Schauspieler in der NS-Zeit

Vorwürfe: Muss die Fritz-Bernet-Büste im Fürther Stadtpark weg?

4.9.2021, 11:00 Uhr
Sollte sie entfernt werden aus dem Stadtpark? Sollte sie bleiben? Um die Büste des Fürther Schauspielers Fritz Bernet, die in der Nähe des Stadtparkcafés steht, ist eine Diskussion entbrannt.

© Ron Hübner Sollte sie entfernt werden aus dem Stadtpark? Sollte sie bleiben? Um die Büste des Fürther Schauspielers Fritz Bernet, die in der Nähe des Stadtparkcafés steht, ist eine Diskussion entbrannt.

Ob Statuen oder Denkmäler, Erinnerungstafeln oder Straßennamen: Der öffentliche Raum wurde in jüngerer Vergangenheit vielerorts noch stärker daraufhin untersucht, ob die historischen Persönlichkeiten, die darin sichtbar sind, einen rassistischen, menschenverachtenden oder kolonialistischen Hintergrund haben. Auch in Fürth.

So wurde etwa 2018 die Straße, die Adolf Schwammberger gewidmet war, in Bella-Rosenkranz-Straße umbenannt – der frühere Fürther Archivleiter hatte in der NS-Zeit eine unrühmliche Rolle gespielt. Und im Sommer 2020 forderten die Grünen nachdrücklich, dass die Stadtverwaltung Straßennamen daraufhin prüft, ob sie „zweifelhafte Persönlichkeiten“ ehren. Mit Ergebnissen ist im Herbst zu rechnen; im Oktober beschäftigt sich der Ältestenrat damit.

"Für das Nazi-Regime getrommel"

Auf dessen Tagesordnung wird wohl auch die Frage stehen, wie mit der Fritz-Bernet-Büste im Stadtpark umzugehen ist. Der Fürther Schauspieler, der von 1885 bis 1960 lebte, war auch Mitglied der NSDAP. Seine Nähe zu den Nazis könnte so groß gewesen sein, dass es gerechtfertigt wäre, die Büste zu entfernen.

Dieser Meinung ist jedenfalls Peter Frank, der Mitglied im Fürther Geschichtsverein ist, sich mit Bernets Leben beschäftigte und anhand der Auswertung zeitgeschichtlicher Quellen, wie Zeitungsartikeln, zum Ergebnis kommt: „Bernet hat für das Nazi-Regime getrommelt, hat das System verherrlicht und davon beruflich profitiert.“


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Während der Nazi-Zeit war Bernet stellvertretender Intendant und Oberspielleiter am Fürther Stadttheater gewesen. Aus Sicht von Peter Frank begünstigte der damalige Fürther NS-Oberbürgermeister Franz Jakob den Schauspieler, der beim Publikum recht beliebt war.

Wie nun mit der Büste Bernets umgehen? Martin Schramm, Leiter des Stadtarchivs, hat sich noch kein abschließendes Urteil zur Causa Fritz Bernet gebildet, meint aber ganz allgemein: Einerseits sei es natürlich „schwer, an einen Menschen positiv zu erinnern, der in das System des Nationalsozialismus verstrickt war“.

Andererseits aber rät er auch dazu, nicht vorschnell zu urteilen und „heutige Moralvorstellungen“ eins zu eins auf Menschen anzulegen, die in einer anderen Zeit gelebt haben. Zudem: Ein Urteil sollte immer auf fundiertem Wissen beruhen. Denn „zur Entfernung einer Büste braucht es immer einen guten Grund.“ Konkret zu Bernet: „Man muss den Sachverhalt nun gründlich prüfen.“

Auch der Geschichtsverein hat noch keine offizielle Position zur Bernet-Büste. Auf Nachfrage sagt Vorsitzende Verena Friedrich: „Wir haben uns im Vorstand mit diesem Thema noch nicht befasst.“ Stadtheimatpflegerin Karin Jungkunz indes kennt die Ergebnisse von Peter Franks Nachforschungen und findet, dass diese Anlass geben, über die Büste zu diskutieren. Allerdings folgt sie Frank nicht in der Forderung, sie zu entfernen.

Sinnvoller: Ergänzende Erläuterungen

Aus ihrer Sicht ist es sinnvoller, wie sie im Gespräch mit den FN sagt, die Büste stehen zu lassen und mit ergänzenden Erläuterungen zu versehen, die Bernets Verstrickungen in der NS-Zeit thematisieren.

Eine Haltung, die auch Schramm grundsätzlich richtig findet im Umgang mit Denkmälern von Persönlichkeiten, die eine gewisse Nähe zum NS-Regime hatten. Er plädiert ohnehin für historische Aufarbeitung, die einhergeht mit gesellschaftlicher Aufklärung, so dass die Bevölkerung ein Bewusstsein für geschichtliche Ereignisse und Umstände entwickelt.


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Anders gesagt: Wer aus dem öffentlichen Raum alles verbannt, was mit Nationalsozialisten in Verbindung stand, verbannt auch Möglichkeiten, sich an diese Zeit zu erinnern und die Menschen, die damals lebten, angemessen einzuordnen. Wobei für Schramm auch klar ist, dass es Grenzen gibt, die nicht überschritten sein dürfen. Ob dies bei Fritz Bernet der Fall ist, darüber muss nun debattiert werden.

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