Fahrgäste bleiben wegen Corona weg: Bahn hat große Sorgen

14.5.2020, 05:05 Uhr
Fahrgäste bleiben wegen Corona weg: Bahn hat große Sorgen

© Foto: Deutsche Bahn AG/Martin Busbach

Nach den Beschlüssen von Bund und Ländern werden in der Coronakrise etliche Einschränkungen gelockert, das öffentliche Leben fährt langsam wieder hoch. Das spürt auch die Bahn. Doch eine normale Zahl an Reisenden ist weit entfernt, was den Nahverkehr auch finanziell unter Druck setzt. So rechnet der VGN mit einem Verlust von mindestens 70 Millionen Euro.


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Die Reisenden steigen im Freistaat wieder vermehrt in die Züge. "Es ist leicht voller geworden", sagt ein Bahn-Sprecher vor kurzem. "Grob geschätzt liegt die Auslastung im Regionalverkehr aktuell bei 20 bis
30 Prozent", so der Sprecher. Und auch in den ICE- und IC-Zügen sei "reichlich Platz".

S-Bahn verkehrt normal

Bei der DB wird damit gerechnet, dass das noch einige Zeit so bleibt, auch wenn das Angebot sukzessive wieder hochgefahren wird. Die S-Bahn im Großraum Nürnberg fährt seit einiger Zeit wieder komplett ohne Einschränkungen. Bei der DB wird damit gerechnet, dass auch die Freizeitverkehre zu Pfingsten wieder anziehen. Aber nach wie vor "gibt es keinen Fußball-Fanverkehr, keine Festivals, zu denen die Leute fahren können", so der Bahnsprecher.

So sieht die DB derzeit auch keinerlei Anlass, am bisherigen Plan für die sukzessive Normalisierung des Betriebs etwas zu ändern. Spätestens nach den Pfingstferien soll der Fahrplan wieder laufen wie gewohnt, auch wenn in den Zügen weiterhin die Maskenpflicht gelten wird, was von der DB ausdrücklich gelobt wird. "Die Fahrgäste sind wirklich sehr tapfer und diszipliniert", so der Bahnsprecher. Allein an den Bahnsteigen und Haltestellen könnte die Verpflichtung, Mund und Nase zu bedecken, nach wie vor "etwas besser" eingehalten werden.

Der DB und anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen macht unterdessen etwas anderes deutlich größere Sorgen. Durch die geringe Auslastung in den letzten Wochen sind große Teile der Einnahmen weggebrochen, obwohl der Betrieb auf Wunsch der Politik zum Großteil aufrechterhalten wurde. Im Freistaat etwa schließt die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die für die Ausschreibung, Planung und Bestellung des Schienenpersonennahverkehrs zuständig ist, praktisch ausschließlich Netto-Verträge mit den Betreibern ab. Das bedeutet, dass die Fahrgeldeinnahmen bei dem jeweiligen Eisenbahnverkehrsunternehmen bleiben, was auch den Anreiz erhöhen soll, mit mehr Qualität und Pünktlichkeit zusätzliche Fahrgäste in die Züge zu locken.

Ohne die Einnahmen ist ein wirtschaftlicher Betrieb aber nicht möglich. Die Länderverkehrsminister sind an Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) mit dem Vorschlag herangetreten, einen finanziellen Rettungsschirm für den Nahverkehr mit einem Volumen von fünf Milliarden Euro zu spannen.

Lage zunehmend dramatisch

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) unterstützt den Vorstoß. "Die finanzielle Lage bei den Verkehrsunternehmen und Verbünden wird zunehmend dramatisch. Wir fahren bundesweit seit Beginn der Krise im Schnitt 80 Prozent des normalen Angebots, haben aber nur noch maximal 30 Prozent des sonst üblichen Fahrgastaufkommens. Den Unternehmen fehlen dadurch Fahrgeldeinnahmen in erheblichem Umfang. Je nach Verlauf des Lockdowns wird sich der Verlust bis Jahresende auf fünf bis sieben Milliarden Euro summieren. Wir brauchen schnelle finanzielle Hilfen, um kurzfristig das Überleben zu sichern", so VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff.

Der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg rechnet im schlimmsten Fall mit einem Verlust von 110 Millionen Euro, mindestens aber von 70 Millionen Euro. Alleine der Wegfall der Tickets für Schüler und Studenten belastet die Bilanz schwer. Eingebrochen ist auch der Barverkauf von Fahrscheinen.

Rein betriebswirtschaftlich hätten die Verkehrsunternehmen das Angebot deutlich reduzieren müssen, um Kosten zu sparen, so Wolff. Darauf sei aber mit Blick auf die Daseinsvorsorge verzichtet worden. Trotz der Angebotsreduzierungen seien gleichzeitig Mehraufwendungen entstanden, etwa durch Extrareinigungen von Fahrzeugen, Fahrzeugdesinfektion und Reinigungsmaterial sowie Atemschutzmasken und andere Infektionsschutzmaßnahmen für das eigene Personal im Betrieb, den Leitstellen und Werkstätten.

Das bayerische Verkehrsministerium erklärte vor einigen Tagen, das zu dem Rettungsschirm bislang keine schriftliche Antwort des Bundesverkehrsministeriums vorliegen würde. "Die Länder und der Bund befinden sich hierzu in Abstimmungen", so eine Sprecherin.


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