Das plant Gabriela Heinrich, falls sie Nürnberger SPD-Chefin wird

9.4.2021, 20:29 Uhr
Gabriela Heinrich, hier am Klarissenplatz, will SPD-Chefin werden. 

© SPD Gabriela Heinrich, hier am Klarissenplatz, will SPD-Chefin werden. 

Eine Frage kam besonders oft, nachdem Gabriela Heinrich ihre Kandidatur für den Vorsitz der Nürnberger SPD bekannt gegeben hat: Sind ein Bundestagsmandat und der Chefposten bei den Nürnberger Genossen miteinander vereinbar? „Manche denken ja auch, ich bin die ganze Zeit in Berlin“, sagt Heinrich.

"Kein Alleinunterhalter"

Dabei müsse die Abgeordnete für Nürnberg-Nord freilich auch in ihrem Wahlkreis präsent sein. „Außerdem wäre ich als Vorsitzende kein Alleinunterhalter. Wir haben eine Menge Leute, die gern Verantwortung übernehmen.“
Es sei auch nicht ungewöhnlich, dass ein „Bundestägler“ zugleich den Nürnberger SPD-Vorsitz innehabe, sagt Heinrich und erinnert etwa an Günter Gloser. Heinrich gehörte als stellvertretende Unterbezirksvorsitzende zwischen 1997 und 2003 zu Glosers Team, als es darum ging, die Scherben nach der desaströs verlorenen Kommunalwahl 1996 aufzukehren.

Vergleichbar mit 1996

Sie hält die aktuelle Situation der Genossen für vergleichbar, auch 2020 musste man sich sowohl vom Oberbürgermeisterposten als auch von der Rathausmehrheit verabschieden. „Ich habe schon einmal so eine Krise erlebt und will meinen Teil dazu beitragen, dass wir enger zusammenrücken“, beschreibt die 57-jährige diplomierte Medienberaterin ihre Motivation, den Chefsessel im Karl-Bröger-Haus einzunehmen.

Expertin für Menschenrechtsthemen

Heinrich bringt jede Menge politische Routine mit: Zwischen 2002 und 2013 war sie Stadträtin, seit 2013 sitzt sie im Bundestag, seit 2015 ist sie wieder stellvertretende Nürnberger Parteivorsitzende. 2019 avancierte die Expertin für Außenpolitik und Menschenrechte zudem zur Vizechefin der SPD-Bundestagsfraktion.

Sicherer Listenplatz

Und jüngst haben die bayerischen Genossen sie auf Rang acht ihrer Landesliste für die Wahl 2021 gewählt – ein Zitterspiel wie 2013 und 2017, als Heinrich auf den Positionen 22 und 18 jeweils nur ganz knapp den Einzug in den Bundestag schaffte, dürfte ihr mit diesem respektablen Platz erspart bleiben. „Mein Seelenheil hängt nicht davon ab, ob ich jetzt Nummer vier oder zehn bin. Aber ich habe schon gehofft, dass mich die Kollegen nicht ganz nach hinten packen“, sagt sie lachend.

Autorenschaft über Ideen

Seit sie dem Bundestag angehört, war die SPD Juniorpartner in der Großen Koalition. Aus Berlin kennt sie es daher, dass der Wähler das, was die Genossen durchsetzen, nicht unbedingt der SPD gutschreibt: „Die Leute glauben, Angela Merkel hätte den Mindestlohn eingeführt.“


Auch in Nürnberg habe die SPD zuletzt nicht mehr deutlich machen können, „dass wir der Treiber der kommunalpolitischen Ideen sind“. Man müsse mit CSU und Grünen konstruktiv im Rathaus zusammenarbeiten, zugleich aber die „eigene Autorenschaft über gute Ideen“ kenntlich machen.

Großwetterlage spricht für die Grünen

Das sei eine Herausforderung, gerade in Zeiten, in denen die „Großwetterlage“ eher den Grünen in die Hände spiele. „Aber ich bin überzeugt davon, dass wir als SPD gebraucht werden.“ Zumal sich auch die Genossen um den Klimawandel kümmerten – nur achteten die Sozialdemokraten eben auch auf dessen soziale Flankierung.

„Stadt der Zukunft“

Ihre Vorstellungen möchte sie bündeln unter dem Etikett „Nürnberg – Stadt der Zukunft“: „Das betrifft alle kommunalpolitischen Themen: Mobilität, Grün in der Stadt, Sauberkeit, Sicherheit, Kultur. Wir müssen uns fragen: Was wollen die Bürger?“.


Heinrich will Ideen sammeln und diskutieren, letztlich soll daraus ein überzeugendes Wahlprogramm für 2026 resultieren. „Nürnberg hat eine hohe Lebensqualität. Die müssen wir erhalten, auch wenn es Wandel gibt“, sagt die gebürtige Berlinerin, die 1990 der Liebe wegen in die Stadt kam und 1991 der SPD beitrat.

Vorbild Gloser

Befürchtungen mancher Genossen, dass eine Niederlage gegen Nasser Ahmed ihrer Bundestagskandidatur den Wind aus den Segeln nehmen könnte, teilt sie nicht. „Wenn man sich von solchen Gedanken leiten lässt, kann man sich nichts mehr trauen.“ Als Vorbild unter den bisherigen Nürnberger SPD-Chefs nennt sie Günter Gloser: „Er hat die SPD in schwierigen Zeiten nach vorne gebracht.“

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