Markt der Partnerstädte: Stände in den Stadtteilen?

28.10.2020, 11:12 Uhr
Könnten manche Stände vom Markt der Partnerstädte in anderen Stadtteilen aufgestellt werden?

© Michael Matejka, NN Könnten manche Stände vom Markt der Partnerstädte in anderen Stadtteilen aufgestellt werden?

Der Lichterzug ist eine Erfindung der Nachkriegszeit: Viele Kinder marschierten mit Kerzen oder Laternen durch das noch zerstörte Nürnberg und wollten damit ein Licht der Hoffnung setzen. Ein schönes Symbol, das sich über die Jahrzehnte als feste Veranstaltung etabliert hat.

Riesige, phantasievolle Laternen

Viele Mädchen und Jungen aus den Nürnberger Grund- und Mittelschulen versammeln sich im Advent neben dem Christkindlesmarkt und laufen mit ihren Lehrern und Eltern zum Ölberg an der Burg hinauf. Angeführt werden sie seit vielen Jahren von den riesigen, phantasievollen Laternen, die Jugendliche der Schule Insel Schütt gebastelt haben. Der Umzug schließt normalerweise mit einem Krippenspiel, das Optimismus verbreiten soll.

Gesundheitsamt legte Veto ein

Am 10. Dezember sollte es wieder soweit sein: Doch das Gesundheitsamt hatte schon vor Monaten sein Veto eingelegt. Angesichts steigender Ansteckungszahlen könne der Lichterzug nicht in seiner gewohnten Form stattfinden. Im städtischen Schulamt arbeitete man daraufhin intensiv an einem neuen Konzept.

"In der düsteren Nachkriegszeit war der Lichterzug ein Lichtblick", meint Daniela Volland vom Fachbereich Grund-, Mittel- und Förderschulen, "jetzt haben wir wieder düstere Zeiten und da wäre die Veranstaltung wichtig." Als Alternative zum zentralen Umzug sollten zwei Abgesandte mit einem "Licht der Hoffnung" aus der Stadt zu den Schulen kommen. Dort hätten die Klassen dann Gedichte aufsagen oder gemeinsam Lieder singen können.

Zu große Belastung

Doch angesichts der zahlreichen Belastungen, welchen die Schüler und Lehrer coronabedingt an den Schulen ausgesetzt sind, wollte man letztlich nicht noch eins draufsetzen. Daher überlegt man nun, ob eventuell Oberbürgermeister und Schulreferentin am 10. Dezember öffentlich auf die Gründe für den Verzicht, aber auch auf die Bedeutung des Lichterzugs eingehen.

Auch der beliebte "Markt der Partnerstädte" am Rathausplatz findet nach der Absage des Christkindlesmarkts nicht statt. Die Hälfte der Budenbetreiber hatte bereits abgesagt, weil sie nicht wussten, wie sie die Quarantäne-Bestimmungen einhalten sollen.


Christkindlesmarkt 2020: Die Absage ist bitter, aber notwendig


Doch etliche Aktive - etwa aus Glasgow, Gera, Sri Lanka oder Hadera - hätten gern ihren Stand aufgebaut. Denn der schottische Whiskey und die farbenfrohen Kilts sind schon unterwegs, auch Spielzeug aus Sri Lanka ist schon da. Die Ware verdirbt zwar nicht, doch manche Teilnehmer des Markts finanzieren mit dem Erlös ihre Hilfsprojekte.

Online-Plattform als Alternative?

"Wir überlegen, ob manche Buden in Stadtteilen aufgestellt werden können oder ob es für die Beteiligten eine Online-Plattform geben kann, auf der sie ihr Angebot präsentieren", meint Christine Schüssler, Leiterin des Amts für Internationale Beziehungen. Denn für die Nablus-Initiative oder den Verein für San Carlos in Nicaragua sei der "Markt der Partnerstädte", der schon viele Jahre existiert, die Haupteinnahmequelle.

Am 10. Dezember sollte eigentlich wieder der Lichterzug durch Nürnbergs Innenstadt stattfinden: Doch das Gesundheitsamt hatte schon vor Monaten sein Veto eingelegt.

Am 10. Dezember sollte eigentlich wieder der Lichterzug durch Nürnbergs Innenstadt stattfinden: Doch das Gesundheitsamt hatte schon vor Monaten sein Veto eingelegt. © Eduard Weigert

Ob Stände auf den neun Stadtteil-Wochenmärkten aufgestellt werden können, lässt das städtische Marktamt gerade prüfen. Dort hat man nach der Absage des Christkindlesmarkts jede Menge Arbeit. Als erstes erhielten die 185 Marktbeschicker zeitgleich zur offiziellen Presseerklärung eine SMS: "Sie sollten die schlechte Nachricht nicht aus den Medien, sondern direkt von uns erfahren", sagt Marktamts-Leiterin Christine Beeck, "wir hatten bereits viele, viele Gespräche mit den Händlern. Die sind nicht nur traurig, manche sind richtig verzweifelt."

Corona-Klausel im Zulassungsbescheid

Eine Entschädigung gibt es nicht, die Zulassungsbescheide enthalten eine eigens eingefügte Corona-Klausel. Aber immerhin gibt es bereits bezahlte Budengebühren zurück - insgesamt erwirtschaftet der Christkindlesmarkt damit normalerweise rund 435.000 Euro netto.

Natürlich wurde auch sofort der Auftrag zum Aufbau der Buden widerrufen. Die Holzstände liegen fein gestapelt in einer neuen Leichtbauhalle am Großmarkt. Auch die Stromversorgung für den Christkindlesmarkt ist überflüssig, all das will bedacht sein.

Altstadt adventlich geschmückt

Aber das heißt nicht, dass der Hauptmarkt abends im Dunkeln liegt. Die Altstadt soll im Advent geschmückt sein - mit Girlanden, Sternen und Engeln. Es soll schließlich weihnachtliche Atmosphäre aufkommen.

"Das halte ich für ganz wichtig", merkt Yvonne Coulin, Leiterin der Congress- und Tourismuszentrale (CTZ) an, "denn Weihnachten und Advent haben auch unabhängig vom Christkindlesmarkt Bedeutung". Die Menschen kommen zum Geschenke einkaufen in die Stadt, da erwartet sie ein weihnachtliches Flair."

Wie viel Umsatz der Christkindlesmarkt pro Jahr generiert, kann die versierte CTZ-Chefin nicht beantworten. "Das wäre Kaffeesatz-Leserei. Natürlich ist die Situation im Vergleich zum Vorjahr jetzt dramatisch, aber wir müssen sie unter Corona-Bedingungen betrachten." Und da wird die Rechnung erst am Jahresende aufgemacht.

"Branche in Schockstarre"

"Die Branche befindet sich in Schockstarre", erklärt Gerhard Engelmann, Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands Mittelfranken, "bisher waren die Umsätze in 2020 gering, jetzt ist die letzte Hoffnung zunichte gemacht." Touristisch gesehen ist der Dezember nach dem Juli der wirtschaftlich stärkste Monat im Jahr.

Doch ohne die ausländischen Gäste, ohne viele Tagestouristen aus der weiteren Region werde es sehr schwer. "Wir brauchen Soforthilfe vom Freistaat für unsere Betriebe genauso wie Tilgungszuschüsse", unterstreicht Engelmann. Gespräche mit der Staatsregierung würden noch diese Woche stattfinden.

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