Wie ein Erlanger Verein gegen den Klimawandel kämpft

4.2.2021, 05:57 Uhr
Wie ein Erlanger Verein gegen den Klimawandel kämpft

© privat

Auch anfangs kleine Gruppen können großes bewegen. Das zeigen Stefan Jessenberger und seine Mitstreiter und Mitstreiterinnen von der Energiewende ER(H)langen nur zu gut.

Was 2009 als lockerer Zusammenschluss begonnen und 2014 in die Gründung eines Vereins geführt hatte, ist in der lokalen und regionalen Energie- und Klimapolitik längst eine feste Größe.

UN-Klimakonferenz in Kopenhagen

Die UN-Klimakonferenz in Kopenhagen gab vor mehr als zehn Jahren den Anstoß zur Initiative: Damals haben die ersten Aktivisten als Symbol für eine Energiewende auf dem Erlanger Schlossplatz Luftballons steigen lassen, erinnert sich der Gründer und heutige Vereinsvorsitzende Stefan Jessenberger.

"Das war unser Ursprung, wir wollten etwas tun und alle Bürger, die ähnlich dachten, dabei unterstützen und uns nicht nur darauf verlassen, dass die Kommunen selber Projekte machen."

Tatsächlich ist es inzwischen so, dass der Verein selbst mit Städten und Gemeinden in Sachen Energie zusammenarbeitet, so etwa auch mit Uttenreuth beim Bau des Solarparks.

Viele Gemeinden und Kommunen sind inzwischen Mitglied im Verein, mit Erlangen gibt es ebenfalls Kooperationen. Eine Energiewende könne nur gelingen, wenn alle zusammenarbeiten, ist Jessenberger überzeugt.

Etliche machen auch schon sehr viel im Bereich, als Beispiel nennt Jessenberger, der in Möhrendorf wohnt, unter anderem die Gemeinde Mühlhausen, die schon seit Jahren mit Windkraft und Bioenergie vorangeschritten ist oder auch Lonnerstadt im Bereich der Windkraft.

Noch gibt es Verbesserungsbedarf

Doch noch sind nicht alle Landkreisgemeinden dem Verein beigetreten und in dem Bereich auch nicht so aufgestellt, wie es mit Blick auf den Klimawandel sein sollte, findet Jessenberger.

Damit widerspricht der 50-Jährige dem Eindruck, Klimaschutz sei inzwischen überall Common Sense. Auch wenn man oft den Eindruck hat, Umweltthemen seien heutzutage (auch durch Fridays For Future) mehr im Bewusstsein der Menschen als noch vor einigen Jahren, reicht das Jessenberger nicht aus. "Es ist noch nicht bei der ganzen Bevölkerung angekommen", sagt er. Um das zu sehen, müsse man nur mal durch ein Neubaugebiet gehen.

"Da sieht man zum Beispiel, wie wenig Photovoltaikanlagen auf den Dächern stehen", sagt er, "die Leute geben zwar Hunderttausende Euro für eine Immobilie aus und tausende Euro für eine Küche, aber 10 000 Euro für eine Photovoltaikanlage sind am Ende der Finanzierung nicht drin, oder sie denken nicht daran, dass sie damit langfristig etwas für ihren eigenen Geldbeutel und die Umwelt tun, es somit eigentlich eine Win-win-Situation für alle Seiten ist."

Das will der Verein ändern und mit einer verstärkten Solar-Offensive für den Ausbau werben. Schließlich haben die rund 20 Energiewende-Mitstreiter ambitionierte Ziele.

Regionale Energieversorgung wird gefördert

So fordert und fördert der Verein eine klimaverträgliche, weitestgehend regionale Energieversorgung in Erlangen-Höchstadt, die vollständig auf regenerativen Energien basiert. Für den Bereich der Stromversorgung soll dies spätestens bis zum Jahr 2030 auf Basis hocheffizienter KWK-Anlagen sowie der Nutzung regenerativer Energien erreicht werden.

(Hier erfahren Sie, was der neue Radverkehrsbeauftragte vor hat)

Für den Bereich der Wärmeversorgung soll das spätestens bis 2040 unter anderem durch die konsequente Umsetzung von Passivhaus-, bzw. Plus-Energie-Haus-Standards sowie eine Umstellung im Bestand auf hocheffiziente KWK-Anlagen und Nahwärmenetze erreicht werden.

Im Verkehrssektor soll es eine CO2-neutrale Mobilität bis 2050 geben, etwa durch den weiteren Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, die Förderung effizienter Antriebskonzepte sowie die Umstellung auf Fahrzeuge, deren Treibstoffe oder Energiespeicher mit Hilfe erneuerbarer Energien erzeugt werden, erläutert Jessenberger.

Dazu braucht es Mitstreiter. Daher ist der Verein bestens vernetzt, mit verschiedensten Gruppierungen wie dem Bund Naturschutz (BN), Arbeitskreisen aus dem Landkreis, Energiebündnissen oder auch den jungen Klimaschützern von Fridays For Future (FFF).

Ob Privatpersonen oder auch Kommunen: Alle, die sich den Umstieg auf Erneuerbare Energien auf ihre Fahnen schreiben, werden von den Ehrenamtlichen unterstützt: etwa mit meist kostenloser Beratung insbesondere zu Photovoltaikanlagen und Stromsparen. Die freiwilligen Helfer beraten Interessierte auch in Fragen von Energieeffizienz, -speicherung oder -verbrauch und nachhaltiger Ernährung.

Ingenieure im Ruhestand engagieren sich

"Bei uns engagieren sich viele Ingenieure", sagt Jessenberger, der Energietechnik studiert hat, heute Projektleiter bei Siemens ist und einen Teil seiner Freizeit für das Ehrenamt im Verein verwendet. Einige der Ehrenamtlichen seien noch im Berufsleben, andere bereits im Ruhestand.

Jessenberger und seine Mitstreiter finden auch in der Pandemie eine Möglichkeit, ihre Klima-Botschaften unter die Bürger zu bringen: nämlich mit einem Online-Seminar, das sie bis 17. Februar jeweils mittwochs ab 19.30 Uhr unter anderem gemeinsam mit BN und FFF veranstalten.

Mehr zu den Veranstaltungen und zum Verein lesen Sie hier www.energiewende-erlangen.de

5 Kommentare