Striktere Corona-Regelungen

Absagen zuhauf: Fürth steht vor dem Kultur-Lockdown

24.11.2021, 13:00 Uhr
Geschlossen statt 2G plus bei 25 Prozent Auslastung: Im Fürther Stadttheater ruht der Spielbetrieb bis 15. Dezember.

Geschlossen statt 2G plus bei 25 Prozent Auslastung: Im Fürther Stadttheater ruht der Spielbetrieb bis 15. Dezember.

Ab sofort gelten 2G-Plus und höchstens 25 Prozent Auslastung an sämtlichen Veranstaltungsorten. Zuerst beschlossen die Chefs der Comödie, konsequent von Mittwoch an den Vorhang bis Weihnachten fallen zu lassen. Begründung: Es rentiert sich nicht, zudem bräche mit Blick auf die 90-Prozent-Auslastung der 20 Weihnachtsrevue-Vorstellungen das blanke Logistik-Chaos aus. Dann lieber gar nichts. Am Montagabend gab auch die Kofferfabrik bekannt, den Konzertbetrieb ab Donnerstag bis 23. Dezember vollständig einzustellen. Auch Koffer-Chef Udo Martin sagt, es rentiere sich einfach nicht. Comödien-Gastronomie und Koffer-Gastronomie bleiben jedoch auf Betriebstemperatur - mit Schließzeit 22 Uhr.

Am Dienstag entschied auch das Stadttheater: Der Spielbetrieb ruht bis 15. Dezember. Das Haus nehme damit seine "Verantwortung gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern sowie seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wahr", heißt es. Wer Karten für die Vorstellungen bis 15. Dezember hat, kann sie dort abgeben, wo er sie gekauft hat.

Betroffen vom erneuten Stadttheater-Stillstand sind Aufführungen der "Schneekönigin", Premiere wäre am Sonntag gewesen, ferner die Gastspiele der Festivals Strings Luzern, der Bamberger Symphoniker, der Jungen Fürther Streichhölzer und des Crossover-Quartetts Quadro Nuevo. Ebenso fallen der Theaterabende "Kein Spiel" , "Eine Weihnachtsgeschichte" und die Show "Motown goes Christmas" aus.

"Durchdacht ist das nicht"

"Es ist eine völlig bescheuerte Situation", sagt Annette Wigger, Programmmanagerin des Kulturforums. Zum Beispiel, weil das Kindertheaterstück am kommenden Wochenende ausverkauft ist, aber nur 25 Prozent Auslastung erlaubt sind. Am Montag entschloss man sich zur Absage. "Ich kann verstehen, dass jetzt auf die Schnelle etwas getan werden muss", so Wigger über die Maßnahmen aus München, "aber richtig durchdacht ist das nicht". Inzwischen steht fest, dass sämtliche Veranstaltungen des Kulturamtes im Kufo bis Jahresende abgesagt sind.

Verständlich, denn: Für einen Schnelltest-Container vor dem Kufo-Eingang wäre zwar Platz, "doch das bedeutet einen Riesenaufwand für lediglich 30 Leute im kleinen und 80 Leute im großen Saal, das wäre doch gaga", so Wigger. Jenseits der Maxbrücke, in der Stadthalle, ist bis Ende Dezember ebenfalls alles abgeblasen – und das heißt unter anderem: Kein Tourstopp von Pietro Lombardi (12. Dezember), kein Silvesterball.

Babylon-Chef Christian Ilg ("Wir steuern auf einen Kultur-Lockdown zu") hat den Schlamassel kommen sehen, schon seit zwei Wochen fährt er den Betrieb herunter, "beim vergangenen Lockdown sind wir auf riesigen Getränkevorräten sitzen geblieben"; auch hat er bereits Kurzarbeit für sein Team angemeldet, wieder einmal. Das Kino kann wohl die zweite Weihnachtssaison hintereinander abschreiben. Es soll Betriebe geben, die an diesem Punkt kapitulieren.

Ilg kapituliert nicht. "Die Situation ist sehr unschön, aber dank der Gastronomie kommen wir durch." Nach einem prima Open-Air-Sommer hatten die Kinogänger ab Oktober schon merklich gefremdelt. Jene 22 und zwölf Zuschauer, die ab Mittwoch im großen und kleinen Saal erlaubt wären, seien schon in den vergangenen Wochen nicht gekommen.

"Wahnsinnig frustrierend"

Ob dieses Jahr mit einem merklichen Aufschwung ende, hänge Ilg zufolge "ganz von der Testsituation ab", sprich: Gäbe es in Bälde zahlreiche Testcontainer in Babylon-Nähe, die alle fleißig nutzen würden, "dann könnten wir gut durch die Weihnachtszeit kommen. Doch wer geht denn jetzt, bei der derzeit vorhandenen Testkapazität, ins Kino?"

Das kommende Wochenende will Ilg mit seiner Mannschaft genau unter die Lupe nehmen; sollte sich abzeichnen, dass Impfmoral und Publikumszuspruch unter den Erwartungen bleiben, "dann werden wir überlegen, ob wir den Kinobetrieb vorübergehend einstellen." Mit Betonung auf "vorübergehend".

"Es ist wahnsinnig frustrierend": Als Leiter der städtischen Museen – das Stadtmuseum ist offen, das Rundfunkmuseum wegen Umbaus geschlossen – will Martin Schramm "erst einmal abwarten, was da im Kabinett genau beschlossen wird". Doch bleibt für ihn die Frage, "welche Geimpften testen sich denn jetzt noch zusätzlich auf eigene Kosten, nur um ins Museum zu gehen?" So traurig die Lage allerdings sei, "es gibt Menschen, denen geht es deutlich schlechter. Wenn ich nur an das Krankenhauspersonal denke, dann relativiert sich für uns einiges."

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