Auf 15 Quadratmetern: Roßtals Krippe ist diesmal riesig

25.12.2020, 11:00 Uhr
Auf 15 Quadratmetern: Roßtals Krippe ist diesmal riesig

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Sie sind alle gekommen. Der Bäcker und der Metzger, der Optiker und der Fischer, die Magd und die Schulkinder. Rund um die St-Laurentius-Kirche und die Fachwerkhäuser herrscht emsiges Treiben.


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Auf den ersten Blick erscheint dem Betrachter die Szenerie aus detailreichen Kulissen und liebevoll verzierten Figuren wie ein nachempfundenes fränkisches Idyll. Stünde da nicht in der linken Hälfte des Tableaus eine Krippe mit der Heiligen Familie. Und nähern sich da nicht die Heiligen Drei Könige dem Stall?

Nach Franken verlegt

Wem es leicht befremdlich vorkommt, dass Bethlehem quasi nach Franken versetzt wurde, den klärt Imelda Schulz auf. Die Hobby-Künstlerin hat vor einigen Jahren die gut 50 Figuren gestaltet, die nun in St. Laurentius zu bewundern sind.

Die Idee kam der 68-Jährigen einst bei einem Urlaub in der Provence. Dort entdeckte sie Krippen, umgeben von Menschen mit verschiedenen Berufen, die offensichtlich Franzosen waren – und keine Bewohner Bethlehems. Wieder daheim in Nürnberg, beschloss Schulz: Solche Figuren wird auch sie fertigen, ihren beiden Kindern will sie eine derart gestaltete Krippe hinterlassen.

Doch aus dem Plan wurde bald mehr. Das Gestalten der Püppchen, deren Gesichter sie aus Modelliermasse mit winzigen Werkzeugen formt, und auch das Nähen der Kleidung aus alten Stoffen bereiteten ihr so viel Freude, dass eine weitere Krippe entstand.

Der Verein Krippenfreunde Nürnberg stellte sie daraufhin in der Nürnberger Egidienkirche aus, wo sie wiederum von Familie Greul entdeckt wurde – die sie in Abstimmung mit dem Roßtaler Kirchenvorstand kurzerhand kaufte. Ein Geschenk für die Kirche im Heimatort sollten die Figuren und der Stall sein.


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Als das Ensemble nun vor einigen Jahren in St. Laurentius einzog, standen die Figuren noch dicht gedrängt auf einer etwa vier Quadratmeter großen Platte. Zu eng wurde es spätestens, als ein weiteres örtliches Ehepaar einige selbst gebaute Häuschen und einen Nachbau der Kirche stiftete.

Sonst stehen hier die Kinder beim Krippenspiel

Heuer nun fand man den passenden Standort: Weil das Krippenspiel coronabedingt ausfallen musste, konnte die Krippenlandschaft auf den Brettern platziert werden, auf denen sonst Roßtaler Kinder während der Aufführung stehen. Auf rund 15 Quadratmetern macht sie sich nun im Wortsinn breit.

Dominiert, auch das ist neu, wird sie von einem originalgetreuen Nachbau der St. Laurentius-Kirche, der das etwas zu klein geratene Vorgängermodell abgelöst hat. Geschaffen hat sie, neben zwei weiteren markanten Roßtaler Häusern des Oberen Markts, Mesner Helmut Bauer.

Wenn er nicht gerade im Garten ackerte, erzählt der 79-Jährige, dann sägte er in seiner Werkstatt Bauteile aus. Den Feinschliff erledigte der gelernte Mechaniker am Küchentisch.

Viel Liebe zum Detail

Mit viel Liebe zum Detail ging er dabei ans Werk, sogar die Gräber vor dem Gotteshaus hat er originalgetreu gestaltet, und Pläne fürs nächste Jahr gibt es auch schon: Da möchte er das Roßtaler Heimatmuseum und das ehemalige Schloss nachbauen.

Gemeinsam mit seiner Frau und vier weiteren Helferinnen hat Bauer die Krippe zum Start der Adventszeit unter der Empore der Kirche aufgestellt und aufwendig mit Moos, Erika, Gräsern, Disteln und Palmwedeln dekoriert. Neben Schulklassen aus dem Ort kamen bereits jede Menge Besucher, um die Szenen rund um den Stall zu bestaunen.

In viele leuchtende Augen habe er geblickt, sagt der Roßtaler Pfarrer Jörn Künne; er ist froh, den Menschen in dieser schwierigen Zeit wenigstens die Krippe bieten zu können – als kleinen Lichtpunkt.

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