Demo für Umgehung

Berg: "Der Verkehr macht uns krank"

1.10.2021, 13:47 Uhr
Bereits vor Beginn der Sitzung demonstrierten Anwohner der Neumarkter Straße in Berg für die Umgehung

© Helmut Sturm, NN Bereits vor Beginn der Sitzung demonstrierten Anwohner der Neumarkter Straße in Berg für die Umgehung

Erwartungsgemäß groß war das Interesse der Berger Bürger an der Gemeinderatssitzung am Donnerstag. Auf Platz 4 der Tagesordnung ging es um die Staatsstraße 2240 und im Besonderen um die Ortsumgehung von Berg. Bereits vor Beginn der Sitzung demonstrierten Anwohner der Neumarkter Straße in Berg für die Umgehung, für mehr Sicherheit und mehr Lebensqualität. Darunter Helga Karl, die meinte: „Der Wahnsinnsverkehr in der Hauptstraße macht uns alle krank.“

Bürgermeister Peter Bergler begrüßte die Gemeinderäte, die Besucher auf der Tribüne und mit einem Blumenstrauß die Gemeinderätin und Wahlsiegerin vom Wochenende: Neu-MdB Susanne Hierl, die Geburtstag hatte und just aus Berlin eingeflogen.

Bürgermeister Peter Bergler gratulierte der neuen Bundestagsabgeordneten Susanne Hierl zum Wahlsieg.

Bürgermeister Peter Bergler gratulierte der neuen Bundestagsabgeordneten Susanne Hierl zum Wahlsieg. © Helmut Sturm, NN

Der Bürgermeister machte eingangs deutlich, dass es bei der zu treffenden Entscheidung nicht darum gehe, ob die Umgehung gebaut wird oder nicht. "Diese Entscheidung haben wir längst getroffen." Es gehe an diesem Abend darum, einen weiteren Schritt zur Realisierung des Vorhabens einzuleiten – die Billigung des Vorentwurfes durch das Staatliche Bauamt Regensburg.

Die Straßenbauprofis aus der Hauptstadt der Oberpfalz, Bertold Schneider und Stefan Feuerer, stellten das Konzept in allen Details vor. An die zwei Stunden kämpften die Damen und Herren des Gemeinderates mit Argumenten im Sinne der Gemeinschaft aller Bürger und im Besonderen für ihre Ortsteile.

Dicke Kröte zu schlucken

Seit 20 Jahren wird die Umgehung geplant und trotzdem wurde wiederum deutlich, dass es nicht nur Gewinner geben wird. Als besonders dicke Kröte galt es die Tatsache zu schlucken, dass das Fahrverbot für Lkw über zwölf Tonnen für die Ortsdurchfahrten wohl an einem seidenen Faden hänge, wie Baudirektor Berthold Schneider einräumte.

Das Publikum auf den Rängen hatte vom Bürgermeister Rederecht eingeräumt bekommen. Hauptsächlich meldeten sich die Wortführer der verschiedenen BIs, die Beiträge waren hochemotional. Vorsorglich warnte Schneider vor einer Überfrachtung des Themas mit Auflagen oder gar einer Ablehnung der Fortführung: „Wenn die Ortsumgehung aus der Prioriätenliste herausfällt, fangen wir wieder von vorne an, dann vergehen wieder 20 bis 30 Jahre."

Die Ortsdurchfahrt von Berg ist mit derzeit rund 11.000 Fahrzeugen pro Tag und einem hohen Lkw-Anteil stark belastet.

Die Ortsdurchfahrt von Berg ist mit derzeit rund 11.000 Fahrzeugen pro Tag und einem hohen Lkw-Anteil stark belastet. © Gemeinde Berg Herrnstrasse 1 - Rathaus

Gemeinderat Stefan Haas von den Grünen wollte wissen, wie viel Natur geopfert werden müsse, ob die Verkehrswende in die Zahlen mit eingearbeitet sei und wie sich die zeitliche Realisierung des Projektes einschätzen lasse. Fünfeinhalb Hektar werde der reine Straßenbau verbrauchen und die Berechnungen der Behörden richten sich nach Fakten und nicht nach politischen Prognosen, so die Antwort.

Zum zeitlichen Ablauf gibt es Unwägbarkeiten. Es kommt darauf an, ob und wie viele Einsprüche geltend gemacht werden und wie sich die Grundstücke erwerben lassen. Das Planfeststellungsverfahren könnte bis 2024 abgeschlossen werden, dann beginnt der Grunderwerb und dann erst der Bau.

"Für die große Mehrheit der Bürger im Gemeindebereich wird die Umgehung ein großer Gewinn an Lebensqualität und Sicherheit sein", warb Bürgermeister Bergler um Zustimmung. Die anderen bat er um Loyalität und Unterstützung. Wenn auch schmerzlich, akzeptierte das Gremium den Vorschlag des Straßenbauamtes und stimmte mit 14 zu 6 Stimmen für die Weiterführung des Projektes.

Beifall gab es von den Rängen und im Rat. Bürgermeister Bergler: „Ein guter Entschluss – es kann weiter gehen.“

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