Wegen Brexit: Platzt Mark Deavins Stadtratskandidatur?

31.1.2020, 19:56 Uhr
Keine Ausnahme für Uni-Dozenten: Mark Deavin (hier bei der von ihm initiierten Euthanasie-Ausstellung im Stadtmuseum) musste zum Einbürgerungstest – und wartet nun.

© Foto: Jürgen Petzoldt Keine Ausnahme für Uni-Dozenten: Mark Deavin (hier bei der von ihm initiierten Euthanasie-Ausstellung im Stadtmuseum) musste zum Einbürgerungstest – und wartet nun.

Der 50-jährige promovierte Historiker führt mit Uschi Schmidt zusammen den Ortsverband von Bündnis 90 / Die Grünen und kandidiert auf Platz sechs der Liste dieser Partei für den Stadtrat. Freilich wäre es damit vorbei, wenn er am 4. Februar noch die britische Staatsangehörigkeit hätte.

Dann nämlich tagt der Herzogenauracher Wahlausschuss, der alle Kandidaturen prüft. Wie Gerd Lorenz, Leiter des Ordnungsamts, auf Anfrage mitteilt, könnte der Brite Deavin die Zulassung zur Kandidatur nicht erhalten: Wählen und gewählt werden dürfen bei der Kommunalwahl nur Bürger der EU mit Wohnsitz in der betreffenden Gemeinde.


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Der Brexit würde auch Mark Deavon hinauswerfen aus der Liste und ein Nachrücker würde nominiert werden müssen, wenn es ihm nicht gelingt, noch vor der Wahlausschuss-Sitzung mit der Einbürgerungsurkunde bei Gerd Lorenz vorzusprechen.

Ironie des Schicksals

Die Chancen stehen schlecht. Auf Anfrage teilte Hannah Reuter-Özer, die Sprecherin des Landratsamts, am Donnerstag mit, der Herzogenauracher Antragsteller habe wichtige Unterlagen für die Einbürgerung noch nicht vorgelegt.

Welche, das dürfe sie wegen der Datenschutz-Vorschriften nicht sagen. Doch seien sie Voraussetzung für die Ausstellung der Urkunde.

Mark Deavin selbst war am Freitag nicht zu erreichen – er saß im Prüfungsausschuss der sprach- und literaturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Bayreuth, wo er als Dozent tätig ist.

 

 

Und das ist schon fast eine Ironie des Schicksals. Denn ausgerechnet die Sprachkompetenz spielt eine zentrale beim derzeitigen Problem, wie Patrizia Siontas stellvertretend für ihren verhinderten Kollegen aus dem grünen Ortsverband berichtet.

"Bereicherung für den Stadtrat"

Denn anfangs sei Deavin auch nach mündlichen Auskünften davon ausgegangen, dass er wegen seiner beruflichen Situation keinen Sprachtest ablegen müsse im Rahmen des Einbürgerungsverfahrens.

Doch dann sollte doch alles seine behördliche Richtigkeit haben. Der 50-Jährige musste sich zum Einbürgerungstest anmelden und bekam seinen Termin am 16. Januar zugeteilt. Noch hat er keine Informationen – und so sitzt seitdem nicht nur Deavin auf glühenden Kohlen, sondern auch sein Ortsverband.

Patrizia Siontas: "Wir fiebern alle mit, denn Mark ist als Sechster unserer Liste auf einer vielversprechenden Position, er ist Ortsverbandssprecher und wäre mit Sicherheit eine Bereicherung für den Stadtrat."

Warum er sich so spät für die Einbürgerung entschieden habe? Siontas weiß, dass Deavin lange darauf spekuliert habe, dass es nicht zum Brexit kommt. Jetzt sei das Zeitfenster auch wegen der genannten Punkte immer kleiner geworden, und das behördliche Verfahren aufwändiger als gedacht – "wir müssen hoffen, dass es bis Montag noch klappt!"

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