Große Nachfrage nach Bauplätzen: Sollen Dörfer wie Effeltrich im Außenbereich wachsen?

26.9.2019, 15:51 Uhr
Große Nachfrage nach Bauplätzen: Sollen Dörfer wie Effeltrich im Außenbereich wachsen?

© Foto: Giulia Iannicelli

Das Baugebiet könnte im Flurbereich Lettenfeld im Bereich der Erlanger Straße am Ortsausgang in Richtung Langensendelbach entstehen. Gleichzeitig will Effeltrich dem Förderprogramm "Innen statt Außen" beitreten. Gemeinden winkt Fördergeld für Maßnahmen, die der Innenentwicklung des Ortes Vorrang vor einer Außenentwicklung geben. Wäre das Geld bei einer Entwicklung im Lettenfeld in Gefahr?

Im Mai hatte der Gemeinderat beschlossen, sich die Förderinitiative zunutze zu machen. Ein Kernpunkt dabei ist die weitere Entwicklung des Rathausgrundstückes, das nur zum Teil mit einem Ärztehaus bebaut ist. Beim anstehenden konkreten Beschluss, was man "innen" tun müsse, reagierten etliche Ratsmitglieder besorgt. Die Räte Matthias Fischbach (DEL) und Johannes Steinert (CSU) hatten große Bedenken. Steinert befürchtet vor allem eine große Verzögerung bei der Realisisierung eines neuen Baugebiets. Auch in anderen Gemeinden, beispielsweise in Ebermannstadt, ist dieses Thema ausführlich und hitzig geführt worden.

Maßnahmen im Innenort reichen nicht aus

Denn nur wenn Maßnahmen im Innerortbereich die Nachfrage nach Wohnraum nicht abdecken können, darf nach den Fördervorgaben "nach außen" gegangen werden. Bürgermeisterin Kathrin Heimann (DEL) teilte mit, dass die Verwaltung an der Leerstandserfassung arbeite. Das hat zum Ziel, ungenutzten Wohnraum oder noch unbebaute Grundstücke im Ortskern wieder mit Leben zu füllen. Meist laute die Antwort von Eigentümern unbebauter Grundstücke, dass man aktuell kein Verwertungsinteresse habe. Ähnliches erwartet man auch bei Anfragen zu leerstehenden, eventuell renovierungsbedürftigen Häusern. Dagegen stehen die Nachfragen nach Baugrund, die bei der Gemeinde einlaufen.

Ein ungewöhnliches Anliegen

Christine Berthold (CSU) bat um einen "ehrlichen Umgang mit den Eigentümern" der Grundstücke im Lettenfeld. "Bis das städtebauliche Konzept steht, müssen wir die Füße stillhalten", sagte sie. Solange dürfe erst einmal kein Aufstellungsbeschluss erfolgen.

Ein Besucher der Ratssitzung konfrontierte den Gemeinderat mit einem ungewöhnlichen Anliegen: "Ich will dem Rat nahelegen, eine Diskussion anzustreben, ob nicht künftig der Bürgermeister hauptamtlich sein soll." Ausdrücklich fügte er an: "Das soll keinesfalls ein Wahlkampfthema werden." Bürgermeisterin Heimann bat infolge auch die Ratsmitglieder in einer der nächsten Sitzungen ihre Vorstellungen zu äußern. Bis dahin solle das Thema seitens der Verwaltung für den Rat vorbereitet sein. "Erstmal sacken lassen", bat auch Berthold ihre Kollegen.

Ein größeres Thema war auch die Heiztechnik mit Sole-Wärmepumpen. Kaltwärme-Versorgung nennt das die Überlandzentrale Mainfranken (ÜZ). Sie ist, wie die ortsansässige Elektra, eine genossenschaftliche Stromversorgung im Raum zwischen Schweinfurt und Kitzingen. Daher rührt auch der Kontakt von Elektra-Geschäftsführer Rudolf Wagner, der die Vorstellung im Rat in die Wege geleitet hatte.

Tiefenbohrung für Baugebiet?

Alexander Wolf von der ÜZ hat gleich als Beispiel ein mögliches Baugebiet Lettenfeld durchrechnen lassen. Sole-Wärmepumpen reichen bis zu 100 Meter in die Erde. Die exakte Tiefe wird durch geo- und hydrologische Gegebenheiten bestimmt. 55 Meter Tiefe hält das Wasserwirtschaftsamt hier für zulässig.

Das Modell Kaltwärmeversorgung der ÜZ ist kein Wärmenetzwerk. Vielmehr kauft sie für jedes Baugrundstück im Zuge der Erschließung die Erdwärmeaufnahme-Leitungen (mit Sole gefüllt) ab. Das sei kostengünstiger und bedeutet keinen besonderen Aufwand für den Bauherrn, da die Gemeinde die Bohrungen beauftragt, insbesondere die Probebohrung, durch die die tatsächliche Zulässigkeit nach einem Messverfahren festgestellt wird. Falls das Ergebnis in Effeltrich negativ wäre, so sicherte Wagner dem Rat zu, übernähme die Elektra die Hälfte der Kosten für die Probebohrung von rund 15.000 Euro.

Beim Kauf des Grundstücks erhält der Erwerber die erdseitige Technik für die Wärmegewinnung. Das nächste Stück ist eine konventionelle Wärmepumpe für Warmwasser und eine Fußbodenheizung. Ratsmitglied Simon Wäger hat privat schon vor zwölf Jahren auf diese Technik gesetzt. "Wir hatten bisher keine Reparatur. Nur gelegentlich muss Sole nachgepumpt werden." Fünf bis sechs Sole-Anlagen gibt es in Effeltrich.

Wolf bezifferte die Kosten der unterirdischen Einrichtung samt Zuleitung zum Haus auf rund 15.000 Euro. Dazu kommt noch die Wärmepumpe (8000 bis 15.000 Euro) und eine Fußbodenheizung (um die 15.000 Euro). Damit sind die Kosten relativ hoch, es entstehen aber nur jährliche Stromkosten von etwa 700 Euro, falls man nicht auf eine eigene PV-Anlage zurückgreifen kann, hieß es. Der Gemeinderat will diese technische Möglichkeit im Auge behalten, hieß es.

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