"Hat uns erwischt": Risiko-Rückkehrer am Nürnberger Airport

16.8.2020, 20:08 Uhr
Wer aus einem Riskogebiet kommt, wird direkt zum Testzentrum am Nürnberger Flughafen gebracht.

© NEWS5 / Bauernfeind, NEWS5 Wer aus einem Riskogebiet kommt, wird direkt zum Testzentrum am Nürnberger Flughafen gebracht.

An dem Test, das wird schnell klar, führt kein Weg vorbei. Direkt aus dem Flieger werden die Urlauber, die aus den Risikogebieten kommen, mit einem Bus zu einem Zelt gebracht. Bauzäune markieren Korridore. Es herrscht Maskenpflicht. Allein am Sonntag setzten vier Jets aus Palma de Mallorca auf, das seit Freitag als Risikogebiet gilt. Alle Urlauber, die sich auf dem Weg in die Heimat gemacht haben, müssen seitdem auf das Coronavirus getestet werden - und anschließend vorerst in Quarantäne. Zumindest in der Theorie.

"Wir haben keinerlei Hinweis bekommen, dass wir zuhause bleiben sollen", sagte ein Reiserückkehrer der Agentur News5 in Nürnberg. "Nur, dass wir jetzt 24 bis 72 Stunden auf unser Ergebnis warten müssen." Der Abstrich sei "kommentarlos" abgelaufen, aber eben auch schnell. "Nach keinen 20 Minuten waren wir wieder draußen."

"Wir konnten weder links noch rechts"

Auch andere Rückkehrer aus Palma bestätigen das. "Wir konnten weder links noch rechts", sagt eine andere Mallorca-Touristin am Airport gegenüber News5. Es sei direkt in das Testzentrum gegangen, "ohne Info". Viele wünschen sich mehr Kommunikation, mehr Aufklärung über das, was auf sie zukommt. "Auch, ob wir jetzt in Quarantäne müssen."

Der Bayerische Rundfunk (BR) berichtet am Samstag über eine Sicherheitslücke am Nürnberger Airport. Rückkehrer aus Risikogebieten werden direkt zu den Tests gebracht, Menschen, die über ein Drittland einreisen aber nicht. Einige Reisende seien so durchs Raster gefallen, berichtet der öffentlich-rechtliche Sender, von ihnen wurden keine Abstriche genommen - trotz Testpflicht. Dem Bericht zufolge kann das Flughafenpersonal aus Datenschutzgründen nicht auf die Passagierdaten zugreifen.

Sicherheitslücke am Airport? LGL widerspricht

In einer Stellungnahme gegenüber dem BR verteidigte das zuständige Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) das Vorgehen. Die Behörde setzt auf die Eigenverantwortung der Reiserückkehrer - und auf umfassende Hinweise auf die Testmöglichkeiten. Die Möglichkeiten zur genaueren Nachverfolgung müsse der Bund schaffen.

Bis dahin läuft die Maschinerie am Airport weiter. Wer aus einem Riskogebiet kommt, wird eben direkt zum Testzentrum gebracht - wer aus einem anderen Land einreist, der nicht. "Uns hat diese Risikoerklärung mittendrin im Urlaub erwischt", sagt ein Rückkehrer aus Mallorca. Als die Franken aufbrachen, sei Spanien noch nicht als besonders gefährdetes Gebiet geführt worden. Vielen in den Fliegern, die am Wochenende ankamen, geht es ähnlich. Mit einem Test bei der Anreise hatten sie nicht gerechnet.

Diskussion um Kostenübernahme

Seit Tagen schwelt eine Diskussion darüber, wer die Kosten der Pflichttests tragen soll. Gesundheitsminister Jens Spahn kündigte an, dass die Abstriche in jedem Fall kostenlos bleiben sollen. Er verstehe den Impuls, sagte der CDU-Politiker. "Wer sich den Skiurlaub leisten kann, der kann sich auch das gebrochene Bein leisten." Eben das sei aber kein gutes Prinzip. Spahn fürchtet, dass Tests, die etwas kosten, eher vermieden werden. "Das schützt uns und das schützt andere."

Zuvor hatten mehrere FDP-Politiker eine Änderung der bestehenden Regelung gefordert. "Wer sich eine Fernreise mitten in der Pandemie ausgerechnet in ein Risikogebiet leisten kann und trotz kostenloser Stornierungsmöglichkeiten nicht umbucht, muss auch das Geld für einen Pflichttest aufbringen", sagte etwa der Abgeordnete Michael Theurer.


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Nicht alle, die am Sonntag in Nürnberg aufsetzen, kommen aber aus einem Risikogebiet. Eine Frau etwa sagt: "Wir kommen aus den USA, wo wir zwei Jahre gelebt haben." Sie wird sich wohl trotzdem in Quarantäne begeben. "Das Gute ist, wir haben hier ein zuhause und können dort bleiben", sagt die Rückkehrerin. Es sei zwar etwas chaotisch. "Aber ganz ehrlich, wenn man sieht, wie viele Menschen sterben, sollten wir alles machen, was möglich ist."

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