Tourismus

Hotel oder Camping: Wohin es die Menschen in den Pfingstferien zieht

28.5.2021, 06:00 Uhr
Bereits im vergangenen Jahr war das Fränkische Seenland ein beliebtes Ausflugsziel, nicht nur für Familien. Und auch wenn das Wetter noch nicht ganz mitspielt, für die Pfingstferien sind die meisten Campingsplätze rund um die Seen ausgebucht.   

© NEWS5 / Bauernfeind, NNZ Bereits im vergangenen Jahr war das Fränkische Seenland ein beliebtes Ausflugsziel, nicht nur für Familien. Und auch wenn das Wetter noch nicht ganz mitspielt, für die Pfingstferien sind die meisten Campingsplätze rund um die Seen ausgebucht.  

Die Ansage ist deutlich: "Wir sind in der zweiten Ferienwoche bereits ausgebucht, bitte sehen Sie von Anfragen für diesen Zeitraum ab." Die Bandansage des Anrufbeantworters eines Campingplatzes nahe des Rothsees ist dann auch die einzige Stimme, die man dort derzeit am Telefon zu hören bekommt: "Wegen des hohen Gästeaufkommens ist unser Telefon aktuell nicht besetzt".

Viele Campingplätze in der Region sind über die Pfingstferien komplett ausgebucht, auch Helmut Straub, Inhaber von "Altmühlsee Camping" in Gunzenhausen, hat für die zweite Ferienwoche keine freien Plätze mehr. "Wir haben am Mittwoch geöffnet und haben seitdem sehr viele Buchungen", sagt er. Acht Wochen nach dem regulären Saisonstart darf er nun wieder Gäste empfangen. "Das ist hart, aber so sind nunmal die Regeln", so Straub.

Regeln gelten hier nun – wie in allen Beherbergungsbetrieben in Bayern – auch für die Besucher. Um auf den Campingplatz zu kommen, braucht es einen negativen Coronatest, der dann alle 48 Stunden neu gemacht werden muss. Für Straubs Gäste kein Problem, eine Teststation gibt es nur knapp 200 Meter vom Platz entfernt. "Die Gäste, die wieder abgesprungen sind, weil sie das nicht mitmachen wollten, kann ich an einer Hand abzählen", sagt Straub.

Kaum Scheu vor Test und Maske

Dass das Bedürfnis nach Urlaub stärker ist als die Scheu vor Maske und Test, kann Markus Regus, Inhaber des Hotels "Landhaus Sponsel-Regus" in Heiligenstadt in der Fränkischen Schweiz bestätigen: "Die Reiselust ist stark, das merken wir. Und die Menschen haben sich mittlerweile an Tests und Maske gewöhnt." Die Buchungen reichen bei ihm über Pfingsten und den Sommer hinaus bis Weihnachten und Silvester. "Wir spüren den Trend zum Aufbruch und eine positive Grundstimmung", sagt Regus.

Eine positive Grundstimmung herrscht auch im Hotel Victoria in Nürnberg, allerdings ist die Nachfrage dort bislang überschaubar. Inhaberin Sabine Powels öffnet ihr Haus am kommenden Dienstag, "ich könnte nächste Woche aber eigentlich auch noch geschlossen lassen", sagt sie. Gründe für das Wegbleiben der Gäste nennt sie mehrere. Zum einen sei Nürnberg, was die Inzidenzzahl angeht, von einer Stabilität noch weit entfernt. "Die Menschen fehlt die Gewissheit, die Planbarkeit", so Powels.

Die Aussichtsplattform der Nürnberger Kaiserburg ist verwaist. Nach Nürnberg zieht es aktuell kaum Touristen, aber die Nachfrage steigt.   

Die Aussichtsplattform der Nürnberger Kaiserburg ist verwaist. Nach Nürnberg zieht es aktuell kaum Touristen, aber die Nachfrage steigt.   © Stefan Hippel, NNZ

Zum anderen hätten die Stadthotels bereits nach dem ersten Lockdown das Nachsehen gehabt: "Viele haben jetzt auch erst einmal die Sehnsucht nach Meer. Andere wählen doch noch lieber die sicherere Variante und gehen in eine Ferienwohnung". Ab Mitte Juli, schätzt die Hotelchefin, werden auch die Übernachtungszahlen in Nürnberg wieder steigen.


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Gerhard Arnold, stellvertretender Geschäftsführer der Congress- und Tourismuszentrale Nürnberg, bekommt in diesen Tagen von den anderen Hotels in der Stadt ähnliche Rückmeldungen: "Es gibt in Nürnberg derzeit keine Wahnsinnsnachfrage, viele öffnen deshalb auch noch gar nicht. Wir registrieren aber bereits einen verstärkten Zugriff auf unsere Seite im Internet". Die Leute seien auf der Suche nach Informationen. "Wir glauben deshalb, die Lust, auch nach Nürnberg zu reisen, wird bald wiederkommen", so Arnold.

Die Reiselust ist groß

Insgesamt ist der Tourismus in Franken gut angelaufen. "Die Reiselust der Gäste ist groß und das merkt man. Seit bekannt ist, dass Außengastronomie und Beherbergungsbetriebe für Touristen öffnen, erkundigen sich die Gäste auch bei uns vermehrt nach freien Kapazitäten und den geltenden Regeln in den Landkreisen und Städten", sagt Angelika Schäffer, Geschäftsführerin des Tourismusverbands Franken, und ergänzt: "Die Buchungen erfolgen glücklicherweise flächendeckend in ganz Franken."

Nachdem auch Stadtführungen wieder erlaubt sind und Museen öffnen, steigt zumindest beim Tourismusverband auch langsam die Nachfrage nach städtischen Zielen. "Das freut uns natürlich ganz besonders, da die Städte durch die langen Schließungen sowie den Wegfall des Ausländer- und Geschäftsreiseverkehrs sehr starke Einbußen hinnehmen mussten", so Schäffer. Die Öffnungen seien sehr wichtig, da knapp 170 000 Haushalte in Franken ihr Einkommen durch den Tourismus erzielen.

Insgesamt gibt es in Bayern rund 44 000 gastgewerbliche Betriebe, 600 000 Menschen leben vom Tourismus. 33 Milliarden Euro hätten Touristen vor der Pandemie pro Jahr im Freistaat ausgegeben – nicht nur auf dem Campingplatz.

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