Beispiel Regensburger Straße

Autofahrer, Radler, Fußgänger: Wem gehört der Platz?

25.11.2021, 07:55 Uhr
Rund 29.000 Autos brausen pro Tag über die Regensburger Straße im Nürnberger Osten - als Fußgänger und Radfahrer bleibt da oft ein mulmiges Gefühl.  

© Eduard Weigert, NN Rund 29.000 Autos brausen pro Tag über die Regensburger Straße im Nürnberger Osten - als Fußgänger und Radfahrer bleibt da oft ein mulmiges Gefühl.  

Die Regensburger Straße ist eine Ausfallstraße im Nürnberger Osten. Viel Verkehr, viel Lärm und nicht genügend Sicherheit für die schwächeren Verkehrsteilnehmer, das beklagt ein Anwohner speziell im Bereich zwischen Ben-Gurion-Ring und Kallmünzer Straße. "Nürnberg ist ein schlechtes Beispiel für lebenswerte, Bürger-gerechte Verkehrsregelung", meint der Leser.

Er bemängelt zum einen den kombinierten Fuß- und Radweg stadtauswärts zu Gartenfachcenter, Discounter oder Drogeriemarkt. Die Autos haben zwei Spuren pro Fahrtrichtung und teils noch eine Abbiegespur, für Passanten und Radler gibt es dagegen nur auf einer Seite einen gemeinsamen Weg. Viel zu eng sei dieser, bemängelt der Leser.

Albrecht Steindorff, der stellvertretende Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Nürnberg sieht das auch so: "Dort besteht Handlungsbedarf." Auch die Einmündungen zu den Geschäften seien "Gefahrenquellen", da Autofahrer hier Radfahrer mitunter übersehen können. Steindorff plädiert für die Schaffung eines zweiten Geh- und Radwegs auf der anderen Straßenseite: Doch damit bliebe insgesamt weniger Platz für die Straße.

"Viel zu schmal"

Frank Jülich, Chef des städtischen Verkehrsplanungsamt, gibt dem Leser und dem ADFC grundsätzlich Recht. Der Rad- und Gehweg sei mit einer Breite von etwa 3,50 bis vier Metern nicht breit genug. "Der Gehweg weist leider nur absolute Mindestmaße auf und ist damit in der Tat viel zu schmal." Der Leiter sagt: "Das ist ein Überbleibsel aus vergangenen Zeiten." Doch er bekennt: "Wir würden handeln, wenn wir wüssten, was wir hier tun könnten."


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Es sei mangels Platz nicht möglich, den bestehenden Rad- und Gehweg zu vergrößern oder einen neuen Weg auf der anderen Straßenseite anzulegen. Das würde letztlich bedeuten, dass man dem Autoverkehr eine Spur wegnehmen müsste. "Das würde nicht funktionieren: Das würde stehenden Verkehr bedeuten", meint Jülich. Denn es rauschen rund 29.000 Fahrzeuge über die Regensburger Straße - pro Tag.

Ein mulmiges Gefühl

Eine weitere Sorge des Anwohners: Er bemängelt die knappen Schaltzeiten der Fußgängerampeln am Ben-Gurion-Ring und an der Waldluststraße. Kinder und ältere Menschen hätten es schwer, die Straße innerhalb einer Grünphase zu überqueren und müssten einen Zwischenhalt auf der Verkehrsinsel einlegen. Der Leser gibt zu bedenken, dass die Ecke Regensburger Straße/Waldluststraße von Kindern auf dem Weg zur Viatisschule genutzt werde. Dazu sagt Daniel Gencev vom Vorstadtverein Zabo: "Ich kann es nachvollziehen, dass man da ein mulmiges Gefühl hat."

Und auch bei der Viatisschule hat man die Fußgängerampel an der Waldluststraße im Blick. "Es ist schwierig", sagt Rektorin Sabine Wolf. Kinder als Verkehrsteilnehmer lassen sich leicht ablenken, passen mitunter nicht auf oder trödeln: "Kinder sind altersbedingt nicht immer verlässlich." Sabine Wolf berichtet, dass die Lehrerinnen mit ihren Schützlingen im Rahmen der Sicherheitswoche diese und andere gefährliche Ecken auf dem Schulweg abgehen: "Die Kinder sind hier geschult."

Das Verkehrsplanungsamt hat nach Anfrage der Redaktion die Situation vor Ort überprüft. Amtschef Frank Jülich sagt dazu: "Uns liegen keine Hinweise auf Sicherheitsdefizite vor, dass hier eine besondere Gefahrensituation bestünde." Zwischenstopps auf der Verkehrsinsel seien "nicht unsicher", Passanten hätten dort einen "Schutzraum".


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Ein dritter Kritikpunkt des Anwohners ist der Fußgängerüberweg in der Bayernstraße/Herzogstraße: Direkt in der Kurve befindet sich dieser Übergang, der kein Zebrastreifen ist. Auch hier sieht der Leser Gefahren für Schulkinder. Jülich verneint das aber: "Bei vorsichtigem und angepasstem Verhalten kann man an der Stelle mit Fahrbahnteiler die Herzogstraße, auf der Tempo 30 gilt, gut queren. Ein Zebrastreifen bedeutet nicht automatisch mehr Sicherheit, da Kinder sich oft schwertun, einzuschätzen, ob ein ankommendes Fahrzeug tatsächlich anhält oder nicht."

Grundsätzlich hat die Stadt mit dem Mobilitätsbeschluss festgelegt, den Fuß- und Radverkehr künftig mehr zu stärken. Doch der zu schmale Geh- und Radweg an der von Autofahrern stark genutzten Regensburger Straße zeigt eben, dass man mitunter nichts verbessern könne. Frank Jülich sagt: "Das ist die gebaute Realität einer Stadt."

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