochner.

© Nina Dworschak, NN Gemeinsam blicken sie auf 75 Jahre Ehe zurück: Liselotte und Karl Lochner.

Am 1. August 1947 gaben sich Liselotte und Karl Lochner in der Altstädter Kirche in Erlangen das Ja-Wort. "Damals war es viel heißer als heute, mindestens 40 Grad ", erinnert sich Liselotte. Am Montag feierte das Paar Kronjuwelenhochzeit, 75 gemeinsame Ehejahre - eine Seltenheit in Erlangen.

"Wir hatten seit mindestens zwei Jahren keine Kronjuwelenhochzeit mehr", weiß Ludmilla von Rüling vom Seniorenamt der Stadt Erlangen. Die Lochners feiern ihren Jubeltag im Garten der Diakonie am Ohmplatz. Seit zwei Jahren ist der 94-jährige Karl Lochner dort zuhause, Frau Liselotte wohnt weiterhin in der gemeinsamen Wohnung, fünf Minuten mit dem Rad vom Ohmplatz entfernt.

Eine Kindheit im Nationalsozialismus

Aufgewachsen sind beide fast Tür an Tür in der Erlanger Altstadt. Ihre Kindheit ist geprägt vom Nationalsozialismus. Als Liselotte mit der Schule fertig ist, muss sie ihr Pflichtjahr als Haushaltshilfe ableisten. Just in diesem Jahr fand das Paar zueinander. Doch dann wird Karl zum Kriegsdienst eingezogen, der 17-Jährige wird zur Marine geschickt. Erst als er im September 1945 aus der Kriegsgefangenschafft entlassen wird, kehrt er nach Erlangen zurück.

Schnell verloben sich die beiden, zwei Jahre später wird in der Altstädter Kirche Hochzeit gefeiert. Damals war bereits der erste Sohn Roland unterwegs, in den fünfziger Jahren folgten der zweite Sohn Karl-Heinz und Tochter Brigitte. Mittlerweile haben die Lochners fünf Enkelkinder und fünf Urenkel.

Bereits vorgefeiert

Ihren Jubeltag feiern die Eheleute im kleinen Kreis, die große Feier fand bereits einen Tag davor in Möhrendorf statt. "Da hat mir Karl gesagt, dass er seine Liselotte auch heute noch heiraten würde", erzählt Schwiegertochter Brigitte beim Sekt im Diakoniegarten. Auch Oberbürgermeister Florian Janik sitzt mit am Tisch, er unterhält sich mit dem Ehepaar über ihre gemeinsame Liebe zum Wandern.

"Früher sind wir als Familie fast jedes Wochenende in die Fränkische Schweiz gefahren", erinnert sich Sohn Roland. Mittlerweile sind die Touren kleiner geworden, Karl Lochner geht an einem Rollator. Drei bis viermal die Woche besucht ihn Liselotte im Pflegeheim, dann gehen sie gemeinsam um den Ohmplatz und unterhalten sich - "mindestens eine Stunde", wie Liselotte erzählt.

Anfang 2020, Mitten in der Corona-Pandemie, kam Karl Lochner ins Pflegeheim. Besuche waren damals noch verboten, die Familie konnte mit Karl nur vom Garten aus kommunizieren. Die Kinder der Lochners haben Mutter Liselotte damals immer einen Campingstuhl mitgenommen. Damit setzte sich die heute 93-Jährige in den Garten, dem einzigen Ort an dem sie sich mit ihrem Mann auf Distanz von Angesicht zu Angesicht unterhalten konnte. Er stand bei den Gesprächen im ersten Stock an einem Fenster, für ihn war es das erste Mal nach 73 Jahren Ehe, dass er für so lange Zeit von seiner Frau getrennt war. "Er hat einmal zu uns gesagt, das sei schlimmer als die Gefangenschaft im Zweiten Weltkrieg", erzählt Tochter Brigitte.

Alle sind froh darüber, dass die Familie nun im Garten endlich wieder zusammensitzen kann. Zum Jubeltag hat Pfleger Stefan Zeeh ein Ständchen vorbereitet. "Siehst du am Himmel die Herzen fliegen", heißt eines der Lieder. Während er auf seiner Ukulele spielt, schauen sich Liselotte und Karl Lochner verträumt in die Augen - wie damals an ihrem Hochzeitstag, vor 75 Jahren.

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