Corona-Schließung: Fürther VHS fühlt sich hängengelassen

2.12.2020, 11:00 Uhr
Corona-Schließung: Fürther VHS fühlt sich hängengelassen

© Hans-Joachim Winckler

Keine Präsenzveranstaltungen bis einschließlich 11. Januar: Die Volkshochschule Fürth (VHS) muss wegen der Corona-Lage notgedrungen ihr Angebot deutlich reduzieren. Damit folge man der Anordnung der bayerischen Staatsregierung, erklärt VHS-Leiter Felice Balletta. Schon diese faktische Schließung allein ist für ihn "ein Skandal" – richtig sauer ist er aber über die seiner Ansicht nach mehr als mangelhafte Kommunikation.


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"Wir sind praktisch rund um die Uhr am telefonieren, mit unserem Landesverband und mit anderen Volkshochschulen. Aber niemand hat genaue Informationen", berichtet Balletta. "Man lässt uns alleine."

Das Kabinett habe am vergangenen Donnerstag unter anderem die Schließung der VHS angekündigt, erst seit Montagnachmittag liegt eine entsprechende Verordnung dazu vor. Die entscheidenden Fragen allerdings, so Balletta, seien immer noch nicht geklärt. "Nachdem man diese Lawine losgetreten hat, duckt man sich jetzt feige weg. Das ist ein völlig haltloses Krisenmanagement."

Fakt ist: Bis zum (voraussichtlichen) Ende der Weihnachtsferien wird es keine Präsenzveranstaltungen mehr geben. Derzeit prüfen Balletta und die Leiter der unterschiedlichen Fachbereiche, welche Formate online weitergeführt werden können und welche schon jetzt "abgewickelt", also beendet werden müssen. Teilnehmer und Dozenten werde man darüber baldmöglichst informieren.

Lediglich Kurse und Prüfungen, die der beruflichen Fort- und Weiterbildung dienen, sind unter strengen Auflagen weiterhin in Präsenz möglich. Ob dazu allerdings auch Integrationskurse oder berufsvorbereitende Sprachkurse zählen, darüber habe die VHS Fürth trotz eines intensiven Austauschs mit Landesverband, Kultusministerium und Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) noch keine klaren Aussagen erhalten.

Die verordnete Schließung ärgert Felice Balletta umso mehr, als in seinem Haus "schon seit Wochen, ohne Not und in Vorleistung" umfassende Schutz- und Hygienemaßnahmen umgesetzt wurden. Diese seien weit über das hinausgegangen, was von Schulen verlangt wird. So bestehe bereits seit längerem eine Maskenpflicht, Kurse wurden aufgesplittet. Es seien in den vergangenen Wochen bis auf ganz wenige Ausnahmen keine Ansteckungen in Kursen gemeldet worden. "Unsere Angebote sind sicher", sagt Balletta. Nun aber sei dies alles von einem Tag auf den anderen hinfällig.

Vorbereitungen auf Sommersemester laufen weiter

Dabei, so der VHS-Chef, spreche er den Entscheidungsträgern ja gar nicht den guten Willen ab – "aber mit ein bisschen mehr Vorlauf hätte man das bei uns in der VHS alles besser umsetzen können."

Trotzdem laufen die Vorbereitungen auf das nächste Sommersemester – ohne Gewähr, dass die inhaltliche und konzeptionelle Arbeit am Programm dann überhaupt zum Tragen kommen kann.

Doch Balletta bleibt dabei: "Gerade in diesen Zeiten sind Angebote der allgemeinen Erwachsenenbildung von ganz besonderer Bedeutung. Wir haben einen verfassungsrechtlichen Auftrag zu erfüllen und nehmen gerade in Pandemie-Zeiten eine bedeutsame Rolle für die Sicherstellung der gesellschaftlichen Teilhabe ein." Kurse, Workshops und andere Veranstaltungen fänden zudem so statt, dass ein sicheres, soziales Miteinander und Lernen möglich sei.

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