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Roßtal: 500 Jahre Schulgeschichte in einem Buch

2.10.2021, 11:00 Uhr
Roßtal: 500 Jahre  Schulgeschichte in einem Buch

© Foto: Hans-Joachim Winckler

264 Seiten ist das Buch stark und lässt anhand vieler Bilder und anderer zeitgeschichtlicher Dokumente fünf Jahrhunderte Revue passieren. Entstanden ist es jedoch in weniger als einem Jahr. "Das liegt allerdings auch daran, dass ich mit meiner Recherche nicht bei null anfangen musste", sagt Grimm.

Roßtal: 500 Jahre  Schulgeschichte in einem Buch

© Foto: Yvonne Neckermann

Ausgangspunkt war die Ausstellung "Lehren und Lernen – 90 Jahre Schulanlage in Roßtals Oberem Markt" des Heimatvereins, für die Grimm bereits einen Teil der Schulgeschichte im Kernort aufgearbeitet hatte. Eine Verschriftlichung der Schau, die von Juli bis Oktober 2020 im Museumshof zu sehen war, ist das druckfrische Buch aber mitnichten.


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"In der Ausstellung ging es ausschließlich um den so genannten Oberen Markt und die dortige Schule, die 2020 90 Jahre alt wurde", ordnet Grimm ein. "Mein Buch umfasst alle Schulen der Gemeinde – auch die ehemaligen in den heutigen Ortsteilen." Und so erfährt der Leser unter anderem, wie Buchschwabach, Raitersaich und Großweismannsdorf zu ihren Volksschulen kamen, und warum der Lehrer in Buchschwabach auch gleichzeitig Schuster oder Schneider sein sollte.

"Die ärmeren Gemeinden haben sich gedacht, wenn der Lehrer auch ein Handwerk ausübt, dann brauchen sie ihn nicht zu bezahlen", berichtet Grimm schmunzelnd. Aber nicht nur um Lehrer und Lernende, Lehre und Unterrichtsmaterialien im Zeitenwandel geht es ihm bei seinem Werk. "Ich habe auch beleuchtet, wie Bildung dazu beiträgt, dass aus Kindern Staatsbürger und Demokraten werden."

Bevor es allerdings ans Schreiben ging, verbrachte der passionierte Hobbyhistoriker unzählige Stunden auf Quellensuche in verschiedenen Archiven. Vor allem im evangelischen Pfarrarchiv wurde er fündig. "Bis nach dem Ersten Weltkrieg war der Pfarrer Leiter der unteren Schulbehörde vor Ort", erklärt Grimm, warum die Aufzeichnungen der Kirche für ihn Relevanz hatten. Weitere Eckdaten sind 1806, als Roßtal bayerisch wurde und damit die Schulpflicht eingeführt wurde, und 1973, als die Grundschule und die damalige Hauptschule getrennt wurden.

Mittlerweile hat Grimm eine wachsende Zahl begeisterter Leser in der Marktgemeinde. Einer davon ist Kämmerer Richard Witt, der unter anderem beim Setzen des Werks "Roßtal in alten Büchern" behilflich war. "Es ist eine glückliche Fügung für jede Kommune, jemandem wie Ulrich Grimm zu haben, der sich derart professionell mit der Geschichte seines Wohnorts befasst", sagt Witt.

Wissenslücken gefüllt

Auch Bürgermeister Rainer Gegner ist erklärter Fan und war sofort bereit, Grimm zu unterstützen und den Titel über die Schulgeschichte in einer Auflage von 400 Exemplaren herauszugeben. "Als ich es im Juli vorab in digitaler Form zu lesen bekam, habe ich es innerhalb von zwei Tagen verschlungen", berichtet Gegner. Selbst er als Bürgermeister habe unendlich viel über Roßtal erfahren, was er noch nicht gewusst habe.

"Ich bin insgesamt an der Geschichte und Kulturgeschichte meiner Umgebung interessiert, und da liegt es nahe, auch die Vergangenheit meiner Wohngemeinde zu erforschen", erklärt Grimm sein Interesse an dem Thema. "Dieses Buch soll aber definitiv mein letztes gewesen sein", sagt der 79-Jährige. Ganz glauben möchten Richard Witt und Rainer Gegner das aber nicht und hoffen, dass den Autor doch noch einmal die Neugier packt.

"Lehren, Lernen, Bilden – eine kleine illustrierte Schulgeschichte des Marktes Roßtal" ist für 15 Euro im Rathaus an der Marktkasse erhältlich.

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