Impf-Nebenwirkungen: Dubiose Post von AfD-Abgeordneten

15.2.2021, 05:48 Uhr

Dass es sich um Post von der AfD handelt, erschließt sich auf den ersten Blick nicht. Tatsächlich hat Ferdinand Mang den Brief geschrieben und in seinem Stimmkreis verteilt. "Bei den verwendeten Impfstoffen", schreibt der AfD-Landtagsabgeordnete, "besteht die Möglichkeit, dass diese gesundheitsgefährdende Nebenwirkungen haben können. Wir dokumentieren diese Fälle, um mögliche Folgen der Covid-19 Impfung zu erfassen." Dann fordert Mang die Adressaten auf, sie sollten ihm alle Fälle melden, egal, ob aus dem Freundes- oder Familienkreis.


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Vor Ort sorgt Mangs Schreiben für Empörung. Da versuche einer "unter dem Namen des Bayerischen Landtags die Notwendigkeit der COVID-Impfung in Frage zu stellen", entrüstet sich ein Leser. "Er versucht so, das Wohl der Allgemeinheit zu gefährden." Der Landtag müsse einschreiten und die Aktion augenblicklich unterbinden.

Nicht verwerflich

Doch so einfach ist die Lage nicht. Mang hat seinen Namen durchaus auch auf dem Brief verewigt. Dass er das Logo des Landtags verwendet, daran könne er nichts Verwerfliches finden", sagt Mang auf Anfrage. "Das ist das vorgegebene Muster für den Briefbogen. Und der sieht nicht vor, dass ich die Partei angeben muss." Der Allersberger argumentiert mit seiner Unabhängigkeit. Er sei zwar auf dem Ticket der AfD in den Landtag gekommen. "Aber die Parteien bringen die Mandatsträger nur ins Amt. Danach unterliegen sie ihrem freien Gewissen."

Das sehen sie im Landtagsamt ähnlich. Auch dort ist das Thema schon angekommen, weil sich besorgte Bürger gemeldet und den Brief weitergeleitet haben. Doch dem Landtag sind die Hände weitgehend gebunden. "Der Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern", sagt Sprecherin Caroline Kubon, "gehört selbstverständlich zu den Aufgaben der Abgeordneten." Welche Themen sie wählen, stehe ihnen frei. "Allerdings sollte keiner den Eindruck gewinnen, dass ein ein Abgeordneter für den Landtag an sich spricht. Einen solchen Anschein gilt es zu vermeiden."


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Als gesichert darf gelten, dass die Landtagsjuristen sich den Brief sehr genau angesehen haben. Ihnen dürfte nicht entgangen sein, dass Ferdinand Mang diesen Eindruck durchaus erweckt hat, er schreibe im Namen des Landtags. Erst ganz am Ende, als letzten Satz, bittet er darum, "mich bei meinem Vorhaben" zu unterstützen. Das bringt ihn auf die sichere Seite. Mang ist Jurist. Er weiß, wie er formulieren muss.

Was sein Vorhaben genau ist, lässt Mang im Gespräch offen. Sein Brief habe "keinen Hintergrund", sagt er. "Ich möchte nur wissen, ob es in meinem Stimmkreis solche Fälle gibt." 5000 Briefe hat er drucken lassen, auf eigene Rechnung, wie er beteuert. "Das bezahle ich privat." Andere AfD-Abgeordnete wählen nach seinen Worten andere Wege, etwa über das Internet. "Aber jeder macht etwas."

Dass es ihm darum geht, die Impfung zu diskreditieren, bestreitet der AfD-Abgeordnete. "Es geht nicht darum, dass wir die Leute vom Impfen abhalten wollen", behauptet Mang. "Ich kann jeden 82-Jährigen mit Vorerkrankungen verstehen, der sich impfen lässt." Aber der Impfstoff sei nicht ausgetestet. "Das Debakel ist noch nicht abgewendet."

Mang bestreitet nicht, dass er Kontakte zur Querdenker-Szene unterhält, zu den Corona-Leugnern und Impfgegnern. Eine Verbindung sei das zwar nicht. Aber: "Ich gehe auf ihre Demos und unterhalte mich mit den Leuten dort", sagt er. "Wenn man das als Verbindung sehen will, soll es so sein. Ich bin aber nicht in die Organisation eingebettet." Und gegen das Impfen, betont er, sei er auch nicht.

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© dpa

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