Trostworte und Rituale: Trauerredner in der Coronakrise

8.5.2020, 10:00 Uhr
Abschied nehmen in Corona-Zeiten: Auch die Möglichkeiten bei einer Beerdigung haben sich aktuell verändert.

© colourbox.com Abschied nehmen in Corona-Zeiten: Auch die Möglichkeiten bei einer Beerdigung haben sich aktuell verändert.

Bei Beerdigungen darf wegen des Coronavirus nur ein enger Familienkreis anwesend sein. Wird in diesem Zusammenhang ein Trauerredner noch gebraucht?

Trauerfeiern können nur noch im engsten Familienkreis abgehalten werden. Wir sprachen mit dem Erlanger Trauerredner Andreas Schaufler.

Trauerfeiern können nur noch im engsten Familienkreis abgehalten werden. Wir sprachen mit dem Erlanger Trauerredner Andreas Schaufler. © Foto: privat

Um diese Frage zu beantworten ist es zunächst einmal wichtig, sich bewusst zu machen, was bei einer sogenannten "Stillen Trauerfeier" fehlt. Es fehlen tröstende Worte und Rituale die in diesem schweren Moment des Abschiednehmens und der Einsamkeit Kraft und Energie geben können. In der Trauerfeier wird nicht die Trauer, sondern der Mensch in seiner Einzigartigkeit gefeiert. Die begleitenden Worte, die liebevolle und ehrliche Erinnerungen aufgreifen, spenden Trost und Zuversicht.



Auch auf Musik muss in diesen Zeiten nicht verzichtet werden, denn sie ist ein wesentlicher Bestandteil einer Trauerfeier. Sie berührt auf einer anderen Ebene unsere Seele und spendet Trost. Das Abspielen von Musik, ja sogar das gemeinsame Singen, ist auch im Freien möglich.

Sollten mehr Menschen Abschied nehmen wollen, wie wird das dann durchgeführt?

Es ist durchaus möglich Nachbarn, Freunde, Kollegen sowie langjährige Wegbegleiter, die zuhause bleiben müssen, die nicht körperlich dabei sein dürfen, zu einem echten Abschied zu verhelfen. Die zuhause Trauernden können sich zur Zeit der Bestattung ein Foto des Verstorbenen auf den Tisch legen und zu gegebener Zeit ganz bewusst umdrehen.

Sie können dann ihre Hand auf das Foto legen und zwei Minuten in Stille gedenken. Je nach Bedürfnis kann am Ende auch ein Gebet gesprochen werden. So ist es auch Zuhause möglich, den Moment erlebbar zu machen, wenn auf dem Friedhof der Sarg oder die Urne abgelassen wird.

Weiterhin stelle ich nach der Bestattung meine Ansprache schnellstmöglich per Mail zur Verfügung, die dann an Freunde und Bekannte weitergeleitet werden kann. Natürlich ist es auch möglich, die Trauerfeier auf Video aufzuzeichnen und zu verteilen.

Selbst das Mitgefühl der Personen, die zu Hause sind, kann zum Ausdruck gebracht werden. Sie können ihre Worte und Gedanken per eMail bereitstellen, die dann am Grab in Form eines Nachrufes vorgelesen werden. Auf diese Weise sind alle auch in Zeiten von Corona in der Trauer miteinander verbunden.

Wie bereiten Sie sich auf Trauerfeiern im engsten Familienkreis vor?

Um eine gute Rede halten zu können, führe ich ein ausführliches Vorgespräch mit den Angehörigen und berate sie. Manchmal geht das derzeit nur am Telefon. Wenn es aber möglich ist, besuche ich sie zu Hause. Mit ausreichend Abstand kann so ein Gespräch auch bei Sonne im Garten geführt werden.

In welcher Form auch immer dieses Gespräch stattfindet, es darf von einer gewissen Leichtigkeit begleitet sein oder auch mal gelacht werden. All das tut in diesen dunklen Stunden gut und macht das Schwere etwas einfacher.


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