Alkoholkranker Ex-Soldat wegen Vergewaltigung verurteilt

7.5.2020, 19:08 Uhr

Es war Hochsommer. Isabella G. (Namen der Beteiligten geändert) joggte, wie an jedem Samstagmorgen. Ihr Ehemann passte zu Hause auf die gemeinsame Tochter auf. Isabella G. hörte beim Laufen mit Kopfhörern Musik. Bei Langensendelbach sah sie hinter sich und erblickte einen Radler. „Er kam nur sehr langsam näher“, erinnert sich die 36-Jährige knapp zehn Monate später vor Gericht.

Plötzlich rammte das Fahrrad sie mit voller Wucht. „Ich dachte zuerst, es wäre ein Unfall“, sagt G.. Doch dann drückte der Radfahrer sie zu Boden. Sie drehte sich mühsam um – und sah dem Mann in die Augen. „Sein Blick war völlig reglos, ohne Gefühle“, sagt die Zeugin. „Verrückt“ sei ihr dieser Blick vorgekommen.

"Du musst wach bleiben!"

Sie wehrte sich mit Händen und Füßen, schrie den Mann an, er solle sie loslassen. Der muskulöse Unbekannte schlug sie mehrmals auf den Hinterkopf, ihr wurde schummrig. „Du musst wach bleiben!“ sagte die Frau zu sich. „Auf keinen Fall bewusstlos werden!“

Schließlich zog er sie an den Haaren auf eine Wiese, in Richtung einer Scheune. „Mir war klar: Entweder will er mich totschlagen oder vergewaltigen“, sagt die Angestellte, die bis heute psychisch unter dem Vorfall leidet. Als sein schmerzhafter Griff in ihre langen Haare kurz nachließ, rannte sie davon. Er folgte ihr. Erst als ein Polizeiauto kam, ließ der Peiniger von Isabella G. ab und wollte fliehen. Er wurde festgenommen.


Hat Mann in Forchheim geistig schwer behinderte Frau vergewaltigt?


Seitdem sitzt Jason W. (35) in Untersuchungshaft. Diese Gewalttat ist nicht der einzige Vorwurf der Staatsanwaltschaft. Schon neun Monate vorher, im Oktober 2018, vergewaltigte er nach Erkenntnissen der Ermittler seine eigene Ehefrau. Nachts waren beide schwer betrunken auf dem Rückweg von einer Party. Der letzte Bus war weg, das Paar ging zu Fuß nach Hause. Im Streit soll Jason W. seine Frau dann auf einem Fußweg neben der B 470 bei Adelsdorf gewaltsam zum Sex gezwungen haben.

Der Ehemann war der Täter

Die Gattin hatte einen Filmriss und konnte sich zunächst nicht erinnern, wer sie vergewaltigt hatte. Sie glaubte, ihr Mann habe sie zuvor alleine zurückgelassen. Auch dachte sie anfangs, mehrere Männer hätten sich an ihr vergriffen. Doch schließlich verriet sich Jason W. selbst. Auch DNA-Spuren am Körper der Ehefrau, die in der Frauenklinik untersucht wurde, bestätigten, dass ihr Mann der Täter war. Die Ehefrau muss nicht vor Gericht erscheinen, stattdessen wird ihre Vernehmung beim Ermittlungsrichter verlesen.


Weitere Meldungen aus dem Gericht


W. ist US-Amerikaner. Aus Liebe zu seiner Frau, mit der er drei Kinder hat, zog er 2018 nach Deutschland. Zwischen 2003 und 2009 kämpfte er als sehr junger Mann für die Army im Irak-Krieg. Er sah viele Menschen grausam sterben, darunter seinen besten Freund. Laut dem forensischen Psychiater Hans-Peter Volz leidet W. an einer posttraumatischen Belastungsstörung und an Alkoholsucht.

Im April 2019, ein halbes Jahr nach der Vergewaltigung, trennte sich die Frau von ihm, das Scheidungsverfahren läuft. Die Kinder, zehn, sieben und sechs Jahre alt, blieben bei der Mutter. Jason W., der nur gebrochen Deutsch spricht, hatte nun keine sozialen Kontakte mehr. „Von da an saß er nur noch zu Hause und trank“, sagt Gutachter Volz, der fünf bis sechs Stunden mit dem Angeklagten gesprochen hat. Während des Gesprächs habe W. kein einziges Mal so etwas wie eine Gefühlsregung gezeigt.
Auch vor Gericht wirkt er emotionslos. Über seinen Verteidiger Thomas Drehsen räumt er die Taten ein und ringt sich zu einer dürren Entschuldigung bei der Joggerin durch. Die dritte Strafkammer des Landgerichts Bamberg verurteilt ihn zu sechs Jahren und sechs Monaten Freiheitsstrafe. Einen Teil seiner Haft wird er in einer Entzugsklinik verbringen.

Die versuchte Vergewaltigung der Joggerin Isabella G. bezeichnet der Vorsitzende Richter Markus Reznik als „Alptraum für jede Frau“.