Globaler Kampf gegen Corona: Gebt die Impfstoffe frei!

6.5.2021, 13:58 Uhr

Joe Biden versteht es wirklich immer wieder, die Weltöffentlichkeit zu überraschen - und zwar im Gegensatz zu seinem Vorgänger Donald Trump auf positive Art und Weise. Seine Ankündigung, die Patente auf die Corona-Impfstoffe befristet aufzuheben, kann man nur als historisch bezeichnen. Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wendet sich damit ausdrücklich gegen den Protektionismus - also gegen eine streng auf nationale Handelsinteressen ausgerichtete Politik.


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Das ist eine ethisch wertvolle, richtige Entscheidung, auch wenn sie längst nicht alle Probleme lösen kann. Angesichts der größten Herausforderung der Nachkriegszeit müssen wirtschaftliche Interessen hintan stehen. Die Pandemie trifft ausnahmslos alle Menschen auf dem Erdball, aber die Staaten können nur höchst unterschiedlich damit umgehen.

Die reichen Länder sind in der Lage, Milliardensummen in den Kauf von Impfstoffen zu stecken. Sie werden bald so weit sein, eine Herdenimmunität gegen das Virus in der Bevölkerung erreicht zu haben. Weniger finanzstarke Nationen in Asien, Afrika und Südamerika können da nicht mithalten. Ihnen muss geholfen werden - unter anderem mit einer Freigabe.

Das "Rezept" alleine reicht nicht

Ein Land wie Indien mit seinen 1,3 Milliarden Einwohnern, in dem derzeit die Pandemie wütet, könnte von einer solchen Ausnahmeregelung profitieren. Dann stünde immerhin schon mal das "Rezept" für die Herstellung von Impfstoffen zur Verfügung. Was allerdings weiterhin fehlt: Rohstoffe und Produktionsmöglichkeiten. Auch dabei müssten die ärmeren Staaten von der Weltgemeinschaft unterstützt werden.

Selbst wer die Freigabe der Patente unterstützt, sollte sich aber des damit verbundenen Systembruchs bewusst sein. Dadurch werden Pharmaunternehmen, die mit großem Aufwand Impfstoffe entwickelt haben, teilenteignet. Soweit ihnen die Industrienationen bei dieser Forschung finanziell behilflich waren, kann man das gegenrechnen. Dort, wo das nicht der Fall war, sollte über Entschädigungen nachgedacht werden.


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Denn wir sind - für künftige Pandemien und andere Krankheiten - weiterhin auf die Kreativität der Konzerne angewiesen. Darauf hat der hochgelobte Chef des deutschen Impfstoffentwicklers Biontech, Ugur Sahin, zu Recht hingewiesen. Der freie Wettbewerb ist immer noch die beste Methode, schnell zu Erfindungen zu kommen.

Wer das bezweifelt, der sollte mal kurz darüber nachdenken, ob er staatlichen oder staatsnahen Firmen wirklich das zutraut, was die Marktwirtschaft in Gestalt der Pharmakonzerne seit Ausbruch der Pandemie geschafft hat. Nein, zumindest das hätte kaum besser laufen können, als es der Fall gewesen ist.

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