Höchstadt: Widerstand gegen Nordumgehung

7.3.2021, 11:57 Uhr
Höchstadt: Widerstand gegen Nordumgehung

© Hans von Draminski

Der dramatische graue Winterhimmel über dem Aischtal passte bestens zum Thema: Es geht dem Ortsverband Bündnis 90/Die Grünen Höchstadt darum, vor der aus ihrer Sicht drohenden Naturzerstörung durch die Nordvariante der geplanten Umgehungsstraße zu warnen. "Das kann kein vernünftig denkender Mensch wollen", sagt Ortsverbands-Sprecher Peter Winkler.

Entlastung des Ortskerns

"Das" ist eine Umgehungsstraße zur Entlastung des Gremsdorfer Ortskerns, die nach aktuellem Planungsstand zwei Kilometer lang wäre und mitten durch das Aischtal verlaufen würde. In ihrem offenen Brief zählen Höchstadts Grüne auf, mit welchen "Nebenwirkungen" zu rechnen wäre: "Das Aischtal stellt ein wichtiges Überschwemmungsgebiet sowie einen bedeutsamen Lebensraum einer reichen Vogelwelt dar und wurde deshalb als Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebiet ausgewiesen", heißt es in der Zustandsbeschreibung. Der Bau einer Nordumgehung würde den Bau zweier großer Flutbrücken und drei bis fünf weitere Brückenbauwerke in der derzeit noch vergleichsweise unberührten Flusslandschaft mit sich bringen.

"Ort wäre seiner Identität beraubt"

Auch um die Menschen macht man sich von Grünen-Seite Gedanken. "Die im Norden wohnenden Gremsdorfer Bürger wären dann zunehmend von den Verkehrsimmissionen betroffen. Zudem wäre der Ort, der durch den Verlauf der Aisch und die Litz-Mühle geprägt ist, seiner landschaftsprägenden Identität beraubt", monieren die Grünen und erinnern daran, dass ein naturbelassenes Aischtal "große Effekte für den Klimaschutz" hat, Frischluft-Produzent ist und im Sommer für natürliche Abkühlung sorgt. Alles Faktoren, die beim Bau der Südumgehung wegfallen würden.

Auch Südvariante kritisch

Ähnlich kritisch wird die drei Kilometer lange Südvariante betrachtet, denn auch hier müsste eine stärkere Belastung der hier lebenden Gremsdorfer in Kauf genommen werden. Auch ein wichtiges Naherholungsgebiet würde zumindest in Teilen zerstört, so die Befürchtungen des Grünen-Ortsverbandes. Noch am ehesten könnten sich die Umweltschützer mit einer Untertunnelung anfreunden, die allerdings mit hohen Baukosten verbunden wäre. Dass der Schwerverkehr, der sich Tag für Tag über die B 470 wälzt – woran die Firma Schaeffler als zentrales Unternehmen am Industriestandort Höchstadt keinen kleinen Anteil hat –, verlagert werden muss, steht für die Grünen außer Frage.

"Eher zusätzlicher Verkehr"

"Die Erfahrungen der letzten Jahre haben allerdings gezeigt, dass Umgehungsstraßen eher noch zusätzlichen Verkehr anziehen, statt für Entlastung zu sorgen", warnt Peter Winkler. "Auch die Verkehrswende ist so nicht zu schaffen", ergänzt Ortsverbands-Sprecherin Sonja Koenigk. Die Hinwendung zu öffentlichen Verkehrsmitteln sowie Elektro- und Wasserstoff-Mobilität würde vom Straßenbau in der Regel nicht befördert, sondern eher verlangsamt.

Informieren und Widerstand leisten

Die Grünen rufen nun die Bürgerinnen und Bürger auf, sich über das Thema "Nordumgehung" zu informieren, sich in den Entscheidungsprozess einzubringen und sich für einen verantwortlichen Umgang mit der Natur auszusprechen. "Was wir mit einer Nordumgehung opfern, würde unwiederbringlich zerstört", fürchtet Peter Winkler. Die Stimmen gegen die Nordvariante sollen unter www.gruene-hoechstadt-aisch.de gesammelt und den politischen Entscheidungsträgern vorgelegt werden.

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