Marcel Jimenez kommt von den Regensburg Legionären

Ex-Baseball-Nationalspieler ist zurück in Fürth

15.6.2021, 17:01 Uhr
Marcel Jimenez in Aktion für sein bisheriges Team, die Guggenberger Legionäre Regensburg.

© Stefan Müller (honorarfrei), NN Marcel Jimenez in Aktion für sein bisheriges Team, die Guggenberger Legionäre Regensburg.

Marcel Jimenez hat nach einer Pause die Leidenschaft für Baseball wiederentdeckt. Bis 2019 war der gebürtige Fürther in Regensburg, reifte dort zum Stammspieler in der Bundesliga und wurde zur festen Größe in der Nationalmannschaft.


Der beste Mann verlässt die Fürth Pirates


Doch im Baseball gilt auch: Als Profi lässt sich in Deutschland nicht dauerhaft davon leben. Marcel Jimenez hatte das Glück als einer von zwei Baseballern in Deutschland als Sportsoldat gefördert zu werden. „Es war wirklich cool und für mich auch eine große Ehre, so gefördert zu werden und dadurch ein Sportlerleben zu haben. Ich habe 30 Stunden in der Woche trainiert und konnte mich zeitgleich auf mein Studium konzentrieren“, berichtet der 25-Jährige.

Bauingenieurwesen ist das Fach seiner Wahl. Neben dem Studium war Jimenez auch auf dem Feld erfolgreich. Der Deutsche Meistertitel mit der U 18 war der Kickstart für die Karriere, 2015 und 2016 folgten die Höhepunkte. Jeweils deutscher Vizemeister, dazu einmal Südmeister (2015) und als i-Tüpfelchen der vierte Platz bei der Baseball-EM 2016.

Doch die Doppelbelastung mit dem Studium ging auch an Marcel Jimenez nicht spurlos vorbei: „Speziell 2019 haben einfach die Leistungen nicht mehr gestimmt. In der Folge habe ich dann auch den Sprung in den EM-Kader verpasst.“

"Ganz oder gar nicht"

2019 wurde so auch zum Jahr der verschobenen Prioritäten und der Pause im Baseball: „Nach einem Auslandspraktikum in London habe ich gemerkt, wie viel guter Nachwuchs aus dem Internat in Regensburg nach vorne drängte. Ich habe den Weg in Regensburg nicht mehr so gesehen. Es war am Ende ein guter Zeitpunkt. Wenn ich etwas mache, dann ganz oder gar nicht.“

Auf dem Weg nach oben: Marcel Jimenez war in der deutschen Baseball-Nationalmannschaft, entschied sich aber letztlich gegen eine Fortsetzung der Karriere.

Auf dem Weg nach oben: Marcel Jimenez war in der deutschen Baseball-Nationalmannschaft, entschied sich aber letztlich gegen eine Fortsetzung der Karriere. © Julia Pelealu, NN

Und schließlich steht nach dem erfolgreichen Bachelor-Abschluss die Frage im Raum: Wie geht es weiter nach dem Studium? Die Antwort: Master-Studiengang in Nürnberg und somit Rückkehr in die Heimat. „Es war eine geile Zeit in Regensburg, ich habe viel mitgenommen und bin dankbar. Ich wollte jetzt aber wieder näher an der Familie dran sein, mit dem Studiengang hat sich das perfekt ergeben.“

Und doch hat sich Jimenez ein wenig Zeit gelassen, bis er wieder ein echter Pirat wurde. Denn auch ein gestandener Bundesliga-Profi entwickelt nach so einer Pause Zweifel: „Ich habe mich gefragt, ob die zweite Liga noch dasselbe ist und habe andererseits aber auch so hohe Ansprüche an mich selbst, dass ich Angst hatte, nicht das zu erfüllen, was dann von mir erwartet werden würde.“

Das neue Trikot ist auch das alte: Stolz verschickten die Fürth Pirates dieses Foto von ihrem Neuzugang für die Saison 2021/22.

Das neue Trikot ist auch das alte: Stolz verschickten die Fürth Pirates dieses Foto von ihrem Neuzugang für die Saison 2021/22. © Fürth Pirates (honorarfrei), NN

Nach einem Anruf von Pirates- Trainer Sebastian Eger nahm der Outfielder schließlich den Schläger wieder in die Hand: „Da habe ich erst gemerkt, was ich am Baseball und meinen Pirates habe.“ Am Ende waren wohl eher die Pirates bei Marcel Jimenez im „Probetraining“ als umgekehrt.

"Ich bin hier, um Spiele zu gewinnen"

Dass mit Jason Metcalf einer seiner besten Kumpels nach wie vor an Bord ist, mag auch seinen Teil dazu beigetragen haben. Marcel Jimenez macht aber deutlich, dass er nicht nur zur Gaudi zurückgekehrt ist: „Ich bin hier, um Spiele zu gewinnen. Wir wollen auch in diesem Jahr um die Meisterschaft in der zweiten Liga mitkämpfen und über zwei oder drei Jahre versuchen, in die Bundesliga aufzusteigen.“

Denn die Spitzenklasse lässt ihn nicht mehr los: „Die Bundesliga macht süchtig. Dieses Gefühl von Topspielen, wenn all die Zuschauer da sind, ist etwas, was man nicht vergisst und wieder spüren möchte.“

Die beiden Vizemeistertitel dienen da vielleicht als Motivation, denn mit dem Ausgang des 2015er-Finals hat Jimenez noch nicht ganz abgeschlossen. „Wir waren damals so nah dran. Uns hat nur ein Aus zur Meisterschaft gefehlt. Das wurmt mich immer noch.“

Der Outfielder sieht durchaus Potenzial in Fürth, auch wenn es noch etwas an Tiefe fehle. Hoffnung machen Talente wie Josua Edel, die ihren Weg in die erste Mannschaft gefunden haben – auch wenn mit Maurice Montgomery gerade eines in die Bundesliga gewechselt ist.

Nach zwei Spielen auf Platz drei

Ein bisschen sinnbildlich dafür war der Saisonstart. Hatten die Pirates zum Auftakt im Doubleheader gegen Ingolstadt noch beide Siege erobert, rappelte es am Sonntag im oberbayerischen Baldham (Landkreis Ebersberg): 4:7 und 0:6 hieß es für die Baldham Boars, Fürth steht nach zwei Spielen dennoch auf Platz drei.


Interview von 2012: Jimenez' Traum von der Baseball-Karriere


Gut, wenn man da jemanden mit Bundesligaerfahrung hat. Dem ehemaligen Nationalspieler, der gemeinsam mit Leonardo Tellez das Captain-Duo bildet, liegt es am Herzen, seine Erfahrung weiterzugeben. „Ich will die Jungen an die Hand nehmen und dabei helfen, die Technik zu verbessern. Infield-Training, Baserunning, wie man den Ball attackiert . . .“, zählt er die Bereiche auf, die er angehen möchte.

Vielleicht legen die Burgfarrnbacher jetzt bereits den Grundstein für spätere Glanztaten. Für Marcel Jimenez zählt zunächst aber vor allem eines: Er ist zurück im Baseball, zurück bei den Fürth Pirates.

Das nächste Spiel steigt am Sonntag, 20. Juni, bei den Munich Caribes. Heimspiele sind noch nicht terminiert.

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