Wahlkampf der Grünen

Cadolzburg: Mit Toni Hofreiter im Wald

15.7.2021, 11:00 Uhr
Welche Bäume sollen künftig im Wald dem Klimawandel trotzen? Anton Hofreiter erklärte das bei einem Spaziergang durch die Cadolzburger Buchspitz.

© Hans-Joachim Winckler, NN Welche Bäume sollen künftig im Wald dem Klimawandel trotzen? Anton Hofreiter erklärte das bei einem Spaziergang durch die Cadolzburger Buchspitz.

Wahlkampf hin oder her: An diesem Motiv kommt in Cadolzburg niemand vorbei. Am Wanderparkplatz an der Gonnersdorfer Straße, da, wo der Weg aus dem Wald, der Buchspitz, herauskommt, bietet sich ein malerischer Blick über eine Streuobstwiese, dahinter ragt die mächtige Hohenzollernveste auf. Da zückt selbst Anton Hofreiter das Handy für ein Selfie.

Einige der Menschen, die zuvor mit dem Vorsitzenden der Bundestagsfraktion der Grünen durch die Natur gelaufen sind, wollen ebenfalls ein Foto mit dem prominenten Politiker – auch Uwe Kekeritz, Direktkandidat im Wahlkreis Fürth, der neben der Stadt die Landkreise Fürth und Neustadt-Bad Windsheim umfasst.

"Lach’ doch mal, Toni", kommt die Aufforderung aus der Menge. Doch Hofreiter ist keiner, der auf Kommando das Lächeln anknipsen kann oder will. Dabei habe man doch allen Grund dafür, meint Kekeritz, "bei den Perspektiven". Der Wahlkampf-Spaziergang war ohnehin ein wahrer Wohlfühltermin. Über Cadolzburg strahlte am Samstag die Sonne. Postkartenwetter – und das, nachdem tagelang Regen in Franken, auch im Landkreis Fürth, für verheerende Überschwemmungen gesorgt hatte.

Die Grünen mögen zwar in Umfragen wieder auf Normalmaß gestutzt sein, Hofreiter zieht: 100 Menschen hätten mit ihm, nach Voranmeldung, unterwegs sein dürfen, bei 93 Personen hat Angelika Igel, Kreissprecherin der Partei aus Roßtal, die Reißleine gezogen. "Weil wir nicht wussten, wer unangemeldet kommt."

Der Klimawandel ist da

Bevor es in den Wald geht, doziert der Diplom-Biologe über den Klimawandel, erklärt, warum neben Dürre und Trockenheit auch Starkregen auftritt. Weil nämlich warme Luft viel mehr Feuchtigkeit transportiert, die dann abregnet. Schon vor über 120 Jahren, sagt Hofreiter, habe die Wissenschaft herausgefunden, dass Kohlendioxid dafür sorge, dass es wärmer wird. Doch es sei "nichts passiert". Zu verhindern ist der Klimawandel nicht mehr, aber es gebe noch ein Zeitfenster von 10 bis 15 Jahren, um Rahmenbedingungen zu schaffen, damit "die Auswirkungen für die Menschheit nicht katastrophal werden". Dazu müsse man raus aus der Verbrennung von Kohle, Heizöl und Erdgas, sagt Hofreiter – natürlich sozial verträglich.

Auch stabile Mischwälder helfen. Sie filtern das CO2 aus der Luft, binden es im Holz. Buche und Linde gehören zu den Baumarten, die besser mit zunehmender Hitze und Trockenheit umgehen können, erläutert der Politiker. Wie bestellt stehen sie gleich hinter ihm am Anfang des Wegs. Es geht los. Immer wieder hält Hofreiter an, zeigt auf einzelne Bäume: die schnell wachsende Douglasie mit ihren geraden Stämmen, "die Hoffnung der Holzproduzenten". Ein Einwanderer übrigens, genau wie die Robinie oder Scheinakazie, die dornig ist und wegen ihrer Durchsetzungsfähigkeit nicht nur Freude macht.

Natürliche Wiederverjüngung

Doch egal, was künftig noch wächst, das gilt etwa auch für Tanne oder Eiche, Hofreiter redet vehement der "natürlichen Wiederverjüngung" das Wort. Das meint, was an Samen zu Boden fällt, soll aufgehen. Den Rest regelt die gleichfalls natürliche Selektion. Und was dabei überlebt, meint der Grüne, habe eher das Potenzial, mit den schwierigen Bedingungen klarzukommen.

In der Politik muss das gerade auch seine grüne Partei schaffen – und speziell ihre Kanzlerkandidatin: ein zu korrigierender Lebenslauf, Nebeneinkünfte, die nachzumelden waren, ein Buch und der Plagiatsverdacht. Für Annalena Baerbock, die nun noch die Heinrich-Böll-Stiftung gebeten hat, ihr früheres Promotionsstipendium zu überprüfen, kommt es knüppeldick. Müssen sich die Grünen und ihre Frontfrau nicht selbst mangelnde professionelle Wahlkampf-Vorbereitung vorwerfen?

Öffentliche Debatte brodelt

Anton Hofreiter schaut nach der Frage etwas gequält, weil er eigentlich lieber über Inhalte diskutiert. Von den Nebeneinkünften abgesehen, sagt er, sei es viel um Dinge gegangen, die nicht unbedingt als Problem zu erkennen gewesen waren. Als kleine Partei könnten die Grünen mangels Personal zudem nicht all das leisten wie mancher Mitbewerber. Doch die öffentliche Debatte brodelt. Und wohl auch deshalb ruft Hofreiter der Gruppe, die mit ihm in den Burgvorhof gezogen ist, am Ende zu, sich davon nicht beirren zu lassen. Man müsse darüber diskutieren, was relevant sei, "und das ist, wie wir unser Land künftig gestalten".

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