In Forchheim wird gewohnt, wo einst gesponnen wurde

26.4.2019, 06:00 Uhr
Der Umbau der alten Spinnerei-Halle an der Bayreuther Straße ist das Herzstück eines gewaltigen Wohnbau-Projekts des Immobilieninvestors Ecoloft. Inzwischen ist rund die Hälfte der 115 Appartements auch bewohnt.

© EDUARD WEIGERT Der Umbau der alten Spinnerei-Halle an der Bayreuther Straße ist das Herzstück eines gewaltigen Wohnbau-Projekts des Immobilieninvestors Ecoloft. Inzwischen ist rund die Hälfte der 115 Appartements auch bewohnt.

Der Nürnberger Investor Ecoloft hatte auf dem 70.000 Quadratmeter großen Industrieareal am nördlichen Wiesent-Ufer 115 neuen Wohnungen beziehungsweise Lofts – also zu Wohnungen umfunktionierte Lager- oder Industrieräume – errichtet. 50 bis über 170 Quadratmeter große Appartements und Penthäuser, wahlweise mit Terrasse oder Balkon, wurden angeboten.

Nach Angaben von Ecoloft zogen bereits im Oktober letzten Jahres die ersten Bewohner ein, der Komplex ist fertiggestellt, alle 115 Wohnungen wurden an die Käufer übergeben. „Es sind lediglich noch Außenanlagen herzustellen sowie der Eingangsbereich“, heißt es seitens des Bauträgers. Doch bis Leben in die „Cotton Lofts“ (zu deutsch: Baumwoll-Wohnungen) kam, musste einige Zeit ins Land streichen. Der Bezug der Appartements war ursprünglich für Ende 2017 anvisiert, doch der Baubeginn verzögerte sich im Zuge des Insolvenzverfahrens über das Vermögen der Wiesent-Center GmbH, die das Spinnereigelände 1999 gekauft hatte.

Es folgten: Ärger mit dem Architektenbüro und den am Bau tätigen Firmen. Die seien sich „auf der Baustelle teilweise gegenseitig auf den Füßen gestanden“, meinte Ecoloft-Vorstand Maurice Olivier damals.

Und von vornherein war klar, dass es sich um einen kompliziertes Vorhaben handeln würde – eine mehrere hundert Meter lange und rund sieben Meter tiefe Industriehalle auf der Wiesentinsel zu einem modernen Wohnkomplex umzubauen, bringt eben seine Schwierigkeiten mit sich. So mussten die Reste des alten Daches per Hand mit der Schubkarre abtransportiert werden. Hinzu kommt, dass die Ecoloft AG zur gleichen Zeit im nordöstlich ans Gelände angrenzenden Rodensteinweg, direkt an der Wiesent-Promenade, zwei dreigeschossige Mehrfamilienhäuser mit 14 Eigentumswohnungen hochzog.

Alles verkauft

Ende 2018 begann Ecoloft dann mit dem Bau von sieben weiteren Wohneinheiten sowie Gewerbeflächen in der westlich an die Industriehalle angrenzenden Trettlachstraße. Seit Anfang des Jahres sind sie bezugsfertig – und verkauft: „Die Spinnerei ist zu 95 Prozent fertiggestellt und an die Käufer übergeben worden“, teilt der Investor mit.

Ebenfalls verkauft sind die 14 Wohnungen im Rodensteinweg, die Arbeiten am dortigen Rohbau sind beendet, derzeit wird der Estrich hergestellt. Termin für die vollständige Fertigstellung ist im September 2019. Laut der AG beträgt das Verkaufsvolumen allein für die Wohnungen in der ehemaligen Industriehalle etwa 33 Millionen Euro. Dazu gesellen sich rund elf Millionen Euro für die Bauten im Rodensteinweg und in der Trettlachstraße.

Summen, die erahnen lassen, dass hier Kauf- beziehungsweise Mietpreise im Raum standen (beziehungsweise stehen), die für den Otto-Normal-Geldbeutel in die Kategorie „unerschwinglich“ fallen.

Biber und Bisamratten

Ein unmittelbarer Anwohner erzählt von Flusskrebsen im südlichen Wiesentarm, von Bisamratten, Füchsen auf Taubenjagd und Rehen, die auf der anderen Flussseite am Ufer grasen. „Wir haben sogar einen Biber“, sagt der Forchheimer.

Störend sei nur der Gülle-Geruch, der bisweilen von den Äckern über das Wasserschutzgebiet Zweng herüberziehe. Alles in allem sei das aber zu verschmerzen – angesichts einer so idyllischen, naturnahen Wohnlage. Einer Wohnlage, die ihren Preis hat.

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