Astrazeneca-Stopp: Wie geht’s weiter in Fürth?

18.3.2021, 11:28 Uhr
Astrazeneca-Stopp: Wie geht’s weiter in Fürth?

© Foto: Hans-Joachim Winckler

In Politik, Medizin und Gesellschaft wird darüber gestritten, ob der vorläufige Impfstopp richtig war. Der Pandemieexperte des Fürther Klinikums, Dr. Manfred Wagner, verneint das ebenso wie etwa SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach.

Wie sieht man das im Impfzentrum?

Der Ärztliche Leiter Dr. Michael Hubmann macht Spahn keinen Vorwurf. Anders als Wagner meint er, dieser könne sich "nicht gegen seine Zulassungsbehörde stellen", und das für die Zulassung von Impfstoffen zuständige Paul-Ehrlich-Institut hatte zum Stopp geraten.

Mit Blick auf die Pandemie aber steht für Hubmann fest: "Die Pause hat uns Schaden zugefügt."

Er hofft, dass die EMA, die Astrazeneca nun überprüft und zwischenzeitlich auch verteidigt hat, nun "zu einer Ansicht kommt, die die Impfung mit Astrazeneca weiter möglich macht".

Wie viele Leute wurden in Stadt und Landkreis bisher mit Astrazeneca geimpft?

Insgesamt wurden 31 550 Impfungen durchgeführt, 21 228 davon waren Erstimpfungen, bei denen in 3613 Fällen Serum von Astrazeneca verwendet wurde, in 400 Fällen Serum von Moderna und ansonsten Biontech/Pfizer.

Bei allen 10 321 Zweitimpfungen kam Biontech zum Einsatz.

Nach dem Stopp wurden in Nürnberg Termine mit dem Impfstoff Astrazeneca abgesagt, in Fürth nicht. Was heißt das?

Nürnberger, die schon einen Termin zur Erstimpfung hatten, müssen einen neuen finden; für Fürther bleibt es beim vorgesehenen Datum. Ihnen wird dann Biontech oder Moderna statt Astrazeneca verabreicht.

Noch am Montag erhielten die ersten hundert Frauen und Männer ein Ersatzserum. Termine wurden nicht storniert, doch können weniger neue vergeben werden.

Vorigen Freitag und Samstag wurden in Stadt und Landkreis Fürth 800 Grundschullehrkräfte und Kita-Beschäftigte mit Astrazenecea geimpft. Steht wieder eine solche Aktion an?

An sich schon. 500 Lehrkräfte und Erzieherinnen wären diesmal dran. Die Logistik steht. "Wir tun alles, um das Projekt zu realisieren", versichert Hubmann. Ob man loslegen könne, hänge von der EMA-Entscheidung ab.

Geimpft wird im Zweifelsfall also kurzfristig. Ob oder ob nicht, soll am Freitag bekanntgegeben werden.

Kann ich einen anderen Impfstoff als Astrazeneca verlangen?

Nein. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek betont, Impfstoff sei weiter knapp, eine Wahlfreiheit könne es nicht geben, doch schützten alle zugelassenen Präparate zuverlässig vor schweren Covid19-Verläufen. Er setzt darauf, dass Hausärzte den Imageschaden richten werden, den Astrazeneca erneut erlitten hat.

Im Falle einer Wiederzulassung, so Hubmann, bedürfe es einer individuellen Beratung – am besten durch den Hausarzt als Vertrauensperson. Denn bei der Abwägung zwischen den Nebenwirkungen der Impfung und einer Erkrankung an Covid-19 solle "jeder das Gefühl haben, die richtige Entscheidung getroffen zu haben". Hausärzte sollen ab der ersten Aprilwoche in die Impfkampagne einbezogen werden.

Was, wenn ich schon eine Thrombose hatte?

Hubmann rät, das beim Termin anzusprechen und mit Unterlagen zu belegen. Bei einer Wiederzulassung von Astrazeneca sei zu klären, ob im Einzelfall ein anderer Impfstoff zu verwenden ist. Der Patient müsste dann damit rechnen, dass er einen neuen Impftermin braucht.

Die Software BayIMCO des Gesundheitsministeriums vergibt Zweit-Impftermine bei Biontech und Moderna plötzlich nach sechs Wochen. Was ist da los?

Der Abstand zwischen erster und zweiter Dosis beträgt bei Astrazeneca, wo Zweitimpfungen ab Ende März anstehen, zwölf Wochen. Bei den mRNA-Impfstoffen – bisher 21 (Biontech) und 28 Tage (Moderna) – wurde das Intervall jetzt auf die maximal zulässigen 42 Tage gestreckt. Hubmann begrüßt das.

So erhielten möglichst viele Leute zunächst einen grundsätzlichen Schutz vor Corona, man erreiche schneller eine Herdenimmunität und könne viele tausend Todesfälle verhindern. Vor Mittwoch habe BayIMCO noch die alten Intervalle vergeben, sagt Hubmann. Doch sei weder der längere noch der kürzere Abstand problematisch.

Stimmt es, dass die Mail zur Terminvereinbarung im Spam-Postfach landen kann?

Leider ja. Wer noch keinen Impftermin hat, sollte daher laut Landratsamt auch seinen Spam-Ordner überprüfen.

Verwandte Themen