Fall 28 der Weihnachtsaktion

Alleine mit einem blinden Kleinkind

15.12.2021, 11:45 Uhr
In Deutschland leben rund 155 000 blinde und etwa eine halbe Million sehbehinderte Menschen. Die Zahlen sind Schätzungen des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV)

© Karl-Josef Hildenbrand/picture alliance / dpa, NNZ In Deutschland leben rund 155 000 blinde und etwa eine halbe Million sehbehinderte Menschen. Die Zahlen sind Schätzungen des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV)

Carlos ist ein kleiner Wirbelwind. Wenn er nicht auf dem Bobby-Car hin und her rutscht, klettert er auf dem Sofa herum oder bearbeitet die Gitarre mit seinen kleinen Händen. Der Kopf mit den vielen braunen Locken ist dabei ständig in Bewegung. Carlos ist weder zu übersehen, schon gar nicht zu überhören. Seine Mutter Sandra P. (Namen geändert) redet dennoch ruhig weiter, so als würde er nicht die Saiten beinahe zum Reißen bringen. "Aber ich bin abends schon froh, wenn er schläft. Dann mache ich nicht mal den Fernseher an." Dann ist endlich Ruhe auch im Leben der 39-Jährigen, wenn auch nur akustisch.

Carlos ist blind. Er sieht nichts, nicht einmal ansatzweise irgendetwas. Denn Carlos wurde ohne Augäpfel geboren. "Das war schon ein Schock für mich", wie sie sagt. Auffälligkeiten habe es während der Schwangerschaft nicht gegeben - und dann diese Nachricht im Kreißsaal. "Aber selbst wenn ich es vorher gewusst hätte. Ich töte doch kein Kind, nur weil es nicht sehen kann", sagt sie heute, fünf Jahre später.

Sie ist eine selbstbewusste Frau: "eine starke Mama", wie sie selbst von sich sagt. Ihr Verdienst als Einzelhandelskauffrau reichte immer aus, um klar zu kommen. Doch seit Carlos' Geburt ist an Arbeit nicht mehr zu denken. Jeden Tag fährt sie ihn zu einer anderen Therapie. Auch, weil er in seiner Sprachentwicklung viel zu weit zurück ist. Das kostet Zeit und frisst mit dem alten Auto Löcher ins ohnehin knappe Budget, das vom Jobcenter und der Pflegekasse finanziert wird.

"Ich will, dass er die maximale Förderung bekommt." Dazu gehört auch, dass sie ihn bis zum September in einem integrativen Kindergarten angemeldet hatte. Doch hat sie den Platz wieder verloren, da keine ausgebildete Fachkraft finanziert wurde, sondern nur eine angelernte Begleitung, die sie für ungeeignet hielt, wie sie erzählt. Seitdem ist Carlos zuhause und soll im kommenden Jahr dann die Vorschule der Blindenschule besuchen, wenn es alles klappt.

Sie kämpft sich durch. Und muss es auch, da der Vater des Jungen sie seit zwei Jahren weder finanziell noch im Alltag unterstützt. Zu allem Übel drücken Schulden aus einer früheren Insolvenz ihres Partners, für den sie gebürgt hatte. Sie klagt dennoch nicht und fokussiert sich ganz allein auf Carlos und sein Wohlergehen.

Dazu gehört auch, dass sie lange nach einer speziellen Sprachförderung für ihn suchte und nun auch gefunden hat. "Doch diese Therapie wird nicht anerkannt und daher auch nicht bezahlt." Dabei mache Carlos seitdem gute Fortschritte und könne nun einfache Wörter nachahmen, erzählt sie. "Das haben wir in vier Jahren Logopädie nicht geschafft. Ich denke, dass ist jetzt genau das Richtige für ihn."

Zu allem Übel drücken nun Kosten für Reparaturen am Auto. Geld das sie schlichtweg nicht hat. Doch Extras sind in einem finanziell überschaubaren Leben nicht drin: Ein Schicksal, dass sie mit allen bedürftigen Menschen teilt. Um der Familie zumindest finanziell unter die Arme greifen zu können, bitten wir heute herzlichst um Spenden.

Die Spendenkonten von „Freude für alle“:

Sparkasse Nürnberg: DE63 7605 0101 0001 1011 11;

Sparkasse Erlangen: DE28 7635 00 00 0000 0639 99;

Sparkasse Fürth: DE96 7625 0000 0000 2777 72;

Postbank Nürnberg: DE83 7601 0085 0400 0948 54.

Jeder gespendete Euro kommt ohne Abzug für Verwaltungskosten Hilfebedürftigen in unserer Region zugute. Alle Spendernamen werden veröffentlicht (außer bei dem Vermerk „anonym“). Barspenden nehmen gerne die Geschäftsstellen der Zeitung in Nürnberg (Mauthalle), Fürth (Schwabacher Straße 106) und Erlangen (Hauptstraße 38) an.


Gezielt und unbürokratisch: So hilft die Aktion "Freude für alle" des Verlags Nürnberger Presse (VNP) Menschen, die ins soziale Abseits und in Not geraten. Sie möchten spenden und sich an der Aktion beteiligen? Dann klicken Sie bitte hier. Alle Fälle der diesjährigen Weihnachtsaktion finden Sie unter diesem Link.

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