Grenzenlos verliebt: Paar berichtet über Erfahrungen in der Corona-Krise

30.12.2020, 09:15 Uhr
Grenzenlos verliebt: Paar berichtet über Erfahrungen in der Corona-Krise

© Foto: Tina Ellinger

Treffen sind also nur am Wochenende möglich. Schon in "normalen Zeiten" ist eine solche Konstellation nicht ganz einfach, in Zeiten von Corona aber kommen noch ein paar Hürden dazu. Keiner von beiden will einen Fehler machen, nicht versehentlich gegen eine der vielen Pandemie-Regeln verstoßen.

"Wir möchten nichts falsch machen", erzählen sie, haben sich aber dennoch entschieden, anonym zu bleiben, wissen sie doch, wie sensibel manche Menschen momentan auf das Thema reagieren. Regelmäßig informieren sie sich im Internet über die aktuelle Lage, wobei jeder von ihnen stets das Nachbarland mit im Blick hat. Denn genauso wenig wie sich das Virus an Ländergrenzen hält, tut das eben auch die Liebe.

Bestimmungen verschärft

Den Sommer über mussten sie sich nur wenige Gedanken machen, wenn sie an den Wochenenden zwischen den beiden Ländern hin und her pendelten, es gab kaum Einschränkungen. Im September dann wurden die Bestimmungen wieder strenger, zunächst in Österreich. "Die sind uns immer ein bisschen voraus", erklärt die junge Frau, die sich in der Heimat ihres Freundes sehr wohl fühlt und von der freundlichen und herzlichen Atmosphäre dort schwärmt.

Inzwischen wurde sowohl in Deutschland als auch in Österreich das öffentliche Leben erneut weitgehend heruntergefahren, sämtliche Geschäfte sind geschlossen, in Restaurants und Bars bleibt das Licht aus. Auch die Einreisebestimmungen wurden verschärft. "Aber wir dürfen uns sehen", betont Sandra, die sich genauestens über die Ausnahmeregelung schlau gemacht hat. So sind Personen, die regelmäßig mindestens einmal im Monat die Grenze passieren, um Familienangehörige zu besuchen, von der Quarantäne ausgenommen.

"Ein mulmiges Gefühl"

Das gilt auch für Treffen mit dem Lebenspartner – sehr zur Freude von Sandra und Markus, die trotzdem jedes Mal ein mulmiges Gefühl haben, wenn sie ins Nachbarland fahren. "Jetzt waren auch die Straßen so leer, da ist man schon verunsichert und fragt sich ständig: Verstoße ich gerade gegen irgendetwas?", erinnert sich die Gunzenhäuserin an ihre Fahrt nach Österreich kurz vor Weihnachten.


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Bis jetzt gab es an der Grenze keine Probleme, aber das Paar hat für den Fall des Falles vorgesorgt und gegenseitig eine schriftliche Bestätigung samt Ausweiskopie des anderen im Auto. Ansonsten könnten sie ihre Beziehung nur über Fotos oder den Chatverlauf am Handy belegen. "Aber glauben die uns das?", fragen sie sich immer wieder, wohlwissend, dass das Treffen mit dem Freund oder der Freundin im ersten Lockdown häufig als Ausrede benutzt worden ist. "Da kann es sein, dass wir da jetzt dran zu knabbern haben", so eine Sorge von Markus, der weiß, dass es gerade in der Bodensee-Region viele "grenzübergreifende" Paare gibt.

"Da ist das ziemlich normal", sagt er und wünscht sich wie seine Freundin, dass dieses Thema in den Pressekonferenzen der Regierungen konkreter angesprochen wird. "Das kommt nie zur Sprache, das muss man sich mühsam selbst zusammensuchen."

Fällt in Vorarlberg ein deutsches Autokennzeichen in den Straßen nicht wirklich auf, ist das in der mittelfränkischen Kleinstadt schon etwas anderes. "Die Unsicherheit bei den Leuten ist groß. Wir werden oft gefragt, wie wir das machen und ob wir das dürfen", schildern sie ihre Erfahrungen und betonen: "Wir halten uns an alles, es will ja auch keiner von uns in Quarantäne müssen. Da hängt schließlich auch unsere Arbeit dran."

Nur zum Einkaufen

Und so dürfen sie sich zwar sehen, aber unternehmen können sie weder hier noch da viel. Kaum Kontakte zu Freunden oder der Familie, sogar das Skifahren, das in Österreich momentan möglich wäre, verkneifen sie sich sicherheitshalber. Auch wenn es schwerfällt, "es ist uns echt zu heikel", meinen Sandra und Markus für die momentan der Lebensmitteleinkauf zum Erlebnis wird.

"Da kommt man wenigstens raus und ein bisschen unter andere Menschen", schmunzeln sie und sind froh, dass die gegenseitigen Treffen – anders im Frühjahr – überhaupt erlaubt sind: "Sich durch einen Bauzaun zu sehen, das ist doch auch kein Zustand", findet Sandra. "Schließlich", schiebt sie nach, "kann man niemandem verbieten, seinen Freund zu treffen, nur weil man dafür über die Grenze muss."

Gäbe es die Ausnahme nicht, bliebe ihnen nur, über Skype und per Handy in Kontakt zu bleiben. "Aber davon gehen wir jetzt mal nicht aus", hoffen sie und blicken so zuversichtlich wie möglich in die gemeinsame Zukunft – und müssen dabei sicherlich noch eine Zeit lang die Corona-Regeln fest im Blick haben. Egal ob in Deutschland oder in Österreich.

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