Zum Muttertag: Seniorenheime erwarten rührende Szenen

10.5.2020, 09:18 Uhr
Zum Muttertag: Seniorenheime erwarten rührende Szenen

© Foto: Armin Leberzammer

Im BRK-Seniorenheim "Willy Bühner" hat man in den vergangenen Tagen einen Vorgeschmack auf die ersehnte Lockerung des Besuchsverbots bekommen, die ab heute gilt. In einer umfunktionierten mobilen Sanitätsstation waren hier vor dem Haus zuletzt schon Treffen möglich. Bewohner und Angehörige saßen sich zwar getrennt durch eine Scheibe gegenüber und redeten über ein Babyfon miteinander. Doch nach dem ersten Tag schwärmte Heimleiterin Silvia Sander-Brühl von "rührenden Szenen" und "glücklichen Gesichtern".


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Normalerweise versorgt das BRK in der Sanitätsstation bei Festen Verletzte. Nun haben Helfer "alles, was beweglich ist und nicht gebraucht wird, entfernt und eine Trennwand aus Plexiglas eingebaut", berichtete Ernst Rippel, Bereitschaftsleiter für Zirndorf. Dafür und auch für die Betreuung der Besuchszeiten Freiwillige zu finden, sei nicht schwer gewesen. "Unsere Leute scharren mit den Hufen, weil sie trotz wochenlangem Katastrophenalarm kaum Einsätze haben, bei denen sie helfen können", sagte BRK-Katastrophenschutzbeauftragter Arthur Sieder.

Im "Besuchsmobil", das aus zwei winzigen Räumen mit je einem Zugang besteht, können Begegnungen im 20-Minuten-Takt stattfinden. Nach jedem Besuch wird desinfiziert. Die Termine koordiniert der Heimbeirat. Für Sander-Brühl steht fest: Die Mini-Begegnungsstätte "hätte sich auch für einen einzigen Tag gelohnt". Sie bleibt vorerst in Betrieb. Auch jetzt, wo Besuch in einem eng begrenzten Rahmen wieder möglich ist. Denn: Sollte der Landkreis die Corona-Lockerungen zurücknehmen, weil die Infektionszahlen wieder hochschnellen, "bin ich heilfroh, dass wir es haben", sagt die Heimleiterin.

Die Regierung hat das Besuchsverbot nicht außer Kraft gesetzt. Sie lässt nur Ausnahmen zu mit dem Ziel, die Folgen der "sozialen Isolation" zu lindern und doch einen "höchstmöglichen Infektionsschutz" aufrechtzuerhalten". Nach den Vorschriften darf jeder Bewohner einmal täglich zu einer festen Zeit einen (!) Verwandten, Lebensgefährten oder eine andere feste Person empfangen. Wer kommt, muss sich registrieren lassen, Mundschutz tragen und den Mindestabstand wahren. Jedes Heim hat ein Schutz- und Hygienekonzept vorzuweisen.

Weil am Sonntag Muttertag ist, erwartet Sander-Brühl die vorsichtige Öffnung "ausgerechnet jetzt" mit gemischten Gefühlen. Sie freut sich für die Senioren und ihre Familien, befürchtet aber auch eine Besucherwelle, die sich womöglich schwer in geregelte Bahnen bringen lässt.

"Es darf kein Gedränge entstehen"

Bei der Umsetzung der Lockerungen lassen die Heimaufsicht der Stadt Fürth und die des Landkreises den Einrichtungen zunächst freie Hand. Da viel von baulichen Gegebenheiten abhänge, setzt Jürgen Tölk, Leiter des Fürther Ordnungsamts, auf individuelle Lösungen: "Die Einrichtungen müssen das über Besuchszeitkorridore so lenken, dass kein Gedränge entsteht." Falls nötig, werde nachreguliert. Neue Handlungsempfehlungen des Pflegeministeriums raten, Besuche vorab zu terminieren und vorzugsweise ins Freie zu verlegen.

Im Willy-Bühner-Heim ist laut Leiterin Silvia Sander-Brühl "zum Glück Platz". Pro Etage wird eine Besuchszone mit je vier zwei Meter langen Tischen eingerichtet. An einem Kopfende dürfe der Bewohner Platz nehmen, am anderen der Gast. "Wir haben ein Auge darauf, dass sich beide nicht zu nahe kommen, werden aber keine Bewacher abstellen." Jedes Treffen darf eine Stunde dauern, am Freitag lagen 90 Anmeldungen vor.

Die Isolation hat den Bewohnern zugesetzt

Auf Wunsch können Begegnungen im Garten stattfinden. Sander-Brühl sorgt sich aber, dass sich gesundheitlich angeschlagene Bewohner im Freien eine Lungenentzündung holen könnten.

Die Vorsitzende des Fürther Seniorenrats, Inge Hartosch, atmet erst einmal auf. Das Gremium hatte die Stadt gerade gedrängt, Begegnungsmöglichkeiten für Heimbewohner zu schaffen, als Ministerpräsident Söder am Dienstag früher als erwartet Lockerungen ankündigte. "Nun scheint es ja besser zu werden", sagt Hartosch. Nötig sei das. Die fast zweimonatige "Kasernierung" habe den Betroffenen "physisch und psychisch" zugesetzt. Silvia Sander-Brühl bestätigt das. Die Kontaktsperre habe "bei vielen den körperlichen Verfall beschleunigt".


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